Mit dem Fall der Berliner Mauer engagierte sich die Firmengruppe Jahn auch im Osten der Stadt. In diesem Jahr nun feiert das über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Familienunternehmen mit seinen Gründungsvätern das 50-jährige Bestehen.
Bauwerkserhaltung bedeutet Werterhaltung von Gebäuden. Mit diesem Anspruch und dem Interesse, in der Westberliner Bauwirtschaft tätig sein zu wollen, gründete Klaus-Jürgen Jahn, damals 29-jährig, gemeinsam mit seinem Bruder Wolfram Jahn (damals 26), 1964 die I+B Isolier + Bautechnik GmbH, ganz im Sinne und in beruflicher Tradition der Familie, denn Vater und Großvater hatten ebenfalls inhabergeführte Unternehmen in Berlin. Die Zeit des Wirtschaftswunders war günstig für ihre Firmengründung, denn die weitere Verbesserung der Wohnverhältnisse, der soziale Wohnungsbau, das gesamte bauliche Geschehen in der Stadt erforderten spezialisierte Bauunternehmen. So entstanden in diesen Jahren auch bedeutende Bauvorhaben der Stadt, wie das Märkische Viertel, die Gropiusstadt, das Europacenter und der Flughafen Tegel.
Ihr Kerngeschäft war und ist bis heute die Bauwerksinstandsetzung. „Wir begannen damit, Elementbauten zu verfugen, und zwar bereits beim Bau des Märkischen Viertels und in der Gropiusstadt. Mit hochwertigem Fugendichtstoff, der ursprünglich aus dem Flugzeugbau kam und aus den USA importiert wurde. Bis zu einhundert Monteure haben wir bundesweit beschäftigt. Die Vorfabrikation von Gebäuden, ob für Wohnungen oder Gewerbeimmobilien, war damals eine sehr aktuelle Sache“, erinnert sich Klaus-Jürgen Jahn.
1974 wurde der Standort nach Reinickendorf verlegt. Dort wurde bis zum Fall der Mauer produziert und unzählige Aufträge machten die Firma über die Stadt hinaus bekannt, auch im europäischen Ausland. Fassaden- und Parkhaussanierungen, Instandsetzung von Balkonen, Terrassen, Laubengängen, Sanierung von Böden in Industriebauten und Abdichtungen gegen Feuchtigkeit sind heute noch das Leistungsprofil der Unternehmensgruppe.
Der Fall der Berliner Mauer bedeutete auch für die Firma einen Wendepunkt. Plötzlich eröffneten sich nicht nur neue Betätigungsfelder, auch die Kundschaft erweiterte sich auf fast kuriose Weise. Da erwiesen sich Klaus-Jürgen und Wolfram Jahn einmal mehr als engagierte und mit Leidenschaft agierende Unternehmer, obwohl dies an die Grenzen der Zumutbarkeit ging. „Das ging so weit, dass wir zwei Millionen D-Mark Außenstände hatten. Unser Hof stand voller Trabbis und die Leute fragten nach Material und Werkzeug für die undichten Plattenbauten im Osten. Natürlich hatten diese Käufer anfangs kein Geld. Erst später wurden sie zu echten Kunden, haben am Ende alles beglichen und sind keinen Pfennig schuldig geblieben“, so der Unternehmer heute.
1990 kauften die Brüder an der östlichen Stadtperipherie in Altlandsberg ein Grundstück und errichteten darauf eine Produktionsstätte für Dichtstoffe, Fugenbänder und Beschichtungsmaterialien für den Hoch- und Tiefbau. Damit schufen sie die dort dringend benötigten Arbeitsplätze. Für sein Engagement erhielt Klaus-Jürgen Jahn die Ehrenbürgerschaft der Stadt Altlandsberg.
Parallel zur Produktion in Altlandsberg lief das Ausführungsgeschäft wie zuvor von Reinickendorf aus. Der bedeutendste Auftrag in der Stadt war sicher von 1998 bis 2002 die Sanierung des Nikolaiviertels in Berlin.
Im Jahre 2000 gründeten Klaus-Jürgen und Wolfram Jahn noch die Jahn Baumanagement, die sich auf die Instandsetzung und Gestaltung von Parkhäusern und Tiefgaragen spezialisierte. „Parkhäuser werden zu Hinguckern und großflächige Werbung zu Eyecatchern“, so der Werbeslogan von Jahn.
Auf der Suche nach einem Nachfolger für die Firma stießen die Gründer dann allerdings an fast unüberwindbare Grenzen. Denn inhabergeführte Unternehmen zu verkaufen, verbietet sich fast von selbst. „Mit einem Verkauf ist es nicht getan. Der Kontakt zu den Kunden ist unerlässlich“, so Klaus-Jürgen Jahn. Deshalb ist es ein Glücksfall, dass mit Carola Kirchner, die die Isolier + Bautechnik 2006 übernommen hat eine geeignete Nachfolgerin gefunden wurde. So leitet sie seit September 2014 die gesamte Unternehmensgruppe ganz im Sinne der Gründer. 2013 wurde sie zur Vorsitzenden des Verbandes deutscher Unternehmerinnen Berlin-Brandenburg gewählt. Und im September 2014 erhielt sie die Auszeichnung als Unternehmerin des Jahres Reinickendorf.
Der sozial engagierte Unternehmer Klaus-Jürgen Jahn rief 1989 die Initiative Sport gegen Gewalt ins Leben. Das Ziel war es und ist es auch heute noch, Nachwuchssportler zu fördern. Prominente Radsportler, wie Robert Bartko, Doppelolympiasieger, und Roger Kluge, Olympiasieger, profitierten von dieser Förderung. Klaus-Jürgen Jahn gründete 2011 den Verein Sport gegen Gewalt e.V. – für den Unternehmer eine Herzensangelegenheit, für die sich Klaus-Jürgen Jahn nach wie vor einsetzt.
Gute Geschäftsbeziehungen mit vielen namhaften Auftraggebern über fünf Jahrzehnte hinweg erfolgreich aufrechtzuerhalten, ist eine beachtliche Lebensleistung. Nach seinem Lebensmotto befragt, antwortet Klaus-Jürgen Jahn: Fleiß und Optimismus. Ein selten gewordenes Credo.
Reinhard Wahren