Brandenburg gehört nach Bayern und Mecklenburg-Vorpommern zu den beliebtesten Fahrrad-Regionen Deutschlands. Die teils unberührte Natur und das flache Gelände zwischen Lausitz und Uckermark locken zahlreiche Radler in die märkische Landschaft. Ein Viertel aller Brandenburg-Besucher sind mit dem Fahrrad unterwegs. Radtourismus als florierenden Wirtschaftszweig weiter zu fördern, das hat auch die Landesregierung als Aufgabe erkannt. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) hat 18 ausgebaute Fahrradstrecken Brandenburgs klassifiziert und setzte das Bundesland danach gar auf Platz Eins. „Bewertet wurden dabei sowohl die Streckenführung, die Qualität des Belags als auch die Sicherheit, Wegweisung und touristische Infrastruktur“, erläutert Sabine Schulze vom ADFC Brandenburg. So wurde beispielsweise der bekannte Gurken-Radweg im Spreewald mit drei Sternen versehen. Die Tour führt an den typischen Spree-Fließen entlang durch Erlenwälder und eine ausgedehnte Feuchtwiesenlandschaft. Wenn überhaupt bringen nur leichte Steigungen Abwechslung in die Radpartie. So zahlreich wie die gastronomischen Angebote entlang der Strecke sind, bleibt auch die Kehle nicht lange trocken. Doch nicht nur der Spreewald lockt die Radler. „Die Fahrradwege in allen Regionen Brandenburgs sind relativ neu ausgebaut und meist gut ausgeschildert. Deshalb sind sowohl sportiv ausgerichtete Radler als auch Ungeübte und Familien hier gut aufgehoben“, sagt Sabine Schulze vom ADFC Brandenburg. Zunehmend erkunden gerade Familien von einem Urlaubsquartier ausgehend sternförmig ein Gebiet mit dem Fahrrad. Die regionalen Fremdenverkehrsämter helfen mit entsprechenden Tourvorschlägen und Kartenmaterial. Wer es bequemer liebt, der kann organisierte Radtouren buchen. Einige Reiseveranstalter bieten auch längere Radreisen an und übernehmen auch gleich den Gepäcktransport. Zahlreiche Fernradwege führen durch Brandenburg, und über 424 Bed & Bike-Übernachtungen stehen derzeit den Radfahrern zur Verfügung. Wer Brandenburg im Ganzen per Rad erkunden will, könnte so den über 1100 Kilometer langen Radfernweg „Tour Brandenburg“ abfahren.
Man muss aber nicht nach Skandinavien wollen, um auf dem beliebten Fernradweg Berlin-Kopenhagen im Norden Berlins unterwegs zu sein. Durch das dichte Akku-Ladenetz ist er auch bei E-Bike-Fahrern beliebt. Schöne Abschnitte finden sich etwa zwischen Zehdenick und Fürstenberg an der Havel. Wem die 42 Kilometer nicht reichen, der fährt einfach schon in Oranienburg los. Durch die gute Regionalbahnanbindung muss zudem niemand eine Strecke zweimal fahren.
Bekannte Fluss-Radwege wie der Elbe-Radweg, der Spree-Radweg, der Havel-Radweg, der Oder-Neiße-Radweg führen ebenso durch das Land Brandenburg. Wenngleich auch sie zu den längeren Radwegen zählen, ist es immer gut möglich, sie abschnittweise zu befahren. Besonders lohnenswert beispielsweise ist die Strecke durchs Untere Odertal bei Schwedt. Eine Radpartie kann hier verbunden werden mit ornithologischen Beobachtungen. Im Nationalparkzentrum Criewen gibt es die passenden Informationen zu Singschwan, Kranich und Co. Während der Elbe-Radweg als touristischer Selbstläufer in der Prignitz gilt, ist die Bischofstour im Nordwesten von Brandenburg weniger bekannt. Sie besticht durch die Begegnung mit der mittelalterlichen Geschichte dieser Region. Das der norddeutschen Backsteingotik zuzurechnende Kloster Stift zum Heiligengrabe etwa sollte auf jeden Fall angefahren werden. Der ADFC hat die Strecke im letzten Jahr mit vier Sternen zertifiziert. Weniger bekannt als der an der Spree entlangführende Radweg, ist der vor einigen Jahren entstandene Dahme-Radweg, der durch das Dahme-Seen-Gebiet bis zur Quelle des Flusses reicht. Hier liegt das Städtchen Dahme mit seinem historischen Ortskern. Bequem verbinden lässt sich ganz in der Nähe der Dahme-Radweg mit dem Fläming-Skate. Wenn einen die Gesellschaft von Skatern nicht stört, hat man beste Bedingungen. Durch ausgedehnte Parklandschaften, aber auch renaturierte Tagebaugebiete führt der Fürst-von-Pückler-Radweg. Empfehlenswert ist hier die 48 Kilometer lange Strecke von Bad Muskau über Kromlau nach Spremberg. Die Parkanlage in Bad Muskau ist von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt worden. Mit Blick auf die Fahrradkarte wird schnell klar: Ganz Brandenburg ist Radlerland. Jetzt muss man nur noch die Pedalen treten.
Karen Schröder
Information
Auf den Webseiten www.reiseland-brandenburg.de/themen und www.radeln-in-brandenburg.de finden sich weiterführende Hinweise zum Radfahren in Brandenburg, www.gurkenradweg.de, www.bischofstour.de, www.niederlausitz.de/fuerst-pueckler-weg
Auswahl Brandenburger Rad-Wege mit ADFC-Zertifizierungen:
Tour Brandenburg (1111 km)
Bischofstour (108 km, Prignitz)
Dahme-Radweg (123 km, Dahme-Seenland)
Oderbruchbahn-Radweg (144 km, Seenland Oder-Spree)
Oder-Spree-Tour (234 km, Seenland Oder-Spree)
Märkische Schlössertour (188 km, Seenland Oder-Spree)
Fürst-Pückler-Weg (508 km, Spreewald, Niederlausitz, Lausitzer Seenland, Elbe-Elster-Land)
Kohle-, Wind- & Wasser-Tour (252 km, Elbe-Elster-Land)
Niederlausitzer Bergbautour (460 km, Niederlausitz, Lausitzer Seenland, Elbe-Elster-Land)
Uckermärkischer Radrundweg (261 km, Uckermark)
Gurkenradweg (257 km, Spreewald, Dahme-Seenland, Niederlausitz)
Radrouten Historische Stadtkerne Route 1 und 2 (355 km bzw. 316 km, Prignitz, Ruppiner Seenland, Uckermark, Barnim, Seenland Oder-Spree)
Seenlandroute (186 km, Lausitzer Seenland)