Buderus – das ist irgendwas mit Heizungen, weiß man so landläufig. Dass das Unternehmen auch etwas mit dem „Gestürzten Ikarus“ des zeitgenössischen Bildhauers Stephan Balkenhol zu tun haben könnte oder mit Bronzebüsten von Goethe und Schiller, ist kaum bekannt.
Und doch ist es ganz logisch. 1678 ließ die Fürstliche Familie in Hirzenhain in Hessen die ersten Hochöfen bauen. Die Familie Buderus soll daran nicht unbeteiligt sein. 1731 gründete sie dann die Firma, deren Hauptgeschäft die Eisenproduktion war. Natürlich lag auch nahe, sich um die Weiterverarbeitung und Verfeinerung zu kümmern. Hugo Buderus, einer der gleichberechtigten Brüder, legte sein Augenmerk auf das Gießereigeschäft und erhielt die Leitung der Hirzenhainer Hütte und diese erwarb sich durch den Bau damals neuzeitlicher Zimmeröfen schnell einen Ruf. Man kennt diese feinverzierten Öfen, manchmal auch mit Kochkammern und Wärmekammern aus Museen, Schlössern, Herrenhäusern. Türen und Wände der Öfen sind mit Ornamenten, Figuren und ganzen Geschichten, sehr filigran gearbeitet, geschmückt. So kommen sie also zusammen: die Heizungen und die Kunst. Zum 200-jährigen Firmenjubiläum von Buderus gestaltete der Bildhauer Heinrich Moshage eine Erinnerungsplakette, die im Eisenwerk Hirzenhain gegossen wurde. Er begründete damit eine Tradition. 1946 schuf er eine weitere Erinnerungsplakette und seit 1949 gibt es jedes Jahr eine. Die Motive, von verschiedenen Künstler geschaffen, sind vielfältig. Da wird an den ersten Mondflug erinnert oder das 100-jährige Jubiläum des Panama-Kanals, an Goethe und Charlotte Buff oder an Robert Bosch – also es schwingt immer ein Hauch Weltgeschichte mit. Dirk Mitterdiami, Leiter der Buderus Niederlassung – Bosch Thermotechnik GmbH in Berlin-Brandenburg, mag diese Plaketten und er weiß, dass sie inzwischen einen hohen Sammlerwert besitzen, zumal die Kunstwerke auch noch ganz traditionell hergestellt werden. 1350 Grad heißes, gelb glühendes Eisen wird von harten Kerlen in Gießpfannen und in die Formkästen gegossen. Nach zehn Minuten ist das Eisen schon soweit erkaltet, dass die Form aufgebrochen werden kann. Und dann der bange Moment – ist der Guss geglückt? Dann werden die Plaketten vom Ausgusssystem getrennt, kontrolliert, geschliffen und lackiert.
Seit 1950 ist der Kunstguss in dieser traditionellen Form hier zu Hause. Künstler lassen hier ihre Bronzen gießen, die dann in Ausstellungen gezeigt werden, neben Balkenhol auch junge, wie Götz Sambale und Valerie Krause. Bemerkenswert ist die große Auswahl der Gießerei an Nachbildungen und Neuschöpfungen für das eigene Wohnzimmer. Wenn man auf der Internet-Seite stöbert gibt es da viel Schönes, so ein „Teufelchen“ nach einer Vorlage aus einem Eisenwerk im Ural oder den „Borghesischen Fechter“, dessen Original im Louvre zu Hause ist, und klassischen Büsten der deutschen Dichterfürsten von Daniel Rauch – eben nur in ganz klein. Und, der eigenen Zunft huldigend, auch mehrere Gießer nach den Modellen von Peter Lipp, dem ersten Leiter der Kunstgießerei. Also die Palette ist riesig. Teller, angefangen von Schinkels klassischem „Flussgötterteller“ bis hin zu ausgefalleneren Modellen von Peter Lipp.
Aber auch Restaurierungen, wie die der Statue „Germania“ in Laubach, übrigens einst in Lauchhammer in Brandenburg gegossen, und Rekonstruktionen beschädigter oder zerstörter Kunstwerke sowie die Herstellung von Museumsrepliken gehören zum Repertoire der Gießerei. Ach, und wenn jemand eine kaputte Ofenplatte hat, die wird repariert.
Martina Krüger
Information
www.buderus-kunstguss.de