Der Trend zum Wohnmobil hält an. Die Zulassungszahlen steigen seit Jahren. Dabei erweist sich die Corona-Pandemie seit März 2020 zunehmend als Absatztreiber. Angesichts der anhaltenden Auflagen, den damit verbundenen Reise- und Urlaubseinschränkungen, einschließlich der allgemeinen Abstandsregeln, ist aber auch das Sicherheitsbedürfnis vieler Reisewillige gewachsen. Wie genau sich das Reisen generell verändern wird, ist derzeit noch nicht auszumachen. Allein die Ansteckungsgefahr bleibt und wird weiterhin die Urlaubsplanungen wesentlich beeinflussen sowie die Suche nach möglichen Alternativen fördern.
So, wie auch der Trend zum Wohnmobil durch Corona neuen Schwung erfahren hat, denn mehr und mehr Urlauber setzen auf Caravaning oder wollen mit dem Campingbus einfach nur unterwegs sein. Beschränkt auf die eigene Familie oder Freunde, unabhängig von Hotels oder Ferienwohnungen, erscheint das Ansteckungsrisiko geringer und bietet Urlaubern das Gefühl von Unabhängigkeit und Abenteuer. Allerdings unterliegen Campingplätze bestimmten Beschränkungen, vor allem im Sanitärbereich, sodass derzeit auch die erhoffte Unabhängigkeit eingeschränkt sein kann. Ist dagegen das eigene Reisemobil komplett autark ausgestattet, genügt ein Stellplatz, wo auch immer, und der Urlaub kann sogar zum echten Abenteuer werden.
Fahrzeug und Ausstattung
Um tatsächlich weitestgehend unabhängig sein zu können, zumindest für eine gewisse Zeit, sind bestimmte Voraussetzungen unumgänglich. Sicher steht dann der Komfort nicht an erster Stelle. Zwar sollte man ausreichend Stauraum im Bus zu Verfügung haben, aber auf Strom, Wasser und Gas kann nicht verzichtet werden. Das Wohnmobil energie- und versorgungsseitig aufzurüsten, gehört deshalb zu den wichtigsten vorbereitenden Maßnahmen vor Beginn einer solchen Reise. Dazu gehören eine zweite Bordbatterie, um ausreichend Strom zur Verfügung zu haben, energiesparende LED-Lampen, eine Solaranlage zur Schonung der Fahrzeugbatterie, ausreichend große Wassertanks für Frisch- und Abwasser sowie vollgefüllte Gasflaschen für das Kochen und Heizen. Zumindest die energetische Grundausstattung des Campingbusses ist Voraussetzung, um länger unterwegs sein zu können. Mit entsprechenden Umrüstpaketen kann der eigene Bus oder Transporter für ein autarkes Campen fit gemacht werden.
Eine Reise hängt auch von den persönlichen Bedürfnissen und Ansprüchen ab und von ihrer Dauer. Daher sollten Ausrüstung und Fahrzeug gut darauf abgestimmt sein, wie bei der T-California-Serie von VW, aktuell mit dem Modell T6.1. In diesem Jahr wird der Konzern den T7 präsentieren und auch eine elektrische Variante in Anlehnung an den legendären T1 Samba von 1966 ist geplant. Neben VW haben allerdings längst viele kleinere Anbieter ihre Marktnische gefunden und es kommen immer mehr dazu. Sie verfolgen unkonventionelle Ausbaukonzepte oder bauen sogar nach Kundenwunsch und längst bereichern interessante Alternativmodelle den Markt. Dabei sind kompakte Campingbusse für ein autarkes Reisen immer noch für viele Camper das Mittel der Wahl: Seit 2017 bietet beispielsweise der slowenische Hersteller Adria den komplett ausgestatteten Kompakt-Van Active auf Basis des Renault Trafic an, der Camp Van City von Ahorn kann gut als Camper und Alltagsfahrzeug genutzt werden und der Alpin Camper von Peugeot ist speziell für zwei Personen konzipiert. Dagegen hat sich die Reisemobil Manufaktur aus der Oberlausitz auf den Umbau von Transportern oder Vans zu Campingbussen spezialisiert, wie es der Bulli Free Nature Eco zeigt. Als Basis für einen Umbau verwendet die Firma neue, aber auch gebrauchte Fahrzeuge, vom Kleintransporter bis zum LKW. Abgesehen von den bereits etablierten Firmen lassen sich zahlreiche Werkstätten finden, die sich auf den Ausbau von Transportern zu Campingbussen spezialisiert haben.
Die Standortsuche
Unterwegs stellt sich spätestens dann die Frage nach einem geeigneten Standort für den Bus, wenn eine längere Pause ansteht oder wenn es dunkel wird. Abseits von Campingplätzen ist das autarke Stehen nicht überall erlaubt, meist nur auf ausgewiesenen Parkflächen. Viele europäische Länder verhängen sogar Strafen für Wildcampen. Gute Stellmöglichkeiten sind über Google Maps in Erfahrung zu bringen. Apps sind nützlich wie „park4night“. Zu empfehlen ist auch „Landvergnügen“, der Stellplatzführer zu ausgewählten Landgütern. Das Campen in Nationalparks und Schutzgebieten sowie auf landwirtschaftlich genutzten Flächen ist überall verboten.
Reinhard Wahren