Unterwegs auf dem Kunstwanderweg im Fläming geht der Blick zurück auf das beschauliche Wiesenburg, mit seinen Türmen, dem Schloss und der mittelalterlichen Kirche. Allein der Park war den Ausflug wert. Dieses Dorf gehört zweifellos zu den schönsten in Brandenburg, alles hier atmet noch eine ländliche Ursprünglichkeit. Die reizvolle Umgebung des Ortes steht ihm in nichts nach. Hügelige Felder, Obstbaumalleen, kleine Feldgehölzinseln und Wald, das ist der Fläming. Er wird auch als das „kleinste Mittelgebirge Deutschlands“ bezeichnet, obwohl seine höchste Erhebung, der Hagelberg, nur knapp über 200 Meter misst. Diese vielfältige Landschaft ist ein ideales Gelände zum Radfahren und Wandern. Folgt man dem 17 Kilometer langen Kunstwanderweg in Richtung Bad Belzig, hat man neben der erholsamen Natur immer auch ein ästhetisches Erlebnis. Rund acht Stunden sollte man schon für die Strecke einplanen. In den letzten Jahren sind auf einer Nord- beziehungweise einer Südroute Skulpturenpfade entstanden. Dabei fühlt man sich von der Kunst keinesfalls überfordert, sondern freut sich im Gegenteil jedes Mal auf die anregende Abwechslung. Der Naturparkverein Fläming e. V. hat die Kunstwanderwege initiiert und ins Werk gesetzt. Die Finanzierung erfolgte über ein europäisches Förderprogramm. Nachdem 2007 die Nordroute des Kunstwanderweges eingeweiht worden war, wurde zwei Jahre später ein Wettbewerb zur Realisierung der Südroute ausgeschrieben. Thema: die Besiedelung des Flämings durch die Flamen vor 850 Jahren. Als Albrecht der Bär 1157 die Mark Brandenburg gründete, warb er die Flamen aktiv an, nutzte ihr Wissen, Felder zu bewirtschaften und Böden trockenzulegen. Der Kunstwettbewerb lief denn auch in Flandern/Belgien und im Raum Fläming selbst. Jeweils sechs Kunstwerke wurden schließlich von einer Jury zur Realisierung ausgewählt. Unweit von Wiesenburg begegnet dem Wanderer die originelle Installation von Silke De Bolle: (K)uier(en) – Spazierengehen. Inmitten einer saftig grünen Wiese hat die Künstlerin übergroße gefleckte Kuheuter aufgestellt, aus Kunstharz gegossen. Der Titel bedient sich eines Wortspiels: „Spazieren gehen“ heißt im Niederländischen „kuieren“, in dem das Wort „Uier“ (Euter) enthalten ist. Ein wirklich guter Auftakt, der die Stimmung hebt. Vorbei an Sonnenblumenfeldern und einem Wiesenrain geht es wenig später in den Wald zu den „Wölfen“. Etwas abseits des Weges auf einer Waldlichtung steht eine Skulpturengruppe von drei lebensgroßen Wölfen, in der Wirkung stark und zerbrechlich zugleich. Dieses Werk der belgischen Künstlerin Marion Burghouwt steht in der Gunst der Besucher ganz oben und hat den Publikumspreis gewonnen. Der Weg führt weiter durch einen lichten Mischwald, bis sich nach einiger Zeit das nächste Kunstwerk ankündigt: der „Porzellanbaum“ von Barbara Vandecauter aus Antwerpen. Wie ein archaischer Schachtelhalm steht die weiße Skulptur inmitteln von Fichten, die ihn überragen. Kultur und Natur bilden einen gelungenen Spannungsbogen. Im Laufe der Jahre werden sie sich einander immer mehr annähern, denn der „Porzellanbaum“ beginnt Moos anzusetzen. Genau das ist gewollt. Kunst steht hier nicht im Gegensatz zur Natur, sondern sie erlaubt einen bewussteren Blick auf eben diese. Einige Kilometer und Kunstwerke später erreicht man das Dorf Borne. Hier erwartet die Pension und Gaststätte „Flämingrose“ die Gäste. Inhaberin Elsita Schönner und ihr Sohn Uwe Hess bieten beinahe so etwas wie Familienanschluss, einschließlich selbst gebackenen Kuchens. Alles, was sie schon immer über Land und Leute wissen wollten und sich sonst nicht getraut haben zu fragen, können sie hier erfahren. Borne bietet aber noch mehr. Neben einer gut erhaltenen Windmühle aus Holz ist eine der ältesten Dorfkirchen des Flämings zu sehen. Der Feldsteinbau mit der bäuerlich barocken Innenausstattung stammt aus dem Jahr 1227 und ist damit älter als alle Dorfkirchen in Berlin.
Bis Bad Belzig sind es nun nur noch gute fünf Kilometer. Landschaftlich wieder etwas unterschiedlich, geht es entlang einer ruhigen Bahnstrecke, den Blick durch Büsche auf die weite Landschaft gerichtet. Plötzlich lichtet sich das Gesträuch und fünf stählerne Kuben fallen ins Auge. Geschaffen hat die Skulptur der Berliner Künstler Karl Menzen. Dieser eindrucksvoll in die Landschaft wirkenden Arbeit wurde von der Jury der 1. Preis verliehen. Das Bild der gefallenen Würfel hatte überzeugt. Hinzu sei das Material gekommen, das einen Bezug zum Standort an der Bahn hat, denn die Stahlbleche seien Stanzreste von Teilen der Oberleitung, heißt es in der Begründung. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Zielort. Direkt am alten Backsteingemäuer der Burg Eisenhardt entlang führt schließlich der Kunstwanderweg hinein in die märkische Kleinstadt Bad Belzig. Wer mag, kann den Tag in der dortigen Stein-Therme ausklingen lassen.
Karen Schröder
Information
www.flaeming.net
Wem 17 Kilometer zu lang sind, kann von Mai bis Oktober an den Wochenenden einen Rufbus bestellen, der Wanderer zurück nach Bad Belzig oder Wiesenburg bringt. Hier besteht jeweils auch Regionalbahnanschluss nach Berlin.