Ratatouille mit Oregano geht immer

Mit Kindern kochen und sie auf spielerische, kreative Weise mit der Verarbeitung von Nahrungsmitteln vertraut machen, das war die Idee von Detlef Untermann. Vor drei Jahren haben er und seine Frau Elly angefangen, für Schüler einer Berliner Grundschule Kochkurse abzuhalten.  Aus der Initiative ist seit Ende 2016 ein eingetragener, gemeinnütziger Verein geworden, der ehrenamtliche Kochpaten an Schulen vermittelt. Schirmherr von „Kinder|Kochen“ ist Sterne-Koch Tim Raue.

Herr Untermann, wo haben Sie kochen gelernt?
Detlef Untermann: Ich koche, so lange ich zurückdenken kann. Als ich ganz klein war, hatte ich schon einen Herd, der mit Esbit-Blöckchen betrieben wurde. Auch als Schüler und Student habe ich gekocht. Meine Kommilitonen wussten: Bei dem gibt’s immer was zu futtern. Und heute: Da koche ich meistens ...

Elly Untermann: ... und das auch noch ausgesprochen gut und einfallsreich. Jedenfalls sind unsere Gäste und ich immer ganz angetan.

Wie kamen Sie auf die Idee, an Schulen Kochkurse zu veranstalten?  
D. U.: Eigentlich hatte die Idee meine Frau. An der Schule, an der wir Kochpaten sind, war ich früher Lesepate. Da habe ich eine ganze Schulklasse von der zweiten bis zur sechsten Klasse jede Woche mit zwei Unterrichtsstunden betreut. Als die Kinder in die weiterführenden Schulen gingen, wollte ich nicht noch einmal mit einer ersten Klasse von vorne anfangen. Zwischenzeitlich habe ich dann versucht, so eine Art Alumniclub an der Schule zu gründen. Das hat aber aus verschiedenen Gründen nicht so geklappt, wie ich mir das vorgestellt hatte. Da die Schule weiter mit mir zusammenarbeiten wollte und wir überlegten, was ich machen könnte, sagte meine Frau: Du wolltest doch immer schon Kochkurse für Kinder geben. Dann nahm das Ganze seinen Lauf.

E. U.: Ja, so etwas muss man meinem Mann nicht zweimal sagen. Dann legt er sofort los. Und er hat ein Händchen dafür, mit Kindern zu arbeiten und eben zu kochen.

Warum finden Sie kochen wichtig? 
D. U.: Es geht nicht nur um gesundes Essen, sondern um einen verantwortungsvollen Umgang mit Lebensmitteln. Für viele Kinder sind regelmäßige und frisch zubereitete Mahlzeiten nicht die Regel. Auch mit den Tischmanieren hapert es. Mit Kochen kann man Kinder – und übrigens auch Erwachsene – an diese Themen heranführen. Essen ist ein kommunikatives Ereignis, das man entsprechend würdigen sollte. Und das fängt bei den Lebensmitteln und beim Kochen an.

Worauf achten Sie besonders beim Kochen mit Kindern?
D. U.: Dass sie Spaß haben.

E. U.: Spaß haben die Kinder dabei wirklich. Und so bekommen sie einen spielerischen Zugang zur weiten wie bunten Welt des Kochens.

Mit einer Grundschulklasse zu kochen, ist sicherlich eine Herausforderung. 
D. U.: Das hört sich schwieriger an, als es in Wirklichkeit ist. Für die Kinder ist der Kochtag ein echtes Highlight. Und dafür sind sie dankbar.

E. U.: Die Kinder wissen zu schätzen, dass wir ihnen etwas Besonderes bieten, das so nicht selbstverständlich ist. Das würdigen sie mit ihrem Verhalten.

Gelingt es Ihnen, Kindern auch ungewohnte Gerichte schmackhaft zu machen? 
D. U.: Wenn Kinder etwas selber gekocht haben, dann ist die Hemmschwelle, das auch zu probieren, viel geringer. Natürlich gibt es immer mal jemanden, der den Bauern spielt nach dem Motto: Kenn’ ich nicht, ess’ ich nicht. Aber mit ein paar Tricks kann man sie schon noch überlisten.

Welche Art von Speisen bereiten Sie am liebsten zu, wenn Sie Kurse an Schulklassen geben?
E. U.: Unser Ratatouille beispielsweise, das es als Hauptspeise gibt, wird mit viel Oregano zubereitet. Das kennen die Kinder von der Pizza. Wenn sie dann einmal probiert haben, sind sie nicht mehr zu halten.

D. U.:  Aus praktischen Gründen kochen wir vegetarisch. Denn Schwein geht aus religiösen Gründen nicht, Rind aus finanziellen und Geflügel aus hygienischen – ich sage nur Salmonellen. Wenn so etwas passieren würde, könnten wir den Verein dicht machen.

E. U.: Unser aktuelles Menü sieht so aus: Die Vorspeise besteht aus Mozzarella mit Tomate und Basilikum, die Hauptspeise aus Ratatouille mit Penne und die Nachspeise aus mit Sprudel glatt gerührtem Quark, frischem Obst, Keksbruch und Schokoladenraspel. Das kommt gut an.

Würden Sie auch für sich allein kochen? 
D. U.: Ich in jedem Fall – und das kann dann auch sehr aufwendig sein. Da probiere ich dann auch mal das eine oder andere aus.

Wie ist es Ihnen gelungen, Tim Raue von Ihrem Konzept zu überzeugen und ihn als Schirmherrn zu gewinnen? 
D. U.: Das ging ziemlich schnell. Nachdem ich das Konzept vorgestellt hatte, ließ die Antwort keine zwanzig Sekunden auf sich warten. „Klar mach’ ich das“, hat er gesagt, „man kann gar nicht früh genug anfangen, mit Kindern zu kochen.“ Und unser Verein „Kinder|Kochen“ macht das. Das war’s. Und Tim Raue ist ein toller Typ. Wenn er einem etwas zusagt, dann hält er das auch. Da kann man sich drauf verlassen.

Danke für das Gespräch.

Ina Hegenberger

 

73 - Winter 2018