Auto News von Reinhard Wahren: Nachhaltiger Luxus

Bionik versteht sich als technische Disziplin, die von der Natur lernen will. Der Begriff Bionik setzt sich zusammen aus Biologie und Technik. Er beschreibt das kreative Umsetzen von Anregungen aus der Biologie in die Technik, mit dem Ziel, natürliche Prinzipien und Wirkmechanismen für technische Innovationen zu nutzen. Dafür gibt es viele Beispiele, denkt man nur an den Vogelflug. Dass jetzt auch die Autobauer den Versuch unternehmen, der Natur etwas näher zu kommen, sie vielleicht gar zu kopieren oder zumindest sich mit ihr zu versöhnen, ist neu. Bei Mercedes heißt das Ergebnis AVTR, ein futuristisch anmutendes Mobil mit Anspielung auf den Kinohit „Avatar“ und der darin praktizierten Kommunikation zwischen Mensch und Maschine.

Zusammengebaut sei „Vision AVTR“ aus organischen Stoffen beziehungsweise nachwachsenden natürlichen Ressourcen. Auch die Batterie enthalte keinerlei Giftstoffe, sei völlig frei von seltenen Erden und Metallen und sogar kompostierbar. Elektromobilität unabhängig von fossilen Ressourcen, so sieht Mercedes die naturschonende Zukunft der Mobilität. Dabei erinnert der Prototyp nicht nur äußerlich an ein Tier. Mit seinen Bewegungen und Signalen dem Fahrer zugewandt, nähert er sich seinem Vorbild, dem Avatar. Denn durch die Möglichkeit, Vorder- und Hinterachse unterschiedlich anzusteuern, kann dieser sich um 30 Grad seitwärts im Krebsgang fortbewegen. Und seine in alle Richtungen beweglichen Mini-Spoiler am Heck übernehmen die Kommunikation mit der Umgebung bzw. dem Fahrer, der von zusätzlichen Flügelklappen begrüßt wird. Nun wird ein solches Zukunftsmobil sicher nicht so bald auf der Straße zu sehen sein und man könnte es als Spielerei abtun. Doch für Mercedes scheint „Vision AVTR“ tatsächlich eine Art Demonstration der eigenen Innovationskraft zu sein und Ausdruck des Selbstverständnisses für exklusive und nachhaltige Mobilität.

 

Ikonisch – Neue Corvette C8


Sportwagen-Ikone Corvette [Foto: CC BY-ND 4.0]

Mit der Corvette Stingray bekam 1953 auch Amerika seinen ersten und bis heute wohl bekanntesten Sportwagen. Bis dahin dominierten die europäischen Modelle. Bereits im ersten Verkaufsjahr wurden 20 Tausend Fahrzeuge abgesetzt. Zehn Jahre später präsentierte die Detroiter Autoschmiede das legendäre 63er-Corvette-Coupé. Charakteristisch war dessen Falz, der sich von der Motorhaube über das Dach durch die geteilte Heckscheibe zog. In die späteren Modelle – Stingray hieß das 68er-Modell – zog dann moderne Technik ein und ein neues Design vor allem bei den Cabrio-Modellen vergrößerte sehr schnell die Fangemeinde. Beliebt ist die Kultmarke auch unter Filmproduzenten. So kann die Corvette Stingray auf eine lange Filmgeschichte zurückblicken. Zu ihrer Popularität trug allerdings auch ihr sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bei.

Das hat sich bis heute kaum geändert. Das Basismodell der mittlerweile achten Generation wird in diesem Jahr in den USA für nur 60 Tausend Dollar angeboten. Fahrzeugkonzept und Motor von C8 wurden vollständig überarbeitet, wobei der 502 PS-starke V8-Motor nun hinter dem Fahrersitz angeordnet ist. Die ersten Fahrzeuge sind schon in Amerika ausgeliefert worden und für das Jahr 2020 bereits ausverkauft. Angaben für Deutschland gibt es noch nicht.

 

Zeitlos in die Zukunft


Der Porsche 911 bleibt unverwechselbar [Foto: Porsche AG]

Der neue Porsche 911 Turbo S ist wohl so etwas wie das Nonplusultra der aktuellen 992-Baureihe. In 2,7 Sekunden Tempo 100 zu erreichen, muss tatsächlich atemberaubend sein, liest man die Berichte von Testfahrern. Denn selbst diesen Rausch zu erleben, ist freilich nur wenigen vergönnt. Noch einmal 70 PS mehr Leistung gegenüber seinem Vorgänger, bringt es der neue Sechszylinder-Boxermotor mit zweifacher Turboaufladung nun auf 650 PS. Geschwindigkeiten bis zu 330 Kilometer pro Stunde soll der Turbo S damit erreichen, was sicher keine bloße Behauptung ist, glaubt man dem Testfahrer. Vieles ist beim neuen Elfer vom 992 Carrera übernommen. Doch wenn von Modifizierung die Rede ist, bedeutet das immer auch Optimierung. Und das scheint beim wohl bislang besten 911er aller Zeiten voll und ganz gelungen. Es betrifft nicht nur den Motor, sondern auch Fahrwerk, Aerodynamik, Vernetzung und nicht zuletzt den Fahrkomfort. Letzteres qualifiziert ihn sogar zum Alltags- oder Reisesportler.

