Thomas Struck und Karin Laudenbach ließen sich von kulinarischen Filmen inspirieren und legen ein Kochbuch mit 25 Menüvorschlägen 13 renommierter Küchenchefs vor.
Das Leben ist ein toller spannender Film? Oder doch ein ruhiger langer Fluss? Man könnte auch sagen, das Leben gleicht einer fantasievoll gedeckten Tafel. Jeden Tag wird etwas anderes aufgetischt. Manches ist bekömmlich, anderes nicht. Auf keinen Fall wird es langweilig. Kochen und Essen gehören schließlich zu dem Sinnlichsten überhaupt. Gar nicht langweilig ist auch das vorliegende golden glamournde Buch aus dem Münchner Callwey-Verlag, in dem das in Berlin lebende Autorenpaar Karin Laudenbach und Thomas Struck kulinarische Filme aufs Korn nimmt. 13 fantastische und sehr verschiedene Köche mit insgesamt 14 Michelin-Sternen entwickelten Rezepte. Jörg Lehmann machte die ungeschönten und ofenwarmen appetitlichen Fotos.
Thomas Struck ist ein deutscher Filmemacher und den meisten essfreudigen Kinoliebhabern inzwischen wahrscheinlich vor allem dadurch bekannt, dass er seit Jahren für die Berlinale das sogenannte „Kulinarische Kino“ gestaltet und leitet. Karin Laudenbach ist Drehbuchautorin. Zusammen sind sie ein sehr sympathisches, gern auch albernes Paar, filmend und schreibend ein tolles Team. Für dies Buch kam so einiges an Arbeitserfahrung und Passion zusammen, was der Verlag auch erkannte und die viel Beschäftigten für das Kochbuch-Projekt an die Leine legte. Thomas Struck brachte es auf den Punkt. Er findet Essen und Filme gleichermaßen sexy. Am besten, man genießt es zusammen mit anderen Genusswurzeln.
Köche und Regisseure haben vieles gemeinsam. Von der Auswahl und Vorbereitung der Produkte, was in der Küche „mise en place“ genannt wird und beim Film „Pre-Production“, bis hin zum Servieren resp. „Der Film läuft“, vergleichen die Autoren beide Vorgehensweisen und wie aus einer Idee ein bleibendes Erlebnis wird. Im Buch trifft der Leser auf alte Bekannte: beispielsweise auf den hinreißenden dänischen Film „Babettes Fest“ von 1987, zu dem die luxemburgische Köchin Lea Linster Blini mit Wildlachs und Kaviar serviert und außerdem noch eine Rinderconsommé mit Steinpilzen. Küchenchef Bobby Bräuer ließ sich von den Tafelfreuden des französisch-spanischen Films „Der diskrete Charme der Bourgeoisie“ von 1972 inspirieren und bereitete, ganz großbürgerlich, eine Lotte mit Schwips und einen Kaninchenrücken zu.
25 Filme, in denen das Essen eine Rolle spielt, kann man im Buch neu entdecken, in fotografischen Filmschnipseln, etwas Filmgeschichte und ein paar Einlassungen der Köche, die sich jeweils zu einem Film Gedanken machten und ihren ganz speziellen Neigungen folgend auf den Teller brachten. Die Rezepte sind für Freunde der Bratpfanne meist leicht nachzukochen. Wenn es nach den Autoren geht, sollen sie Anregung sein für manch schönen Abend am heimischen Küchentisch im Kreise guter Freunde und anderer Gleichgesinnter.
Ein Themenabend, das wär doch mal was! „Ratatouille“, erinnern Sie sich? Das ist der köstliche Animationsfilm von 2007, den sich der tolle Johannes King auf der nordfriesischen Insel Sylt vornahm und einen friesischen Brot- und Butterpudding mit Backpflaumenragout zubereitete. Herrlich, als Nordfriesin läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Den Film schaue ich mir mit meiner besten Busenfreundin noch mal an, und den „Pudding“ mache ich nach. Denn letztlich ist es doch zu Hause am Herd am allerfeinsten, und die Spitzenköche, die uns hier was vormachen, sind und bleiben unsere Heroes. Ohne sie wären wir längst nicht so weit gekommen.
Inge Ahrens
Information
Thomas Struck + Karin Laudenbach:
Film-Rezepte. 25 Menüs, inspiriert von den schönsten kulinarischen Filmen.
191 S., Callwey, München 2014, 39,95 EUR.