Wachsende Stadt

Mit dem Projekt Gotland schließt sich 25 Jahre nach der Wiedervereinigung eine weitere Lücke im Stadtbild. Der Berliner Ortsteil Prenzlauer Berg liegt, das Bevölkerungswachstum betreffend, seit Jahren an der Spitze der Hauptstadt. Ganz im Norden, an der Grenze zu Pankow befindet sich das Nordische Viertel, das sich mit grünen Innenhöfen, ausgedehnten Grünflächen und einer kleinen Villenkolonie etwas beschaulicher und familienfreundlicher gibt als der südliche Prenzlauer Berg. An der Grenze zwischen einer innerstädtischen dichten Bebauung und der aufgelockerten Villenbebauung des ehemaligen Ost-Berliner Botschaftsviertels, in dem sich noch heute diverse Vertretungen von Ländern wie Kuba, Bosnien und Herzegowina sowie Eritrea befinden, klafft eine Lücke im Ortsbild: eine Brachfläche mit Parkplatz, einer Supermarktbaracke und kahlen Brandwänden, von denen schon lange der Putz rieselt. Jetzt brechen neue Zeiten an. Der boomende Immobilien-Markt der Hauptstadt sorgt nun dafür, dass mit dem Projekt „Gotland“ 25 Jahre nach der Einheit sich eine weitere Freifläche schließt. Verantwortlich für den Lückenschluss zeichnen die Bauherren Hubertus Hiller und Harald Wengust, die ab März 2016 auf der Freifläche 136 neue Wohnungen errichten. Architekt des errichteten Gebäudes, das sich mit seiner Helligkeit, seiner Leichtigkeit und der typischen Zurückhaltung am klassischen schwedischen Design orientiert, ist Rolf Gnädinger von Gnädinger Architekten, der u. a. das Otto Bock Science Center am Potsdamer Platz entworfen hat. BLS Energieplan GmbH Niederlassung Berlin übernimmt die Aufgabe der kompletten Planung der technischen Gebäudeausrüstung. Firma J & J Bau und Bauträger GmbH aus Halle (Saale) wird als Generalunternehmer sein leistungsstarkes Baumanagement unter Beweis stellen. Zum Objekt gehören außerdem Abstellflächen für Fahrräder und eine Tiefgarage mit einer eigenen Stromversorgung für Elektromobilität. Der Supermarkt wird ebenfalls in das neue Gebäude integriert. Die 136 Wohnungen mit Größen zwischen einem und vier Zimmern beginnen bei Kaufpreisen von 3 950 Euro pro Quadratmeter und stehen seit Ende des Jahres 2015 zum Verkauf. Die Fertigstellung ist für Ende 2017/Anfang 2018 geplant. „Mit dem Gotland betreiben wir ganz bewusst ein Stück Stadtreparatur“, erklärt Bauherr Hubertus Hiller und ergänzt: „Der Grundriss des Projekts mit zehn verschiedenen Aufgängen ist ganz außergewöhnlich, denn wir setzen die Bebauung zum Teil direkt an die vorhandenen Brandwände und nehmen dabei die Struktur der  historischen Innenhöfe wieder auf.“ So entstehen neben dem Vorderhaus in Blockrandbebauung mit sechs Aufgängen auch vier ganz individuelle Gartenhäuser, die mit den gründerzeitlichen Nachbargebäuden ein Ensemble bilden. Zwischen den insgesamt fünf neu zu errichtenden Häusern wird ein begrünter, mäandernder Innenhof eingerichtet, der zum Teil auf dem Dach des Nahversorgers und der Tiefgarage angelegt ist und dessen Gestaltung mit skandinavischen Steinen, nordischen Pflanzen und offenen Sitzbereichen an die schwedische Insel Gotland, die Namensgeberin des Projekts, erinnert.

65 - Winter 2016
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