Porsche unter Strom

E-Performance jetzt auch in Berlin-Adlershof. Porsche investiert in die Zukunft. Zum einen mit dem Bau einer weiteren Niederlassung. In Berlin-Adlers-hof wird ab dem Frühjahr 2017 eines der modernsten Porsche Zentren Europas verkehrsgünstig an der Stadtautobahn A113 für seine Kunden erreichbar sein.

Patrick Henkel, seit April neuer Geschäftsführer der Porsche Zentren in Berlin, stärkt damit den Wirtschaftsstandort Berlin, auch mit 26 neuen Arbeitsplätzen.

Auf dem 9 200 Quadratmeter großen Gelände entsteht außerdem eine einzigartige Solaranlage in Form eines Pylons, der für die nachhaltigen und ressourcenschonenden Investitionen stehen soll. Der für Porsche Zentren typische Pylon bekommt in Berlin-Adlershof eine ganz neue Funktion, ist erstmals mit Solarzellen ausgestattet. Damit setzt der Autobauer nicht nur symbolische Akzente: Nach der Fertigstellung im Frühjahr 2016 wird der dort gewonnene Solarstrom über eine Ladesäule der Öffentlichkeit kostenlos zur Verfügung stehen. Der Solarpylon ist ein Pilotprojekt. Mit einem Ertrag von bis zu 30 000 Kilowattstunden Solarstrom pro Jahr könnte der komplette Strombedarf des neuen Porsche Zentrums abgedeckt werden. 

Zu diesem sichtbaren Zeichen für Innovation und Nachhaltigkeit passt dann auch ein weiteres Projekt. Mit dem Mission E stellte Porsche auf der IAA in Frankfurt den ersten rein elektrisch angetriebenen viersitzigen Sportwagen vor. Die Konzept-Studie vereint das unverwechselbare Design eines Porsche, außergewöhnliche Fahrleistungen und die zukunftsweisende Alltagstauglichkeit des ersten 800-Volt-Antriebs. Die Eckdaten des faszinierenden Sportwagens: vier Türen und vier Einzelsitze, über 440 kW (600 PS) Systemleistung und über 500 Kilometer Reichweite. Allradantrieb und Allradlenkung, Beschleunigung in unter 3,5 Sekunden von Null auf 100 km/h und eine Ladezeit von rund 15 Minuten für 80 Prozent der elektrischen Energie. Die Instrumente werden mittels Blick- und Gestensteuerung bedient, intuitiv und mit maximaler Fahrer-orientierung durch automatische Einstellung auf die Fahrerposition, die Darstellung erfolgt teilweise über Hologramme.

 

Neue Ära bei Alfa Romeo


Alfa Romeo Giulia [Foto oben: © United Artists, Foto unten: © 2014 Fiat Chrysler Automobiles]
 

Nichts ist werbewirksamer für ein Auto, als sein Auftritt in einem Film, der Kultpotenzial besitzt, so wie in „Die Reifeprüfung“ aus dem Jahr 1967. Darin ist Dustin Hoffman in einem roten Alfa Romeo Spider unterwegs, begleitet vom Simon-and-Garfunkel-Song „Mrs. Robinson“, und machte so nicht nur sich selbst, sondern auch unversehens den italienischen „Spider“ zum Star. 

Bereits ein Jahr zuvor hatte der Alfa Romeo Spider auf dem Genfer Automobilsalon für Aufsehen gesorgt, denn die auch damals schon legendäre Sportwagenschmiede präsentierte mit dem „Spider“ erstmals einen eleganten, offenen Zweisitzer zu erschwinglichem Preis.

Den sportlich ambitionierten „Alfisti“ kam natürlich der Hinterradantrieb sehr entgegen.

Aber lange Zeit war es ebenso der Motor, dessen markanter Sound bis in die späten 1980er-Jahre hinein eine wahre Fan-Gemeinde entstehen ließ.  

