Erfinder des Erwachsenenunterrichts – 150 Jahre Rackow-Schulen

Professor August Rackow startete eine kleine Revolution, als er vor genau 150 Jahren damit begann, gestandene Männer zu unterrichten. Bislang war Unterricht nur etwas für Kinder gewesen, die dank der allgemeinen Schulpflicht bis zum 13. oder 14. Lebensjahr die Schulbank drücken mussten. Rackows Grundidee war fast schon philanthropisch: Er verletzte sich als Soldat bei einem Feldzug schwer am Bein und kannte daher die Not anderer Soldaten, die nach schweren Verletzungen für die damals übliche harte Industrie- oder Feldarbeit nicht mehr tauglich waren. Rackow begann, diesen Soldaten zunächst ehrenamtlich Unterricht im Linksschreiben und in bürotechnischen Fächern zu erteilen – und legte 1867, im Alter von 25 Jahren, mit der Gründung der „Akademie für Kalligraphie und Handelswissenschaft“ den Grundstein für die Erfolgsgeschichte der Rackow-Schulen. Ganz nebenbei wurde Rackow so zum Schöpfer des schulmäßigen Klassenunterrichts für Erwachsene. Bis heute hat sich die Idee Rackows tausendfach bewährt, und die von ihm gegründete Rackow-Schule gilt als älteste noch existierende Wirtschafts- und Handelsschule Deutschlands. 

Bis 1911 entstanden so insgesamt 13 Rackow-Schulen u. a. in Berlin, Dresden, Frankfurt/Main und Hamburg, gegründet von den zwei Töchtern und vier Söhnen Rackows. Die Rackow-Schule war anschließend über mehrere Jahrzehnte die größte Privatschule Deutschlands. Später wurde das Modell um eine Sprachschule mit Intensivkursen in Englisch, Französisch und Spanisch erweitert. Seit 2004 sind Dennis Rabensdorf und Tim Balzer Geschäftsführer und Inhaber der traditionsreichen Schulen. Sie führten das Modulkonzept im kaufmännischen Bereich ein. Dazu gesellten sich neue Schulformen wie ein  gymnasialer Zweig in Frankfurt und die  Fachoberschule 13. Auch eine Kita gehört mittlerweile zu Rackow, ebenso wie die Umschulungen und Weiterbildungen für Jugendliche und Erwachsene.

 

71 - Sommer 2017
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