Auf keiner Automesse fehlen die sogenannten Studien oder Konzeptautos. Von manchen als Luftschlösser auf Rädern bezeichnet, sind es Prototypen, die so nicht in die Serienproduktion gehen, aber für die Autokonzerne deren Innovationspotenzial deutlich machen und damit auch nicht zuletzt dem Markenimage zugutekommen. So sei ein Konzeptfahrzeug ein Kommunikationsvehikel, das signalisiere, wohin sich eine Marke in Zukunft entwickeln soll. Dass die zumeist Aufsehen erregenden Studien bereits einzelne Komponenten enthalten, die in zukünftigen Modellen zu finden sein werden, macht sie um so interessanter.
Die diesjährige CES in Las Vegas gab einen guten Einblick in die Welt dieser Luftschlösser: Spektakuläre Studien von Mercedes-Benz, BMW und Peugeot zeigten, wie effizient, nachhaltig und luxuriös Elektromobilität sein kann. Mercedes beeindruckte mit dem Vision EQXX, einem Technologie-Träger mit Vorgeschmack auf die nächste Generation der Stuttgarter E-Flotte. Es sei der effizienteste Mercedes-Benz aller Zeiten, heißt es. Mit einer einzigen Batterieladung kam der Vision EQXX bereits mehr als eintausend Kilometer weit bei einem durchschnittlichen Verbrauch von nur 8,3 Kilowattstunden pro hundert Kilometer. Das hatte der Prototyp bereits unter Beweis gestellt. Neben dem neuen Batteriesystem und der Integration von Solarzellen verhilft auch die aerodynamische Form der Karosserie zu dessen extremer Windschlüpfrigkeit. Zusätzlich noch mit einem ausfahrbaren Heckdiffusor ausgestattet, wird so der Luftwiderstandsbeiwert auf unglaubliche 0,17 gedrückt. Eine ganz „Neue Klasse“ in puncto Elektromobilität will BMW in den nächsten Jahren einläuten. Das Concept Car iVision auf der CES sollte schon mal die Richtung vorgeben. Dahinter verbirgt sich eine kompakte Limousine, deren Außenfarbe je nach Lust und Laune einstellbar, also ständig wählbar ist. Für BMW ist das die Verschmelzung von echter und virtueller Realität. Vor allem aber soll zukünftig eine „Digital Emotional Experience“ für ein völlig neues Infotainment sorgen: Beispielsweise kann die Frontscheibe bei Bedarf zum großen Bildschirm für Infos, Filme und Computerspiele umfunktioniert werden.
Stilvoller Vollblut-Offroader
Der Amarok im VW-Design hat Stil, nicht nur optisch [Foto: © 2023 Copyright Volkswagen UK]
Dass ein Pick-up durchaus auch stylisch daherkommen kann, beweist VW mit dem neuen Amarok. Zusammen mit Ford auf einer geteilten Plattform entwickelt, kommen insgesamt fünf Modellvarianten auf den Markt. Abgesehen von dem durchaus eigenständigen VW-Design des Amarok bringen die beiden Top-Modelle endlich mal mehr Stil in die sonst so nüchterne Nutzfahrzeugoptik. Während der lifestyleorientierte Aventura mit viel Chrom und 20-Zoll-Rädern glänzt, verkörpert der Pan Panamericana mit eigener Frontschürze, Geländebereifung und speziellem Ladeflächenbügel die Offroad-Variante. Auch für die Basisvarianten Amarok, Life und Style sind verschiedene Dieselmotorisierungen wählbar. Bei etwa 47 000 Euro beginnen die Preise und gehen bis zu rund 7 000 Euro bei den Top-Varianten. Der Amarok bietet bis zu 1,2 Tonnen Zuladung und 3,5 Tonnen Anhängelast und wird in zwei Karosserieformen produziert. In Deu-tschland soll es aber nur den Doppelkabiner geben.
Neue Porsche-Generation
Der vollelektrische Macan ist reif für die Straße [Foto: Porsche AG]
Noch gibt es den Porsche Macan als Benziner, aber wohl nicht mehr lange. Im nächsten Jahr soll das Produktionsaus kommen. Dann wird es nur noch den elektrisch angetriebenen Macan geben. Aber nicht nur die Antriebsart verändert sich, mit ihr auch die technische Basis, denn der Elektro-Macan bekommt die von Porsche und Audi gemeinsam entwickelte PPE-Plattform. Bringt zudem der Macan bislang maximal 595 PS auf die Straße, erlaubt die PPE bis zu 611 PS. Mit dem neuen Elektro-Macan ist natürlich auch die 800-Volt-Technologie verbunden. Die Ladeleistung soll über 270 kW betragen und die Lithium-Ionen-Akkus in kaum mehr als 25 Minuten bis zu 80 Prozent aufladen.