So wie der „Spider“ prägten über Jahrzehnte hinweg Sportwagen und sportliche Limousinen wie die Giulia das Image der Marke Alfa Romeo. Als deren Geburtsjahr gilt das Jahr 1910, zunächst nur mit dem A.L.F.A.-Logo. Erst 1920 wurde der Name des neuen Eigentümers Nicola Romeo Bestandteil des Markennamens: Aus Alfa wurde Alfa Romeo. Durch die anfänglichen Rennerfolge und immer wieder außergewöhnlichen Modelle etablierte sich die Marke als Hersteller von Sportwagen mit extravagantem Design. Daneben spielte technisches Know-how traditionell eine wichtige Rolle: Beispielsweise hat Alfa Romeo 1997 als erster Autobauer die sogenannte Common-Rail-Technik für die Direkteinspritzung in Dieselfahrzeugen kreiert.

Trotz aller Erfolge und allen Glanzes gab es über die gesamte Firmengeschichte hinweg immer wieder Rückschläge, in finanzieller und technischer Hinsicht. Auch die Übernahme durch Fiat änderte schließlich nichts am permanenten Rückgang der Stückzahlen, 2014 nur noch mit 74000 beziffert, beschränkt auf die Modelle „Giulietta“, den Supersportwagen 4C und den Kleinwagen MiTo. 

Im 105. Jahr der Firmengeschichte nun wird mit der Wiedergeburt der „Giulia“ eine neue Ära eingeleitet, die Alfa Romeo wieder in die Gewinnzone bringen und den legendären Alfa-Romeo-Nimbus mit attraktiven Premium-Modellen wiederbeleben soll. Tatsächlich steht die neue Giulia für eine Rückbesinnung auf die lang ersehnte Neuauflage der Alfa-Romeo-Performance, sowohl in der Formensprache als auch hinsichtlich der Leistung. Der Sechszylinder der Top-Version Quadrifoglio Verde mit 510 PS wurde von Ferrari entwickelt, die Karosserie enthält reichlich Aluminium und Karbon, und mit einer Beschleunigung in 3,9 Sekunden von Null auf Tempo 100 fährt die sportliche Limousine ihrer Konkurrenz davon. Die Verkündung einer neuen Ära kann sich freilich nicht auf ein einziges Vorzeigemodell beschränken, daher spricht Alfa Romeo mit Blick auf den Premiumbereich von einer Modelloffensive, die bis 2018 reicht und acht neue Modelle umfasst, darunter Vierzylinder-Benziner mit 105 bis 240 PS und Diesel mit 105 bis 200 PS. Auch zwei SUV-Modelle im nächsten Jahr gehören dazu. 

Es scheint, mit der wiedergeborenen Giulia ist die Wartezeit auf wirklich neue Alfa-Romeo-Modelle beendet und die kolportierte Sentenz von der „elegant verpackten Massenware“ gehört der Vergangenheit an.

 

IAA 2015


[Foto: IAA 2015]
 

Mobilität verbindet – das diesjährige Motto der IAA 2015 wird eingelöst. Ende September ist die 66. IAA Pkw zu Ende gegangen. Bei bestem Messewetter konnten die Veranstalter mit einem Zuwachs von 6 % knapp eine Million Besucher in den Frankfurter Messehallen begrüßen, die sich mit den neuesten Entwicklungen auf dem Automarkt elf Tage lang vertraut machten. Veranstalter ist der Verband der Automobilindustrie (VDA). Mit 1103 Ausstellern aus 39 Ländern und 219 Weltpremieren, 60 Weltneuheiten mehr als vor zwei Jahren, hat die IAA ihre Position weiter ausgebaut. Die Besucher sind jünger geworden, im Schnitt 34 Jahre alt.

