Bei uns geht es um mehr als nur um Steuern

Seit 40 Jahren betreibt Lothar Ebert seine Steuerkanzlei in Berlin-Westend. Annette Kraß traf ihn in seiner Steuerkanzlei, die er seit 2003 mit seinem Partner Andreas Linow führt.

Zuerst einmal Gratulation zu 40 Jahren Steuerkanzlei. Macht es immer noch Spaß?

Unbedingt, der Beruf macht mir viel Spaß, die Kanzlei ist mein Lebenswerk.

Das klingt nach Leidenschaft für Ihren Beruf.

Ja, ich musste mich mit 15 1/2 Jahren für einen Beruf entscheiden, wusste damals noch gar nichts mit Steuern anzufangen, aber von der ers-ten Minute an hat es Spaß gemacht: meine Ausbildung, die kurze Angestelltenzeit. Danach folgte dann ja sofort die Selbstständigkeit.

Sie haben diese Kanzlei also gegründet? 

Ja, ich habe mich einfach in ein Büro gesetzt, gesagt, da bin ich, und dann ging es los. Anfangs waren es die Freunde, die kamen, schnell hat sich die Zufriedenheit mit meiner Arbeit aber herumgesprochen, sodass auch die Mitarbeiterzahl entsprechend wuchs. Wir haben im Durchschnitt 15 bis 20 Mitarbeiter, und eine Kanzlei in dieser Größenordnung ist auch genau das, was ich wollte: Klein, aber fein, sehr individuell und nur mit Spezialisten ausgestattet. Aus diesem Team ist auch mein Partner hervorgegangen. Er hat bei uns gelernt und es ist so, dass wir sehr viel gemeinsames Gedankengut haben ...

... was Ihnen im Hinblick auf die Weiterführung Ihrer Kanzlei sicher wichtig ist ...

Natürlich, es hat viel mit der persönlichen Wertschätzung zu tun. Es ist ja nicht nur die fachliche Kompetenz wichtig, entscheidend ist, dass man das Herz am rechten Fleck hat. Darauf lässt sich nicht verzichten, wenn man diesen Job gut machen will. 

Warum?

Beim Thema Steuerberatung geht es nicht nur um Steuern, wir sind unseren Klienten Vertraute in vielen Bereichen. Dies wollen wir so fortführen. Auch wenn es nicht einfacher wird.

Was meinen Sie damit: das deutsche Steuerrecht?

Dies ist ein schwieriges, komplexes Thema und ich werde mich hüten, diesbezüglich irgendwelche Empfehlungen auszusprechen, auch wenn viele unsinnige Dinge darunter sind. Aber ich möchte herausstellen, dass ich den Weg der Wiedervereinigung, auch was das Steuerrecht angeht, beeindruckend fand. Da haben die daran Beteiligten schon großartige Arbeit geleistet.

Inzwischen gibt es ja viele Programme, die bei der Steuererklärung behilflich sind. Was spricht dafür, die Steuererklärung einem Experten anzuvertrauen?

Ich glaube, das kann man so leicht nicht beantworten. Man sollte eine Affinität dafür haben, die Programme zu nutzen. Einfach nur ein paar Zahlen einzusetzen, wird nicht reichen. Wir merken, dass trotz vieler Buchhaltungsprogramme unsere Beratung immer wieder gefragt ist. Steuern bleiben eben ein Spezialgebiet.

Mit der Leitung der Kanzlei sind Sie sicher sehr gefordert. Wie entspannen Sie?

An erster Stelle steht hier das Ver-trauen in die Mitarbeiter. Und das Ziel, mit ihnen möglichst lange zusammenzuarbeiten; wir haben hier nur eine sehr geringe Fluktuation. Unser Team harmoniert gut und arbeitet sehr selbstständig, sodass wir nicht jeden Arbeitsvorgang überprüfen müssen. Dies alles macht es uns möglich, Freizeiten zu schaffen.

Wie überzeugen Sie jemanden für den Beruf des Steuerberaters?

Früher haben wir sehr viel ausgebildet, dann wurde es etwas ruhiger. Auszubildenden gegenüber ist unser Vorsatz, immer zu sagen, du musst nichts können, du musst nur wollen. Und wir empfehlen, sich unser Büro ein paar Tage anzuschauen, um festzustellen, ob es passt. Denn wie gesagt: In diesem Beruf geht es nicht nur um Zahlen. 

Jeder Auszubildende sollte vor dem Hintergrund des Umgangs mit Kollegen und Mandanten also auch seine Persönlichkeit einbringen ...

Sie merken, dass ich über Steuern gar nicht reden möchte. Wir setzen voraus, dass sich die fachlichen Fertigkeiten entwickeln, bei dem Einen schneller, beim Nächsten langsamer. Dass wir eine gute fachliche Qualität liefern, ist selbstverständlich, unsere Mandanten erwarten dies. Aber für ein gutes Ergebnis sind auch kompetente persönliche Gespräche unumgänglich, man sollte Freude und Liebe für diesen Beruf mitbringen. Für uns ist jeder Mitarbeiter unseres Büros ein wichtiger Mitarbeiter.

Sie engagieren sich auch für soziale Themen?

Wir haben unsere Mandanten immer schon zu Spenden ermutigt; inzwischen sind mein Partner und ich Mitglieder verschiedener Lions Clubs und diesbezüglich aktiv. Wir unterstützen verschiedene Kinderprojekte. Uns ist wichtig, den Leuten klar zu machen, etwas von ihrem verdienten Geld abzugeben, wenn sie es sich leisten können. 

Herr Linow, Sie sind wohlüberlegt ins Boot geholt worden, dieser Vertrauensbeweis freut Sie sicherlich ...

A. Linow: Auf jeden Fall, ich habe ja schon meine Ausbildung hier abgeschlossen und denke, dass sich unsere Zusammenarbeit bisher sehr positiv ausgewirkt hat.

Wie lange werden Sie denn noch Seite an Seite arbeiten?

A. Linow: Ich hoffe, mein Leben lang, wir haben unterschiedliche Arbeitsweisen, was sicher auch unserer Altersdifferenz geschuldet ist. Herr Ebert urteilt, bewertet, gewichtet die Dinge anders als ich, wir können da beide voneinander lernen und ich profitiere viel von seiner Erfahrung. Wir ergänzen uns einfach sehr gut. 

L. Ebert: Wir stellen immer wieder fest, dass wir mit unterschiedlichen Herangehensweisen oft doch zum gleichen Ergebnis kommen. Die fachliche Kompetenz ist selbstverständlich. Die persönliche Komponente ist der entscheidende Mehrwert. Dies ist unser Erfolgsrezept.

 

 

64 - Herbst 2015