Fahrspass mit Retrodesign: Renault Alpine A110
Zukunftsfähiges Kultauto: Ab 2026 gibts der Alpine nur noch als E-Modelle [Foto: Renault, Static © Yannick BROSSARD]
Die Alpine-Modelle begeistern nicht erst seit 2017, als das erste Modell der wieder eingeführten Alpine A110 vorgestellt wurde. Die französische Sportwagenschmiede ist Kult, denken wir an den legendären A110 mit dem Spitznamen Flunder, der von 1962 bis 1977 hergestellt und im internationalen Renn- und Rallyesport sehr erfolgreich war. Ab 2026 soll es von Alpine nur noch E-Modelle geben, eine enorme Herausforderung für die Traditionsfirma, die nichtsdestotrotz für das Modelljahr 2022/23 die aktuelle Modellpalette noch einmal mit neuen Ausstattungslinien und noch mehr Performance ausgestattet hat. So ist der französische Sportwagen neben dem Basismodell A110, nun auch als A110 GT sowie als A110 S erhältlich. Während das Basismodell weiterhin mit 252 PS angeboten wird, bringen es die beiden neuen Modelle auf jeweils 300 PS. Außerdem wurden zwei von drei Fahrmodi weiter optimiert und beim Aktivieren der neuen Launch-Control sorgt ein rennsporttypischer Sound für entsprechenden Fahrspaß. Im Gegensatz zur rein sportlichen S-Variante, erstmals mit Front- und Heckspoiler sowie Heckdiffusor für Geschwindigkeiten bis Tempo 275 ausgestattet, bietet Alpine mit dem GT eine mehr komfortorientierte Version an. Dazu gehören beispielsweise Einparkhilfen, Rückfahrkamera und 6-Wege-Sitze mit Lederpolsterung. Alle aktuellen A110-Modelle, die ab sofort bestellt werden können, verfügen über das neue Online-Multimedia- und Navigationssystem. Es erlaubt die Smartphone-Integration und Sprachsteuerung über Apple CarPlay sowie Android Auto. Per Over-the Air-Update lassen sich außerdem neue Inhalte auf das Infotainmentsystem übertragen.
Er kommt wieder
Gran Turismo endlich wieder im Rennen: mit dem Folgore und seiner langen Motorhaube [Foto: © Maserati 2019]
Eine Ikone des Automobilbaus versinkt nicht einfach in Vergessenheit, auch wenn etliche Jahre kein neues Modell das Licht der Welt erblickt hat. Längst wartete die Fan-Gemeinde des Maserati Gran Turismo auf eine Neuauflage, wird aber nun mit dem neuen Gran Turismo Folgore zusätzlich belohnt. Denn es ist der erste elektrische Maserati der Marke, dessen Geschichte 1948 mit dem Maserati A6 1005, vorgestellt auf dem Turiner Autosalon, begann. So entspricht das Design des neuen Gran Turismo ganz der Ikonografie der italienischen Sportwagenlegende: Es zeigt die typische Balance zwischen Schönheit und Funktionalität mit der charakteristisch langen Motorhaube. Das elektrische Modell Folgore hat einen batteriebasierten Antrieb auf 800-Volt-Basis, entwickelt aus der Formel E. So sind die 300-kW-Motoren in der Lage, 760 PS zu übertragen. Im Gegensatz dazu ist der neue Gran Turismo mit Verbrennungsmotor mit 3,0-Liter-V6-Twin-Turbo-Motor in zwei Varianten mit 490 PS bzw. 550 PS erhältlich. Die technische Architektur des neuen Gran Turismo, mit modernem Fahrwerk, voll vernetztem digitalisierten Cockpit, bis hin zum Multi-Material-Ansatz, beinhaltet außerdem eine eigens von Maserati entwickelte Software, die mittels 360-Grad-Steuerung aller wichtigen Fahrzeugsysteme bestes Fahrerlebnis garantierten soll.