Der Finne Ola Kolehmainen (geb. 1964 in Helsinki) baut minimalistisch nüchterne Bilder und betört den Betrachter mit Farb- und Lichtsuggestionen sowie mit der Exzellenz seines Handwerks.
Mal schillern kristallin klare, reine Farben – Grün und Blau zu Gelbgrün auf tiefem Rot. Ein anderes Mal zieht in der Bildtiefe ein Rosa vor Türkis das Auge magisch an. Die emotionale Qualität von Farbprismen, die Harmonien aus sich überlagernden Tönen, der Zauber, Licht, das sich aufspaltet, die Kaleidoskope der Kindheit und der Kirchen, die heute dank folienbeschichteter Gläser auch in Schulen leuchten, reine Buntheit, die sich über (beton-)Grau ausbreitet, zart und kräftig – all das findet bei Ola Kolehmainen statt und nennt sich dann etwa „Konstruktivizm Infantil“. Dabei malt er nicht wie František Kupka, der von Farbreflexionen in Kirchen (La Cathédrale, 1913) fasziniert war, oder wie Paul Klee, der sich als der Farbe erlegen bekannte. Auch nicht wie Delaunay, der einfach mal den Eiffel-turm in musikalische Farbkreise zerlegt, oder wie der Bauhausfarblehrer Johannes Itten, sondern fotografiert, legt Negative übereinander, verdreht diese zueinander, arbeitet analog – und digital. Die Reverenz vor den Konstruktivisten ist Teil seiner jüngsten Erkundungen und natürlich in der Ausstellung zu sehen. Generell ist die Architektur seine Inspirationsquelle. Es ist ja wie ein Ballspiel, ein Pingpong zwischen Bildender Kunst und Architektur und spätestens seit der Moderne springt der Ball inspirierend von einem zum anderen. Aus Flächen werden Kuben, aus Dreidimensionalität Fläche, Linien gebaut oder gezeichnet, Farben entfalten sich flach oder raumbildend. Ola Kolehmainen hat erneut den Ball aufgegriffen und mit der Fotografie sein Medium gefunden, um sich der klassisch-modernen wie zeitgenössischen Architektur zuzuwenden. Spektakulär sind seine meterlangen abstrakten Fassadenfotos. Inzwischen sind auch historische Gebäude von Weltrang wie die Sagrada Familia (Barcelona) oder die Hagia Sophia (Istanbul) und gleichzeitig damit ein tieferes Eindringen in den Raum hinzugekommen. Erzählerische Momente mit einer eigenen grafischen Schönheit, wie etwa ein Baugerüst, sind nun zugelassen, wo sonst kaum ein Baumgeäst erlaubt war. „Ich benutze Architektur als Ausgangspunkt und Inspirationsquelle, nicht als das ultimative Endergebnis. Meine Arbeit ist eine Untersuchung von Raum, Licht und Farbe“, erklärt der Künstler und das gilt auch für die Erweiterung seines OEuvres.
Ola Kolehmainen begann seine Karriere als Journalist und wechselte zur Fotografie mit einem zweiten Studium an der inzwischen nach Alvar Aalto benannten „School of Art and Design“ in Helsinki, die er 1999 beendete. Nun glaubt man es kaum, dass hier schon wieder einer die 50 passiert.
Das Zehlendorfer Haus am Waldsee, welches sich mit hochrangigen Ausstellungen zur Gegenwartskunst, konkret zum Kunstschaffen von in Berlin lebenden, international bekannten Künstlern, einen exzellenten Ruf erworben hat, präsentiert die erste institutionelle Einzelausstellung des finnischen Künstlers, dessen Ausstellungsliste allerdings immens ist. Ola Kolehmainen ist nicht nur ein Perfektionist, wie er von sich selbst sagt, sondern auch ein schlauer Fuchs und weiß Synergien zu nutzen. Eine geis-tige Wahlverwandtschaft hat ihn zur Zusammenarbeit mit den Architekten Matthias Sauerbruch und Louisa Hutton geführt, deren flirrende Farbfassaden in Gestalt von Keramikfliesen neben wichtigen Gebäuden vor allem das Museum Brandhorst neben der Pinakothek der Moderne in München unverwechselbar machen. Diese kreative Beziehung ist auch hier thematisiert: Anlässlich der Ausstellung hat das Architektenpaar Hutton/Sauerbruch ein spezielles Farbkonzept für die Kabinette im Erdgeschoss entwickelt.
Anita Wünschmann
Information
„Geometric Light“ im Haus am Waldsee bis 17. Mai 2014