Heinrich Zille gehört zu Berlin wie die „Berliner Schnauze“, das Brandenburger Tor oder der Kurfürstendamm. Seine Bilder weisen ihn nicht nur als genialen Zeichner eines ganz eigenen „Universums“ aus, sie sind auch anschauliche Kulturgeschichte in einer Zeit, als Berlin zur Weltstadt wurde.
Als Sachse wurde er geboren, Berliner ist er geworden. Insofern ist ein Zille-Bild wie eine Eintrittskarte. Man könnte auch sagen: Wer Zille begreift, ist in Berlin angekommen.
Doch die wenigsten kennen den ganzen Zille. Denn er war nicht nur der Erfinder eines unverwechselbaren Zeichenstils, sondern ein sehr vielseitiger Künstler und eigenwilliger Mensch. Derlei ist in dem kleinen Zille-Führer vom Autor Reinhard Wahren zu lesen, der auch zu all den Aufenthaltsorten in Berlin führt, wo Heinrich Zille lebte und arbeitete und wo er seine Motive fand. So beschreibt das handliche Heft nicht nur die spezielle Arbeitsweise des „Rucksackberliners“ Zille. Wer in Zilles Welt eintaucht, gelangt unmittelbar ins alte Berlin, und zwar in die Welt der Unterprivilegierten, der Underdogs, der ums Überleben Kämpfenden und Ausgegrenzten, der sogenannten kleinen Leute und Überlebenskünstler, Obdachlosen, Kleinkriminellen und Prostituierten.
Dank sorgfältig ausgesuchter Bilder und der prägnanten Texte ist der kleine Zille-Führer aus dem hendrik Bäßler Verlag eine sehr griffige – nicht viel größer als eine Postkarte – aber im wahrsten Sinne sehr zielführende Anregung für Neu- und Altberliner, Zilles einzigartiges Bilduniversum neu- oder wiederzuentdecken.
I. H.
Information
Reinhard Wahren: Heinrich Zille.
Unterwegs in seinem Milljöh zu den wichtigsten Aufenthaltsorten.
hendrik Bäßler verlag, Berlin 2013.
48 Seiten, 5,95 Euro