Grüner  Garten Pharao

Branitz umweht ein spezieller Zauber. Der als exzentrisch bekannte Hermann Fürst von Pückler-Muskau hat sich hier im fortgeschrittenen Alter seine ganz eigene Welt geschaffen. Nachdem er sein Anwesen in Muskau wegen finanzieller Probleme verkaufen musste, ist ab 1846 die Branitzer Gartenanlage sein Betätigungsfeld. Ein spätes Meisterwerk. Für viele der schönste Landschaftspark Brandenburgs. Im Zentrum des Parks steht das kleine Barock-Schloss, das Pückler umbauen ließ. Es ist unbedingt einen Besuch wert, bekommt man in den liebevoll restaurierten Räumen doch eine Ahnung davon, wie der Fürst gelebt hat. Manch Kurioses, auch im Zusammenhang mit seiner Orientleidenschaft, gibt es zu entdecken. Neben Fürst Pücklers Wohnräumen wird eine ansehnliche Sammlung an Gemälden des in Cottbus geborenen Landschaftsmalers Carl Blechen gezeigt. 

Stolze 600 Hektar umfasste ursprünglich das Branitzer Gartenreich. Gegliedert in mehrere Zonen, vom Pleasureground über den Innen- bis zum Außenpark mit Landwirtschaft und Waldflächen. Der Fürst war bekannt für seine besondere Kunst, große Bäume verpflanzen zu können. Eigens dafür hat er einen Großbaumpflanzwagen bauen lassen. Mehrere Hundert Großbäume aus der Umgebung habe der Gartenkünstler in den Park Branitz verpflanzen lassen, so Gerd Streidt, Direktor der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz. Bis zu 22 Meter hoch waren die Bäume, die so verpflanzt wurden, mit einem Stammdurchmesser von bis zu 50 Zentimetern. Darunter Stieleichen, Rotbuchen, Ebereschen, Eschen, Winterlinden. Jeder Baum hat seinen bestimmten Platz im Park. Diesen Platz hat Fürst Pückler genau kalkuliert und vor der Pflanzung bestimmt. 

Begonnen hat Pückler mit dem Gelände um das Schloss herum, dem Pleasureground. Der Fürst wollte schließlich aus dem Schloss in ein gut bestelltes Gartenwohnzimmer treten. Vor seiner Haustür legte er prächtige Blumenbeete an, stellte Plastiken auf und pflanzte teils exotische Ziergehölze. Die Zone um die Pyramiden folgte später, im westlichen Innenpark. Überhaupt die Pyramiden. Sie sind in dieser Form auch international einzigartig. 1856 ließ Fürst Pückler die Seepyramide, von ihm Tumulus genannt, anlegen. Knapp 20 Jahre, nachdem er auf seiner großen Orientreise einst in Ägypten selbst Pyramiden bestaunt hatte. „Keine Architektur repräsentiert die Unvergänglichkeit so gut wie eine Pyramide“, so Parkleiter Claudius Wecke. „Wie die ägyptischen Pharaonen wollte der Lausitzer Gartenpharao mit den Pyramiden wohl dem Himmel näher sein und der Nachwelt ein bleibendes Bauwerk hinterlassen.“ Gebaut wurde die Seepyramide zunächst auf einer Wiese. Die Wasserfläche um sie herum entstand später. Gegraben per Hand, mit Hacke und Schaufel. In dieser Pyramide wollte Fürst Pückler seine letzte Ruhe finden. Drei Arten Wein ranken sich am legendären Ort und tauchen ihn im Herbst in leuchtendes Rot. Vor einigen Jahren ist die Seepyramide noch einmal aufwendig restauriert worden. Sogar die Weinpflanzen wurden aus den his-torischen Reben eigens nachgezüchtet. Ganz in der Nähe auf einem künstlichen Hügel erwartet den Besucher dann die stufige Landpyramide. Obenauf die Inschrift Pücklers: „Gräber sind die Bergspitzen einer fernen neuen Welt.“ Der Gartenkünstler Fürst Pückler hat neben orientalischen Elementen immer auch antike Mythologien und slawisches Brauchtum seiner Lausitzer Heimat verarbeitet, so dachte er bei den Doppeleichen seiner Parks sicher auch an die verliebten sorbischen Paare, die diese Art Bäume pflanzten, um das Gedeihen ihrer Liebe zu prüfen. „Da ich auch ein Wende bin“, so ist ein wenig bekannter Satz Pücklers überliefert. Für Cottbus noch ein Grund, auf seinen Fürsten stolz zu sein.

Karen Schröder 

 

Information

Bis zum 31.10.2017 ist im Schloss täglich von 10 bis 18 Uhr noch die Sonderausstellung „AUGUSTA von PREUSSEN. Die Königin zu Gast in Branitz“ zu sehen.

 

71 - Sommer 2017