Fit und gesund – Blinzeln, zwinkern, Augenrollen

Mit den Augen können wir kommunizieren, lesen, die Welt räumlich wahrnehmen, uns orientieren, das Gleichgewicht halten und sogar Krankheiten anzeigen. Wie mit vielem wird ihre Bedeutung einem oft erst bewusst, wenn die so einfach hingenommenen Funktionen der Augen nachlassen.

Erstbefund Auge

„Im Auge kann ein Arzt sehen, warum ein Patient bestimmte Beschwerden hat“, erklärt Nicole Zimmermann. Der Blick mit speziellen Untersuchungsgeräten macht es der Augenspezialistin möglich. „Diabetes, Bluthochdruck, Depressionen, rheumatologische oder sogar Krebserkrankungen spiegeln sich im Auge wider“, sagt sie. Wann ein Arzt aufgesucht werden sollte, ist eine individuelle Frage und hängt vom Lebensalter, den Vorbelastungen und von Beschwerden ab. Unbedingt anzuraten ist die Glaukom-Vorsorge ab einem Alter von 40 Jahren und bei bestimmten Risikofaktoren schon früher. Zimmermann hält diese Untersuchung für sehr sinnvoll, auch wenn die gesetzlichen Krankenkassen diese Leistung in der Regel nicht übernehmen. „Einen erhöhten Augendruck, die Hauptursache für ein Glaukom, kann man meistens weder fühlen noch sehen. Erst die Schäden am Sehnerv, die durch ihn entstehen, werden sichtbar und spürbar. Sie sind bisher irreparabel und können bis zur Erblindung führen“.

Lebensqualität

Eine Vielzahl von Augenproblemen ist auf die heutige Lebensweise zurückzuführen. „Computer, Laptops und Smartphones sind längst unsere alltäglichen Begleiter geworden, was zu einem ständig starren Blick in eine Richtung führt. Erschwerend hinzu kommen Heizungsluft, Klimaanlagen und künstliches Licht. Das alles tut dem Auge nicht gut.“ Kopfschmerzen und Reizungen können die Folge sein, bis hin zum Office-Eye-Syndrom, also juckende, entzündete, müde und brennende Augen infolge von übermäßiger Bildschirmarbeit.

Alles flüssig

Zu trockene Augen sind ein häufiges Problem. Die Tränenflüssigkeit, die das Auge normalerweise umspült, wird zum größten Teil in den Tränendrüsen gebildet. Ihre spezielle Zusammensetzung aus Flüssigkeit, Fett und Schleim sorgt dafür, dass diese auf dem Auge bleiben und es so schützen kann. Das trockene Auge entsteht durch zu wenig Tränenflüssigkeit und/oder durch eine gestörte Zusammensetzung. Ist diese Zusammensetzung gestört, läuft die Tränenflüssigkeit u.a. aus dem Auge heraus. „Tränende Augen sind kein Zeichen von mehr Tränen, sondern eher ein Zeichen dafür, dass ihre Qualität schlecht ist“, so Zimmermann. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Auf eine ungesunde Lebensweise reagiert das Auge empfindlich. Omega 3-Fettsäuren werden oft als Allheilmittel bei trockenen Augen angepriesen. „Die Wissenschaft ist sich darüber jedoch noch nicht einig“, sagt Zimmermann, „feststeht, je gesünder Sie leben und sich ernähren, desto besser geht es Ihren Augen. Ich habe Patienten, die über trockene Augen klagen, aber im Urlaub völlig frei von diesem Problem sind. Tun Sie einfach alles, was Ihren Augen guttut.“

Augen-Workouts

Das Auge braucht Pausen, jede Stunde, jeden Tag, nicht nur im Urlaub. Blinzeln, zwinkern, Augen rollen, frische Luft, Blickpausen und Mittagsschlaf sind Möglichkeiten, die Augen zu entspannen. „Zum Beispiel kann schon im Kindes- bis zum Erreichen des Erwachsenenalters durch Änderung der Lebensweise einer Fehlsichtigkeit durch Kurzsichtigkeit (infolge übermässigen Augenwachstums) vorgebeugt werden. Spästestens nach 30 Minuten Naharbeit sollte man 10 Minuten in die Ferne schauen und sich zusätzlich mindestens zwei Stunden täglich bei Tageslicht draußen aufhalten. Damit wird der übermäßige Wachstumsreiz der Augen unterbrochen“, empfiehlt Zimmermann.

Außerdem gibt es Augen-Workouts, die in den Alltag passen: die Augen-Uhr und eine Augen-Rallye. Bei der Augen-Uhr wird der Blick der Augen auf einer großen imaginären Uhr schrittweise von Stunde zu Stunde gerückt und wieder zurück, beginnend bei der 12 in Richtung 6, in beide Richtungen.

Bei der Augen-Rallye geht es um den schnellen Wechsel von Fern- und Nahblicken zum Trainieren des gesamten Augensystems. Dazu werden unterschiedlich entfernte Punkte im Raum gesucht und rallyemäßig angesteuert. Auch bewährte Hausmittel entspannen, wie das Auflegen von Gurkenscheiben. Bei entzündeten Lidrändern helfen feuchtwarme Umschläge oder Wärme-Gel-Masken mit folgender sanfter Lidmassage und Reinigung mit Spezialpflegeprodukten. Die Wärme entspannt das Gewebe und öffnet die Poren. So können die Drüsen besser arbeiten und Verkrustungen besser gelöst werden.

Schöne Augen

Schöne Augen, wer wünscht sich die nicht? Die Kosmetikindustrie hat eine Unmenge von unterschiedlichen Produkten auf dem Markt, die lange Wimpern versprechen, Augenringe wegzaubern und die Augen optisch ins rechte Licht rücken. Auch Seren, die früher rein medizinisch verwendet wurden, kommen zum Einsatz, weil diese als Nebenwirkung das Wimpernwachstum anregen. Zimmermann rät von diesen Seren ab, weil „der Augendruck durch sie beeinflusst werden und so ein künstliches Glaukom ausgelöst werden kann. Außerdem kann es zu einer vermehrten Pigmentierung der Haut führen, die sich niemand wünscht. Bei allen anderen Kosmetika und Pflegemitteln sollte der Grundsatz sein, es muss guttun, ein Wohlgefühl auslösen und möglichst keine Konservierungsstoffe enthalten, was nicht immer möglich ist.“ Grundsätzlich ist nichts gegen Kosmetika und Schminke zu sagen, solange diese vertragen wird. Wichtig ist jedoch, diese vor dem Schlafengehen immer wieder zu entfernen.

Die Wissenschaft schreitet voran und doch ist so viel noch nicht geklärt. Netzhautchips, Blinde sehend machen und vieles mehr, scheint in greifbarer Nähe zu liegen und wirft doch immer wieder neue Fragen auf. Bisher können zwar Teile des Auges implantiert werden, das gesamte Auge aber noch nicht: Ein durchtrennter Sehnerv ist bisher nicht reparabel. Und auch die Irisfotografie kann noch nicht sicher Krankheiten aufzeigen. Schön sind diese Fotografien allemal. Sie zeigen, was für ein Kunstwerk unser Auge ist, wie verletzbar und wie schützenswert.

Barbara Sommerer

 

92 - Frühjahr 2023