Fontane notierte von der Höhe der Müggelberge auf einer seiner Wanderungen: „Auf Quadratmeilen hin nur Wasser und Wald. Nichts, was an die Hand der Kultur erinnerte. Nicht Weg, nicht Steg und keine andere Fahrstraße sichtbar, als das verwirrende Flussnetz, das sich durch die scheinbar endlosen Forstreviere zieht.“
Für viele Ostberliner verbinden sich mit dem Müggelturm schönste Kindheitserinnerungen. Kniestrümpfewetter und dicke Eisbecher. Hell und freundlich ist die Ausstrahlung der Gebäude in Erinnerung. 1961 wurde der Müggelturm gebaut. Klassisch modern, ist er von einer gewissen Eleganz, ganz in Weiß, ohne die Schnörkel der stalinistischen Zuckerbäckerära. Studenten der Berliner Kunsthochschule hatten ein Jahr zuvor den ersten Preis in einem Architekturwettbewerb gewonnen. Der Neubau in den Müggelbergen war nötig geworden, da der hölzerne Vorgängerbau 1958 abgebrannt war. Auf der überdachten Plattform steht man 120 Meter über dem Meeresspiegel und wird mit einer genialen Aussicht über endlos scheinende Wald- und Seengebiete belohnt. Dabei ist man noch auf Berliner Stadtgebiet. Wer den Turm von früher kannte, dem blutete in den letzten Jahren das Herz. Zunehmend dem Verfall preisgegeben, mussten die Erinnerungen herhalten, um sich den Turm schön zu malen. Nur der gebürtige Ungar András Milak hielt mit seinem Imbiss die Müggelturm-Fahne hoch. Er war es auch, der die ganze Zeit über den Eintritt von denen kassierte, die den Turm besteigen wollten und wollen. Dabei hätte hier längst alles zum Besten stehen sollen. Der Liegenschaftsfonds Berlin hatte das Grundstück Ende 2007 an einen Krefelder Investor verkauft, unter der Bedingung, dass er bis Ende 2010 einen Bauantrag stellte. Da nichts geschah, wurde der Verkauf rückabgewickelt. Seit einigen Monaten ist ein neuer Investor am Start, der Köpenicker Immobilienunternehmer Matthias Große, bekannt auch als der Lebensgefährte der Eisschnellläuferin Claudia Pechstein. Der Immobilienkaufmann Große, im Berliner Südosten vor allem als Projektentwickler von Einkaufszentren bekannt, möchte das heruntergekommene Müggelturm-Grundstück wieder zu einem attraktiven Ausflugsziel mit Restaurants, einem Pool und einem Veranstaltungssaal für 1 000 Besucher machen. Konzerte, Lesungen und Theateraufführungen könnten hier stattfinden, auch Trauungen sollen später auf dem Turm möglich sein. Bei der Aussicht sicher keine schlechte Idee. Bis es soweit ist, ist András Milak da und verkauft weiter Würstchen und die Tickets für den Aufstieg. „Später ziehe ich um auf das neu sanierte Gelände“, freut er sich, dass es nun vorwärts geht.
Ausflüge rund um die Müggelberge
Verschiedene schöne Wanderwege durchziehen die Müggelberge. Wie in einem richtigen Gebirge gibt es sogar einen Kammweg. Hat man sich jedoch als Spaziergänger zum Abstieg entschlossen, dann bieten sich verschiedene Möglichkeiten. Einmal geht es in Richtung Dahme, die hier Langer See heißt und weiter nach Wendenschloss beziehungsweise zur Großen Krampe. BVG-Fähren bringen die Gäste an den jeweiligen Punkten wieder übers Wasser zurück zum Berliner „Festland“. Hat man sich jedoch für die nördliche Richtung entschieden, ist der von Moor umgebene Teufelssee allemal einen Abstecher wert. Hölzerne Bohlenwege machen einen Rundgang möglich. Seltene Pflanzen wie Teichrosen, Wasserschierling oder Sonnentau lassen sich am Weg entdecken. Um das Gewässer ranken sich verschiedene Sagen. Nach einer dieser Geschichten soll dort ein Teufelsaltar gestanden haben. In einer anderen, einst von Inge Kiessig nacherzählten, Sage heißt es: „In dem dichten Schilfgürtel am Rande des Teufelssees lag früher ein Großer Stein. Man nannte ihn den Prinzessinnenstein, denn er zeigte die Stelle an, an der einmal ein prächtiges Schloss gestanden hatte, das eine Prinzessin bewohnte. Sie wurde verwünscht und ist samt ihrem Palast im Moor versunken. Zuweilen aber kam sie zum Vorschein.“ 750 Meter nordöstlich vom kleinen Teufelssee führt der Weg an den Großen Müggelsee, der mit sieben Quadratkilometern das größte Berliner Gewässer ist. Das nahe gelegene Restaurant Rübezahl mit Biergarten ist gerade bei Familien ein beliebter Anlaufpunkt. Es gibt einen Abenteuerspielplatz und im Winter eine Eisbahn. Wer länger bleiben will, kann hier auch eines der neu entstandenen Ferienhäuser mieten.
Karen Schröder