Weniger zu essen, dient einem längeren Leben, sagt die Ernährungsberaterin Sabrina Carroll. Regelmäßig eine Fastenwoche einzulegen, kann ein guter Weg zu Gesunderhaltung und körperlicher Fitness sein.
Fasten ist bewusster Verzicht. Das Gefühl von Völle, das Zuviel an Kilos, Nikotin, Alkohol, Essen im Überfluss und Alltagsstress sind Gründe, warum Menschen einmal oder auch mehrmals im Jahr eine Fastenzeit einlegen. Die innere Balance soll wieder hergestellt werden. Denn Fasten kann eine wirkungsvolle Methode zur Gesunderhaltung, Gewichtsabnahme und Ernährungsumstellung sein. Außerdem wird eine Auszeit vom Essen zur Begleitung verschiedener Therapien und bei entzündlichen Erkrankungen empfohlen.
„Weniger zu essen, dient einem längeren Leben“, sagt die ärztlich geprüfte Fastenleiterin und Ernährungsberaterin Sabrina Carroll und zitiert einen Wegbereiter der modernen Fastentherapie Erwin Hof: „Fasten ist eine Operation ohne Messer. Es schneidet das Überflüssige weg und schont das Gesunde.“
Allerdings sollte, wer noch nie gefastet hat, vorab einen Gesundheits-Check machen lassen. Ein Gespräch mit dem Hausarzt kann ausreichen. Body-Maße und Blutwerte vorher und nachher sind zudem für die eigene Erfolgskontrolle interessant. Je nach Allgemeinbefinden kann entschieden werden, ob fasten der richtige Weg ist und welche Art des Fastens passt: Vom Fasten nach Buchinger bis hin zum Intervallfasten gibt es verschiedene Methoden. Beim Weglassen nur eines Lebens- oder Genussmittels wird von Abstinenz gesprochen. Das betrifft zum Beispiel Alkohol oder Zucker. Bei chronischen Erkrankungen ist das Heilfasten nach Buchinger in einer darauf spezialisierten Klinik eine Möglichkeit.
Wer zum ersten Mal fasten möchte, sollte sich aber vorab an seinen Hausarzt oder einen Fastenberater wenden. Beim Kurzzeitfasten für Gesunde nach der Methode von Dr. Buchinger und Dr. Lützner wird niedrig kalorisch gefastet. Das heißt, man nimmt täglich bis 250 Kilokalorien in flüssiger Form zu sich: Suppen ohne feste Bestandteile und Obst- und Gemüsesäfte. Zusätzlich werden den ganzen Tag über Wasser und Tee getrunken.
Den richtigen Zeitpunkt für sich zu finden, ist ein wichtiger Faktor für den Erfolg. Einen Fastentag pro Woche oder das Intervallfasten im Stundenrhythmus lassen sich leichter in den Alltag integrieren. Wer über einen längeren Zeitraum hinweg fasten möchte, sollte Ruhe und Zeit für sich einplanen.
Das Fasten über einen gewissen Zeitraum beginnt immer mit einem Entlastungstag und endet mit dem Fastenbrechen.
Am Entlastungstag wird der Körper mit leichter Kost auf die Ernährungsumstellung vorbereitet. Der nächste Tag gehört dem Abführen. Es war der deutsche Arzt, Apotheker und Chemiker Johann Rudolph Glauber, der die abführende und entschlackende Wirkung des nach ihm benannten Glaubersalzes im 17. Jahrhundert entdeckte. Eine Glaubersalzlösung schmeckt wie Heilwasser aus einem Kurbad-Brunnen. Nicht jeder verwendet dieses, aber wenn, sollte man besser zu Hause bleiben.
Viele Menschen sind überrascht, wenn sie am dritten Tag keinen Hunger verspüren. Trotzdem werden körperliche Veränderungen wahrgenommen, eventuell Schwitzen, Kopfschmerzen aber auch Fröhlichkeit. Das hängt mit dem Stoffwechsel zusammen. Sabrina Carroll: „Der Körper macht eine Anpassungsphase durch. Ab dem dritten Fastentag, wenn der Körper hauptsächlich mit Ketonen, der alternativen Energiequelle zu Glukose, versorgt wird, fällt das Fasten von Tag zu Tag leichter. Die Ausschüttung von Stresshormonen nimmt ab, während Glückshormone zunehmen.“
Nach ein paar Tagen stellt sich ein Gefühl von Leichtigkeit ein. Der Körper kommt immer mehr ins Gleichgewicht. Die Augen strahlen und fragen: Wohin mit der Energie? Nach fünf bis sieben Tagen erfolgt das Fastenbrechen meist mit einem Apfel. Die erste feste Nahrung sind bestenfalls Gemüsesuppen, frischgepresste Säfte, gekochte Kartoffeln. Wenn fünf Tage gefastet wurde, sollten drei Aufbautage folgen. „Es muss nicht immer alles sofort sein, das ist eine von vielen wichtigen Botschaften der Zeit des Fastens. Sie werden sich fragen: Was ist für mich jetzt gerade wichtig?“, sagt Carroll.
Jeder Körper ist anders, deshalb auch jede Reaktion. Allen gemeinsam ist, dass Fasten drei Dimensionen hat: eine körperliche, eine psychische und eine soziale. Sabrina Carroll selbst hat vor neun Jahren begonnen, sich mit dem Fasten zu befassen, als sie nach zwei Schwangerschaften über 20 Kilogramm zugenommen hatte. Sie empfiehlt, zweimal pro Jahr eine Woche zu fasten und in der übrigen Zeit das intermittierende Fasten , also das Intervallfasten, zu praktizieren. „Scheuen Sie sich nicht“, sagt sie, „meine Erfahrung ist, dass Menschen, die Fasten in ihr Leben integrieren, keine Asketen sind, sondern Genießer, die mit allen Sinnen leben.“
Barbara Sommerer
Information
Fastenwandern, Fastenkurse, 24h Fastenhotline: fastenwanderninberlin.de
Literatur
Heilfasten nach Buchinger & Co. Das große Heilfasten Buch für Anfänger, Nele Seifert, Independently published
Doku Wissen – Gesund durch Fasten
mit der Berliner Leben-App