Fit und gesund: Der Bauch ist Kopfsache

Mehr als die Hälfte aller Erwachsenen in Deutschland ist laut Statistischem Bundesamt übergewichtig. Die verordneten Bewegungseinschränkungen in den vergangenen Monaten und der Rückzug in die heimische Küchen hat das Problem noch verschärft. Es stellt sich die Frage, wie man das Übergewicht am besten in den Griff bekommen kann.

Werbung und Ideale haben einen großen Anteil an der Bewertung von Körpermaßen und Gewicht. Nach dem Krieg war die Butter gefragter als sportliche Betätigung. Es folgten die unterschiedlichsten Schönheitsideale von kurvig über mager bis sehnig muskulös. Mit Jane Fonda wurde die Fitnessära für jedermann und -frau eingeleitet. Die Film- und Werbeindustrie führte Schönheitsideale vor Augen und der Tourismus brachte die Menschen in andere Länder und deren Küchen. Aus all dem entwickeln sich Lebensbilder: So will ich leben, das will ich sein. Ein möglichst langes und gesundes Leben steht für die meisten Menschen in den Industrieländern an oberster Stelle. Zu den ersten sichtbaren Signalen, die uns bei diesem Plan Alarm schlagen lassen, zählt der Bauchumfang. Das Lieblingskleid passt nicht mehr, der Hosenbund kneift, schnaufen beim Treppensteigen. Eine Diät muss her. Ungebrochen im Trend ist dabei das Fasten in den unterschiedlichsten Varianten. Gerade besonders im Trend ist neben dem Trockenfasten das Intervallfasten als neue Ernährungsform. Obwohl über das Abnehmen und die zahllosen Methoden und Diäten schon alles gesagt wurde, wird oft vergessen, dass jeder Schritt zu einem besseren und gesünderen Körper im Kopf beginnt. Aber welche Faktoren können tatsächlich zum dauerhaften Erfolg führen?

Hier ein paar Tipps:

Die Mathematikdes Abnehmens

Eine Definition von Wahnsinn ist, „immer wieder das Gleiche zu tun und ein anderes Ergebnis zu erwarten.“ Diese Aussage, die Albert Einstein zugeschrieben wird, kann getrost auch auf die Ernährung angewendet werden: Wer nach einer Diät wieder in seinen alten Lebensstil zurückfällt, wird die Kilos schneller wieder draufhaben, als er sie verloren hat. Unumstritten ist auch: Je mehr Kalorien aufgenommen und je ungesünder gegessen wird, je weniger Bewegung, desto mehr nehmen wir zu. So einfach kann Mathematik sein: Wer mehr zu sich nimmt, als er verbraucht, nimmt zu. Das Schlimme daran, mit jedem Kilo sinkt die Motivation zur Veränderung weiter. Der Couch-Effekt tritt ein.

Welche Haltung habe ich zu mir selbst?

Es braucht Entschlossenheit und Willenskraft, um neue Wege zu einem veränderten Körpergefühl einzuschlagen. Abnehmen zu wollen, bedeutet vor allem selbstbewusst genug zu sein, um überhaupt eine tiefgehende Entscheidung treffen zu können – eine, die auf Dauer angelegt ist. Wie heißt es so schön? Man überschätzt, was man an einem Tag schaffen kann und unterschätzt, was in einem ganzen Jahr möglich ist. Fragen Sie sich also: Was esse ich überhaupt? Ist es für oder gegen mich und wozu brauche ich das? Schokolade ist gut, wenn sie etwas Gutes bewirkt, nicht, wenn sie aus purer Gewohnheit verzehrt wird.

Warum will ich abnehmen?

Das ist eine der wichtigsten Fragen: Warum will ich überhaupt abnehmen? Weil die Freundin es gesagt hat? (Vergessen Sie die Freundin.) Wegen der Hose im Schrank, die immer noch nicht wieder passt? (Verschenken Sie diese und kaufen Sie sich eine, die genau jetzt perfekt ist.) Sie fühlen sich nicht mehr wohl? Ihre Knie tun weh? Das wäre ein gutes Motiv. Abnehmen ist nur dann erfolgreich, wenn Sie die Verantwortung für sich selbst übernehmen und ein Bild von sich haben, wer Sie in Zukunft sein wollen.

Beim eigenem Speck bleiben

Es empfiehlt sich, nicht andere zu beurteilen und ungefragt Abnehmratschläge zu geben. Denn jeder weiß für sich am besten, woher die Kilos stammen und wofür man diese eine Zeitlang gebraucht hat. Zunehmender Schmerz, vermehrte Krankheiten oder der drohende Verlust der Lebensqualität sind hervorragende Motivatoren, dem Übergewicht ein Ende zu bereiten.

Vertrauen contra Verzicht

Alle Diäten, die auf Verzicht setzen, haben ein Problem. Verzicht erzeugt Druck. Und Druck bedeutet Stress. Und Stress bedeutet zum Beispiel Schokolade. Ein Teufelskreis. Es geht nicht um Verzicht, sondern darum, fettes und ungesundes Essen durch gesundes Essen zu ersetzen. Besser nur einmal Fleisch in der Woche und dafür von hervorragender Bioqualität. Besser selbst zubereitete Speisen als Fastfood. Besser spazieren gehen als fernsehen.

Welcher Typ bin ich eigentlich

Lebensumstände und Persönlichkeit sind entscheidende Faktoren für den Erfolg eines jeden Schrittes zu einem besseren Lebensgefühl. Jemanden, der eine Sauerkrautallergie hat, wird wohl kaum eine Sauerkrautdiät helfen. Ein Politiker hat ein ganz anderes Bewegungs- und Essproblem als ein Koch auf einem Kreuzfahrtschiff. Wie ist die ganz persönliche Situation? Wie sahen die Eltern aus und was waren deren Schwachstellen und Krankheiten? Fragen wie: Wer bin ich?, Was will ich tun? und Wie baue ich das in mein Leben ein? helfen dabei, den richtigen Weg zu finden.

Die Sache mit der Zeit

Und dann ist da noch die Zeit und die Frage, wie viel Zeit habe ich für mich und wie viel Zeit nehme ich mir? Fehlende Zeit ist eine oft gehörte Ausrede. Ich habe keine Zeit zum Kochen. Ich habe keine Zeit für Sport. Ich habe keine Zeit, Neues auszuprobieren. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Fest steht, dass der Körper früher oder später sich die Zeit selbst nehmen wird – wenn das Laufen beschwerlich wird, Medikamente nötig sind und Krankenhausaufenthalte anstehen. Dagegen stehen manchmal nur Kniebeuge beim Zähneputzen zum Beispiel, Spazieren mit dem Hund, Turnschuhe im Reisegepäck für den Sport im Freien. Dies allerding dauerhaft und regelmäßig.

Jeder kann sich seine Regeln selbst aufstellen mit einem Programm, einer App und/oder Partner zur Unterstützung. Nach ungefähr 30 Tagen etablieren sich neue Muster.

Barbara Sommerer

 

Information
Intervallfasten: 7 Wochen Programm inkl. Coaching via App
www.hirschhausen-diät.de

Abnehm-Unterstützung von den Krankenkassen: mit Programmen, Bonuspunkten und Profitipps

Selbsthypnose: Den passenden Therapeuten finden
Milton H. Erickson Gesellschaft für Klinische Hypnose e.V.
www.meg-hypnose.de

Diäten im Spiegel der Wissenschaft: Deutsche Gesellschaft für Ernährung
www.dge.de

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„Yoga while you wait“ von Judith Stoletzky; Becker Joest Volk Verlag

 

83 - Sommer 2020