Nun bleibt die Neue Nationalgalerie, erbaut von Mies van der Rohe vor fast 50 Jahren, für mehrere Jahre geschlossen. Mit dem denkmalgerechten Umbau des Hauses ist David Chipperfield betraut.
Für die letzten drei Monate vor der Schließung Ende Dezember 2014 hat der Architekt 144 grob geschälte Fichtenstämme, die bis unter die Decke reichten, in der Eingangshalle aufgestellt. Er verwandelte den Raum in einen Wald und zugleich in eine griechische Säulenhalle als ironische Reminiszenz an den Mies-Bau als „Tempel der klassischen Moderne“. Für den Titel seiner Schau bemühte David Chipperfield den Anfang eines englischen Kinderreims: „Sticks and Stones (may break my bones, but words will never hurt me)“. Gemeint sind damit zwei Grundelemente der Neuen Nationalgalerie sowie die Architektur allgemein: Hintergründig lenkt Chipperfield den Blick auf die spektakuläre Konstruktion des Museumsbaus, der 1965 –1968 nach Plänen von Ludwig Mies van der Rohe (1886 –1969) errichtet wurde. Lediglich acht schlanke Stahlstützen tragen das monumentale Dach, das wie freischwebend wirkt, weil die Stützen weit von den Dachecken eingerückt sind. Die 144 etwa acht Meter langen Fichtenstämme sollten symbolhaft das Gewicht des Daches aufnehmen. Sticks and Stones ist Chipperfields Verneigung vor dem großen Mies van der Rohe und Metapher für die kommende Baustelle.