Die weltweit wichtigste Mobilitätsmesse war selten so von Vernetzung und Digitalisierung geprägt wie in diesem Jahr. Tesla, obwohl nicht vertreten, hat trotzdem viel Präsenz gezeigt, das Startup-Unternehmen aus Kalifornien hängt die Latte hoch; mit seinem leistungsstarken Model S lockt es die großen deutschen Autobauer aus der Reserve: Audi, Porsche und Mercedes haben in Sachen Elektromobilität Großes vor, präsentieren sich dementsprechend. Während es Daimler mit seinem „Concept IAA“ noch bei einem Plug- in-Hybriden belässt, der auf insgesamt 279 PS Leistung kommt, fährt Porsche mit seiner „Mission E“ schon rein elektrisch, kann mit den Kaliforniern also mithalten. Audi bleibt, was die technischen Daten angeht, mit seinem „E-Tron Quattro-Concept“ zwar zurück, wobei es zum Ausgleich mit ein paar anderen guten Ideen wie z. B. einem Solarzellen-Paneel auf dem Dach aufwartet, will dafür aber schon ein Jahr früher auf den Markt kommen. 

Die 67. IAA Pkw findet vom 14. bis 24. September 2017 in Frankfurt am Main statt. 

 

Abschied von der M-Klasse


Der neue Mercedes-Benz AMG GLE 63 4-Matic Coupé [Foto: Mercedes-Benz]
 

Auch bei Mercedes gab es in diesem Jahr einen Motorenwechsel, und zwar beim neuen GLE. Das ist die veränderte Bezeichnung für die M-Klasse, deren Modellpflege anstand, die aber offenbar nicht in das Ordnungsprin-zip der neuen Daimler-Nomenklatur passte. Deshalb mutierte die M-Klasse zum GLE, der zukünftig nicht mehr von einem Saugmotor angetrieben wird, sondern von einem Dreiliter-Sechszylinder mit Biturbo-Aufladung. Dieser GLE-Basismotor leistet 333 PS. Neu sind ebenso eine Coupé-Version und zwei Dieselvarianten: der GLE 350d mit 258 PS und der GLE 250d mit 204 PS, Letzterer – ein Vierzylinder-Diesel im Heck – ohne Allradantrieb und deshalb sparsamer im Verbrauch. Noch sparsamer ist man mit dem GLE 500e unterwegs, dem Plug-In-Hybrid, der nun einen Stecker hat. Dessen Normverbrauch liegt bei nur 3,3 Litern.

Vom Boom der bulligen SUVs – in Deutschland ist jeder fünfte neue Pkw ein SUV – will natürlich auch der Stuttgarter Autobauer weiter profitieren und hatte schon mal vorab 2015 zum „Jahr des SUV“ erklärt. Folgerichtig startete die neue GLE-Generation mit etlichen Neuerungen. Dabei scheinen im oberen Premiumbereich keine Grenzen zu gelten: Der AMG GLE 63 4MATIC Coupé ist gar eine Mischung aus SUV, Coupé und Sportwagen. Mit unglaublichen 585 PS ist er stärker als sein Konkurrent, der BMW X6 M, und beschleunigt wie der neue Porsche 911. Im Fahrmodus „Sport Plus“ senkt dabei die Luftfederung Airmatic die Karosserie um 25 Millimeter ab und macht den Super-SUV zum Sprinter. Von der „SUV-Welle“ zu profitieren heißt für Daimler offenbar, auch da möglichst der Konkurrenz davonzufahren.

 

Vision aus dem Phone-Konzern


Erinnert an die Apple-Maus. Konzept von Franco Grassi [Abb.: www.coroflot.com]
 

