Devid Striesow ist einer der vielseitigsten und erfolgreichsten deutschen Film- und Fernsehstars. Eigentlich wollte er Beamter werden.
Erfolg kann auch zur Belastung ausarten. Devid Striesow (40) hat sehr viel Erfolg. Der geniale Künstler von der Ostseeküste, in Bergen auf der Ostsee-Insel Rügen geboren, in Rostock aufgewachsen, zählt zur Spitzenliga deutscher Schauspielkunst.
Seine gletscherblauen Augen können mit eiskaltem Blick Gänsehaut erzeugen. Das bewies er in Filmen wie „Die Fälscher“, in dem er einen zynischen SS-Offizier spielte, wie auch in „Yella“, wo er neben Nina Hoss einen rücksichtslosen Sanierer, Typ „Heuschrecke“, darstellte. Das pure Gegenteil davon verkörpert er als saarländischer „Tatort“-Kommissar Jens Stellbrink, nämlich eine Art Gute-Laune-Bär.
Striesow pflegt seine immensen Ausdrucksmöglichkeiten bis ins Extreme auszutesten. Besonders auf der Bühne geht er immer an die Grenzen. Zum Beispiel in der legendären „Macbeth“-Inszenierung seines Lieblingsregisseurs Jürgen Gosch. Striesow gab darin die „Lady Macbeth“ und trat dabei auch pudelnackt vors Publikum. „Das machte mir gar nichts aus“, sagt er: „Es war eine tolle Inszenierung, wenn auch sehr blutlastig.“
Seine überschüssige Energie steckt er in sehr viel Sport. Auch auf diesem Gebiet ist der 1,83 m große Schlacks ein Ass. Striesow erzählt: „In dem TV-Film ‚Morgen ist die Nacht rum‘ musste ich einen Kick-Box-Lehrer spielen. Es war nur eine kurze Einstellung, die trotzdem gut aussehen musste. Vor allem musste es so aussehen, als ob ich diesen Sport schon ewig betreibe. So fing ich an, ins Fitness-Studio zu gehen, um meine Muskulatur aufzubauen. Dabei merkte ich, wie gut das meinem Rücken tat. Also bin ich dabei geblieben. Außerdem laufe ich viel. Als ich in Düsseldorf ‚Hamlet‘ machte, hatten wir einen Sportfechter als Trainer. Das ist ein großer Unterschied zum Bühnenfechten. Da ging’s um Schnelligkeit. Das war ein geistig und körperlich fitter Hamlet, den ich da spielte. Dieses Sportmachen zieht sich bis heute weiter in einer gleichmäßigen Aktivität mit Joggen, etwas Krafttraining, Yoga und Schwimmen.“
Striesows Talente und Interessen sind breit gestreut. Hochmusikalisch begabt (er spielt Geige, Akkordeon, Mandoline, Gitarre, E-Gitarre und Jazz-Gitarre, singt auch gerne und gut), studierte er nach dem Abitur Musik mit dem Ziel Lehramt, gymnasiale Stufe, für die Fächer Deutsch und Musik. „Ich wollte eigentlich Beamter werden und ein ruhiges Leben führen“, gibt er schmunzelnd zu: „Aber dann musste ich nach einem Jahr Studium Zivildienst machen, was mich aus diesem Prozess herausriss.“ Danach fühlte er sich mehr zur Bühne hingezogen. Doch er setzte sich selbst unter Druck mit der ehrgeizigen Bedingung, zuerst von der Berliner Hochschule „Ernst Busch“ als Student akzeptiert zu werden.
Er formuliert das so: „Wenn’s da nicht geklappt hätte, hätte ich mich nicht anderswo beworben, sondern wäre halt Lehrer geworden.“
Es hat dann auf Anhieb geklappt. Nina Hoss und Fritzi Haberland waren seine Mitschülerinnen. Auch Maria Simon lernte er auf der Hochschule kennen. Sie hat ihm 1997 seinen ersten Sohn geschenkt, den er Ludwig (nach Beethoven) nannte.
Geheiratet wurde nicht. Aber das Paar blieb sich in Freundschaft verbunden. Beide wohnen heute in Berlin-Pankow in nächster Nachbarschaft, sodass Striesow auch seinen ersten Sohn nie aus den Augen verliert. Verheiratet ist er seit 2008 mit der 14 Jahre jüngeren Afrikanerin Francine, die er bei einem Urlaub in Kamerun kennenlernte. Sie sprach nur Französisch und Englisch. Er nur Deutsch und Russisch. Dennoch gab es keine Verständigungsprobleme, denn es war Liebe auf den ersten Blick. Inzwischen hat Francine perfekt Deutsch gelernt und zwei Kinder mit Striesow, Sohn Laurent 2010 und Tochter Yella 2012.
Hat Striesow ein Lebensmotto?
Seine Antwort: „ ‚Alles wird gut!‘ Ich bin nämlich nicht wie ‚Hamlet‘ von des Gedankens Blässe angekränkelt. Ich bin Optimist.“
Gudrun Gloth