Die Ratschläge zur Stärkung unseres Immunsystems sind so vielfältig wie das Immunsystem selbst. Kalt duschen soll helfen und Vitamine sollen es auch. Ganz egal, worin die eigenen Vorlieben bestehen, wichtig ist vor allem Eines: etwas für das eigene Immunsystem zu tun. Und JETZT ist genau der richtige Zeitpunkt dafür.
Als Immunsystem wird das körpereigene biologische Abwehrsystem bezeichnet. Es überwacht und reguliert die Prozesse im Körper und schützt so unsere Gesundheit und verhindert Krankheiten. Es gibt die angeborene, in den Erbinformationen festgelegte Immunabwehr und eine adaptive, eine erworbene. Beide zusammen machen die komplexe Immunreaktion möglich, bei der auch unsere Psyche eine Rolle spielt. Das Wort Immunsystem hat übrigens seinen Ursprung im Lateinischen Wort immunis, was unberührt, frei und rein bedeutet. Nicht nur fremde Substanzen und schädliche Mikroorganismen werden durch das Immunsystem eliminiert, es kann auch fehlerhaft gewordene Zellen im Körper zerstören. Was für eine Leistung! Kein Wunder also, dass die Wissenschaft bei so manchen Fragen zu diesem einzigartigen Netzwerk aus mechanischen und biomechanischen Barrieren und tausend anderen Bestandteilen wie Fresszellen erst am Anfang steht.
Das Immunsystem kann man nicht anfassen. Es ist einfach da und macht seinen Job. Wenn es nicht mehr fehlerfrei arbeitet, zum Beispiel zu aktiv wird, kann sich das in Allergien oder Antiimmunerkrankungen zeigen. Wenn es überlastet ist, spüren wir das beispielsweise mit einer ersten Erkältung nach der warmen Sommerzeit. Die gute Nachricht ist, „dass man immer etwas Gutes tun kann“ so Michael Gärtner von der Kaufmännischen Krankenkasse in Berlin, um sein Immunsystem zu stärken, um so Schnupfen und Husten in den Wintermonaten vorzubeugen. Eine gesunde Ernährung gehört für ihn dazu. Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte und Getreideprodukte sollten dabei genauso wenig fehlen wie Nüsse und Ingwer. „Ingwer dient nicht nur als Geschmacksträger beim Kochen, sondern bringt das Immunsystem in Schwung“, sagt Gärtner. Ingwer wirkt sich positiv auf die Verdauung, die Muskulatur und auf die Schmerzbekämpfung aus. Auch Ingwertees sind hilfreich. Überhaupt schützt regelmäßiges Trinken von Tees und Wasser die Schleimhäute vor dem Austrocknen und sorgt für den Abtransport von Viren und Bakterien. So manch einer schwört bei der Unterstützung des Immunsystems auf Nahrungsergänzungsmittel, vor allem auf Vitamine. Oft wird dabei vergessen, dass die Dosis das Gift macht, wie es so schön heißt. Eine Beratung durch den Hausarzt wäre empfehlenswert und das Abklären des eigenen aktuellen Vitaminstatus. Denn oft reicht die Umstellung der Ernährung auf überwiegend pflanzliche, regionale und selbst zubereitete Kost schon aus, um die Depots aufzufüllen. Ganz nebenbei kommt Abwechslung in den Speiseplan.
Die Wichtigkeit von Wasser für das Immunsystem geht weit über die Zubereitung von Getränken hinaus. Als Grundbaustein unseres Lebens, eigentlich des ganzen Planeten, können wir nicht ohne Wasser sein. Umso besser, dass das Wasser uns das Leben nicht nur erst ermöglicht hat, sondern auch noch schöner macht. Schon Kneipp hat dies erkannt. 2015 wurde das nach ihm benannte und von ihm entwickelte Therapieverfahren, das sogenannte Kneippen, von der Kultusministerkonferenz in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Kneipps Anwendungen unterstützen den Heilungsprozess und verbessern die Lebensqualität durch Aufgüsse, Wechselduschen, Saunieren, Eisbaden. Herrlich. Und auch, wenn zum Beispiel die Berliner Seehunde, Eisbader, deren Saison gerade erst begonnen hat, zur Zeit Corona-bedingt keine neuen Mitglieder mehr aufnehmen, inspirierend ist der Sprung ins kalte Wasser allemal. Bereits ein regelmäßig getätigter kalter Guss am Morgen sorgt für Abhärtung und Kälteanpassung. Der neueste Clou für alle, die frische Luft, den Sprung ins Wasser und eine Sauna für sich alleine mögen, ist im Übrigen ein echt finnisches Saunafloß auf dem Müggelsee.
Neben Wasser und all seinen Möglichkeiten zählt frische Luft sowieso zu einem wichtigen Baustein, um das Immunsystem zu trainieren. Natürlich kommt durch regelmäßiges Lüften neue sauerstoffreiche Luft in unsere Räume und sorgt ganz nebenbei für einen Erfrischungskick. Viel besser ist es jedoch, rauszugehen, ganz egal, wie das Wetter ist, schließlich sind wir nicht aus Zucker und es gibt immer die passende Kleidung dazu. Was im Sommer selbstverständlich war, frische Luft und Bewegung, wird in der dunkleren Jahreszeit gern auf den nächsten Tag verschoben. Dabei werden durch regelmäßige Bewegung das Herz-Kreislauf-System gestärkt und der Abtransport von Krankheitserregern durch das Lymphsystem angeregt. „Um aktiv und vital zu bleiben, reicht es um Beispiel, zehn Minuten in der Mittagspause aktiv zu gestalten“, so Gärtner. Also runter vom Sofa, weg vom Schreibtisch und rein in die Bewegung mit Muße und ohne Stress. Denn sich selbst spüren, ist und tut gut. Und auch, wenn es zurzeit manchmal schwerfällt, positiv zu bleiben, ist dies noch ein weiterer, nicht zu unterschätzender Baustein für ein perfektes Immunsystem – glückliche Menschen produzieren mehr Antikörper. „Auch Lachen hält fit und stärkt das Immunsystem“, sagt Gärtner. Lachen zählt zu den Energiekicks für Körper, Geist und Seele. Und zusammen lachen, ist noch besser. Sich Zeit nehmen für die Familie und Freunde, ist ein Garant dafür: zusammen einen lustigen Film schauen, kuscheln oder in der Natur um die Wette rennen zum Beispiel. Den Fernseher, das Handy und die Nachrichten dabei einfach mal ausschalten und hinterher feststellen: das war schön und danach glücklich ins Bett fallen. Schließlich sorgt auch ein gesunder Schlaf für ein gutes Immunsystem. Und wenn dann noch die Liebe mit dabei ist – um so besser.
Barbara Sommerer
Buchempfehlung
Kochbuch: „Die Ernährungs-Docs –
So stärken Sie Ihr Immunsystem“,
Dr. Anne Fleck u. a.
Quelle: ZS Verlag GmbH
Buch: „Die Heilkraft der Kälte“,
Dr. Josephine Worseck
Quelle: www.m-vg.de