Einen Porsche erkennt jeder Autofahrer natürlich sofort, beim neuen 911er Turbo S reicht ein Blick auf das auffällig breite Heck, um das Topmodell zu erkennen. Seit April wird der neue „Turbo S“ in den Autohäusern von Porsche mit Preisen von rund 220 Tausend Euro verkauft. Die Cabrio-Variante ist freilich etwas teurer. Mit Stoff ausgestattet verlangen die Porschehändler allerdings fast 330 Tausend Euro. Wer noch etwas wartet und nicht unbedingt das Topmodell im Auge hat, wird mit 200 Tausend Euro rechnen können.

 

Wiedergeburt einer Legende


Die Sportlimousine Giulia GTA steht für glorreiche Zeiten der Marke [Foto: ALFA ROMEO - FCA GERMANY AG]

Autolegenden wieder auferstehen zu lassen, ist nicht unumstritten. Alfa Romeo macht den Versuch, der legendären GTA-Limousine mit einem Sondermodell, limitiert auf 500 Stück, neuen Glanz zu verleihen. Die Rede ist von der neuen Alfa Romeo Giulia GTA. Sie sei dabei kein Experiment in Sachen Stil, sondern basiere auf einem Serienmodell, der Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio, so die Verlautbarung der Firma. Was immer die Modelle von Alfa Romeo ausmachen und die Gemeinde der „Alfisti“ wachsen ließ, ohne besondere DNA ist die Geschichte von Alfa Romeo nicht denkbar. Sie erwächst aus dem Anspruch, in jedem neuen Modell Sportlichkeit und Eleganz überzeugend und stilvoll zu vereinen. Nicht anders ist es bei der wieder geborenen Alfa Romeo Giulia GTA. Mit 540 PS ist die Limousine nicht nur unglaublich schnell und erreicht Tempo 100 in 3,6 Sekunden, sie sieht auch überragend aus. Alfa Romeo kreierte das Kürzel GTA erstmals 1965 auf dem Autosalon in Amsterdam. GTA steht für Gran Turismo Alleggerita und bezeichnet einen schnellen Reisewagen in Leichtbauweise. Mit den Modellen der Giulia Sprint GTA in den späten 1960er- und frühen 1970er-Jahren gewann Alfa Romeo dann nicht nur zahlreiche Rennen. Die Giulia Sprint GTA avancierte zum erfolgreichsten Tourenwagen: Das „Alltagsauto, das Rennen gewinnt“ begründete maßgeblich DNA und Image der Marke. So ist anzunehmen, dass die beiden Sondermodelle Alfa Romeo Giulia GTA und auch die Version GTAm, die noch sportlicher daherkommt, im Handumdrehen ihre neuen Besitzer finden werden.

 

Stadtflitzer vom Start-up


Der e.GO Life ist geschaffen für Kurzstrecken im Stadtverkehr [Foto: © e.GO Mobile AG]

Nach Günther Schuh, Professor an der Rheinisch-Westfälisch Technischen Hochschule Aachen, mache ein Elektroauto nur in der Stadt richtig Sinn. Allein diese Feststellung ist natürlich kaum erwähnenswert, folgte nicht mehr daraus. Tatsächlich gründete der Dozent 2014 die Firma e.GO Mobile AG und entwickelte unter der Bezeichnung e.GO live eine Fahrzeugplattform, um Elektroautos für die Stadt günstig und nachhaltig zu produzieren. Im vergangenen Jahr kam in kleiner Serie mit dem e.GO Life 60 das erste Modell auf den Markt. Es soll fast 140 Kilometer weit mit einer Batterieladung fahren können, bei einer Höchstgeschwindigkeit von 130 Kilometer pro Stunde. In diesem Jahr werden weitere Modelle folgen: Die Variante Life 20 ausschließlich für den Stadtverkehr und Life 40 für Pendler. Die Preise reichen je nach Leistung von rund 18 Tausend Euro für das preisgünstigste Modell Life 20 bis rund 22 Tausend Euro für das „Topmodell“ Life 60. Letzteres beschleunigt immerhin in 4,7 Sekunden von null auf Tempo 50. Doch offensichtlich gehen die Ziele des Aachener Elektroautoherstellers weit über diese Erstmodelle hinaus. Das zeigt sich bereits bei der Konzeptstudie e.GO Life Cross, ebenfalls als Kleinserie konzipiert, und der seriennahen Sportversion e.GO Life Sport. Mit stärkerem Motor als bei den Erstmodellen soll der e.GO Life Cross im nächsten Jahr auf den Markt kommen. Laut Firma sei er einer der leichtesten, dynamischsten und sichersten Kleinwagen. Zudem biete er eine komfortable SUV-Höhe. Nun sind so manche Firmenneugründungen nicht über die ersten Modelle hinausgekommen oder scheiterten an der Serienproduktion. Im Falle von e.GO Life ist dem scheinbar allein durch das Konzept der Fahrzeugplattform, ähnlich der Baukasten-Strategie beispielsweise von VW, einigermaßen vorgebeugt. So könnte der Anspruch von e.GO Live, „mit geringem Aufwand emotionale Sondermodelle wie den Life Cross oder den Life Sport auf den Markt zu bringen“, tatsächlich Wirklichkeit werden.

 

82 - Frühjahr 2020