Mac, iPhone, iPod, iWatch, iTunes-Stores, neuerdings auch der Streamingdienst Apple Music – die Produkte aus dem Hightech-Konzern haben fast Kultstatus, der aber auch immer neue Nahrung erhalten muss, um nicht seine Strahlkraft zu verlieren. Das weiß Apple nur zu gut, deshalb wirft jetzt eine weitere Innovation ihre Schatten voraus: das iCar. Was Tesla mit seinen Elektroautos erfolgreich vormacht, daran will Apple nun mit einem eigenen E-Mobil anschließen. Sich den Elektronikkonzern als Autoproduzenten vorzustellen, fällt indes schwer. Doch geht es wohl hauptsächlich um das, was in dem iCar stecken wird: die versammelte Apple-Software. Gut vorstellbar ist allerdings ein eigenes Design für das zukünftige iCar. Darauf wird Apple auf keinen Fall verzichten. Die Auswahl des Autoproduzenten dürfte dagegen schwerer fallen. Immerhin sind die etablierten Hersteller Konkurrenten. Noch ist das iCar nur Ankündigung, die zur Marketingstrategie von Apple gehört. Vielleicht aber geht es schneller als gedacht, denn die „iPhone-Gemeinde“ wartet schon länger auf eine wirklich neue Erweckung.

 

Mit einem Wink – der neue Siebener von BMW


Der neue BMW 7er – intelligentes Energiemanagement [Foto: Barry Hayden]
 

Seit der Markteinführung des 7er BMW sind mehr als 1,6 Millionen Fahrzeuge verkauft worden – eine Erfolgsbilanz. Mit dem neuen Siebener macht BMW allerdings nun einen spektakulären Sprung, betritt ein höheres Level, schiebt sich in die exquisiten Gefilde der Oberklasse. Dorthin, wo beispielsweise auch die S-Klasse von Mercedes zu Hause ist. So vernahm es zumindest die Autogemeinde angesichts der Weltpremiere des 7er BMW im Juni und der Messepremiere auf der IAA in Frankfurt. Im Grunde ist der neue Siebener ein neues Auto. Das betrifft Design, wichtige Fahrzeugkomponenten, Bedienung und Ausstattung. Rein äußerlich wirkt er eleganter als sein Vorgänger, bringt dank Kohlefasereinsatz 130 Kilogramm weniger Gewicht auf die Waage, sorgen spezielle Luftfederung und zusätzliche Fahrwerksregelung für noch bessere Fahrdynamik. Das Motorenangebot wurde ebenfalls vollständig überarbeitet. Ganz neu ist der Plugin-Hybrid 740e, der im nächsten Jahr kommen wird. Er soll 120 Kilometer pro Stunde rein elektrisch fah-ren können, bei einer Reichweite bis zu 40 Kilometern.

Man würde den Siebener aber nicht in die Nähe der Oberklassekonkurrenz von Mercedes und Audi stellen, wären da nicht auch die technisch anspruchsvollen neuen Features. Fast magisch: die neue Gestensteuerung. Mit einem Wink oder eben einer bestimmten Geste kann der Fahrer verschiedene Funktionen steuern, beispielsweise durch Drehbewegung eines Fingers die Lautstärke der High-End-Audioanlage oder Anrufe per Fingerzeig annehmen bzw. ablehnen. Auch reagiert das Auto auf Sprachbefehle, wie „Fahr mich nach Hause“. Andere Features sorgen für ein angenehmes Sitzfeeling oder eine Lichtinszenierung nach Wahl. Neben der Erweiterung des iDrive-Bedienkonzepts um vorzugsweise diese Gestensteuerung haben auch die Assistenzsys-teme eine Aufwertung erfahren. So warnen sie vor drohenden Heckkollisionen, Spurwechseln ohne Blinker, helfen beim Spurhalten und im Stau mit teilautomatisiertem Fahren. Als nützlicher Helfer beim Ein- und Ausparken fungiert der neue Displayschlüssel. Vor oder in einer zu engen Parklücke startet er das Auto und es fährt ferngesteuert hinein oder heraus.

Ende Oktober kommt der neue Siebener auf den Markt. Die Oberklasse verfügt mit dieser Luxuslimousine über ein technisch sehr anspruchsvolles und hochwertiges Mitglied, das neben der etablierten Konkurrenz aus Stuttgart und Ingolstadt voll und ganz bestehen kann.     

Reinhard Wahren

 

64 - Herbst 2015