In seiner Autobiografie beschrieb Helmut Newton als eine besonders prägende Kindheitserinnerung eine Szene, als sein Kindermädchen sich zum Ausgehen schön machte und halbnackt vor dem Spiegel stand. Der weibliche Körper und eine sehr persönliche Sicht auf diesen sind eng mit dem Namen Newtons verknüpft. Bis heute. Kaum ein Fotograf hat eine so unverwechselbare Handschrift wie der 1920 in Berlin geborene Sohn eines Knopffabrikanten, zu dessen Werken auch Naturfotografien und Porträts von Prominenten gehören. „Playboy“-Gründer Hugh Hefner nannte ihn einen „Giganten“, der mit seinem Gesamtwerk viele Fotografen geprägt habe. Dass das umfangreiche Werk des 2004 tödlich verunglückten Ausnahmekünstlers stets in einem aktuellen Kontext präsentiert werden kann, ist vor allem der 2003 gegründeten Newton-Stiftung geschuldet. So wird jetzt von Ende Oktober bis Mai 2014 die Doppel-Ausstellung „Helmut Newton: Paris-Berlin. Exhibition Grand Palais 2012 // Greg Gorman: Men“ im Museum für Fotografie gezeigt.
Die Schau war letztes Jahr in Paris die erste Übersichtspräsentation seit dem Tod des Fotografen in der französischen Hauptstadt, in der er seit 1961 lebte. Anhand von mehr als 200 Schwarz-Weiß- und Farbaufnahmen aus allen wichtigen Werkgruppen Newtons sorgte sie dort für eine breite Publikums- und Medienresonanz. Jene Ausstellung kehrt nun zu ihrem Ausgangspunkt in die Helmut Newton Stiftung nach Berlin zurück, vor diesem Hintergrund ist auch der Titel zu verstehen. Die Gegenüberstellung einer ikonischen Aufnahme wie „Rue Aubriot, Paris 1975“ mit einem zweiten durch ein Aktmodell ergänzten Foto beispielsweise erweitert die für Newton übliche Rezeption. Im Modekontext gezeigte Nacktheit war in jener Zeit zu radikal für die Veröffentlichung in einem Modemagazin wie Vogue. Zwei Diptychen jener Serie, die bereits Mitte der 1970er-Jahre in der Rue Aubriot vorbereitet wurde, sind Bestandteil der aktuellen Ausstellung. Daneben finden sich Porträts zahlreicher Prominenter von Pierre Cardin bis Margaret Thatcher.
Auch anderen Fotografen sollte auf Wunsch Newtons in der Stiftung ein Forum gegeben werden. Auf Einladung von June Newton stellt Greg Gorman in „June’s Room“ – parallel zur Newton-Ausstellung – Männerakte aus. In seiner Berliner Präsentation „Men“ zeigt Gorman 25 Motive, die zwischen 1988 und 2012 überwiegend im Studio in Los Angeles entstanden sind.
Information
Helmut Newton: Paris-Berlin.
Exhibition Grand Palais 2012 // Greg Gorman: Men.
Vom 31. Oktober 2013 bis 18. Mai 2014
in der Helmut Newton Stiftung,
im Museum für Fotografie,
Jebensstraße 2, 10623 Berlin.
Öffnungszeiten
Di. bis So. 10 bis 18 Uhr
Do. 10 bis 20 Uhr
Eintritt: 10,– €, ermässigt: 5,– €