Hotelgeschichte am Alexanderplatz

Das Park Inn Hotel Berlin Alexanderplatz feiert seinen 45. Geburtstag. Das am 7. Oktober 1970 als „Interhotel Hotel Stadt Berlin“ eröffnete Vorzeigehotel der DDR blickt auf eine bewegte Erfolgsgeschichte und heute von seiner Panorama-Terrasse im 40. Stockwerk auf eine nach der Wende grenzenlos wachsende Stadt.

Mit 1012 Zimmern und Suiten, wovon täglich rund 900 Zimmer belegt sind, auf insgesamt 37 Etagen und einer Gebäudehöhe von ca. 150 Metern ist das Park Inn am Alexanderplatz das zweitgrößte Hotel der Bundesrepublik Deutschland. „In unserem Hotel übernachten pro Jahr cirka eine halbe Million Menschen“, sagt General Manager Jürgen Gangl. Nach Schätzungen der Übernachtungszahlen vor der Wende sei von ungefähr 24 Millionen Übernachtungen in 45 Jahren Hotelgeschichte auszugehen. Das höchste Berliner Hotel wurde am 7. Oktober 1970, dem 21. Jahrestag der DDR-Gründung, als „Interhotel Hotel Stadt Berlin“ eröffnet.

Das Prestigehotel der DDR konnte bereits zur Eröffnung mit 1006 Zimmern, flotten Aufzügen, unterschiedlichen Restaurants, Bars und dem Panorama Restaurant in der 37. Etage punkten. „Es war das beste Restaurant, das es in Berlin gab, und ein beliebter Treffpunkt für die alliierten Soldaten, die mit Bussen angekarrt und wieder abgeholt wurden“, erinnert sich Sous-Chef Klaus Wendland.

Vor genau 45 Jahren hat die Karriere des heutigen Sous-Chefs als ausgebildeter Koch im Park Inn begonnen. „Ich habe das Geschirr in das Lager geräumt, den Einzug und die Eröffnung miterlebt“, erinnert sich der dreifache Vater und resümiert:

„Ich bin hier gerne groß geworden. Besonders spannend war es nach der Wende, denn es ist eine ,neue Stadt‘ hinzugekommen.“ Wendland zeichnete als einer von 200 Köchen von insgesamt 1200 Mitarbeitern in drei Küchen für Speis und Trank an 1900 Plätzen in der Rotisserie, Hallenbar, Cafeteria, Milch-Eis-Mokka-Bar oder der heute noch existenten Zille-Stube verantwortlich. Zirka 600 Liter pikante Soljanka-Suppe und bis zu 700 Mahlzeiten pro Tag wurden im „Alex-Grill“ zu moderaten Preisen in Ostmark verkauft. „Den für Telly Savalas in unserer Patisserie gefertigten Lollipop durfte ich persönlich überreichen“, schildert der Sous-Chef seine kurze Begegnung mit „Kojak“. 

Das Vier-Sterne-Superior Hotel am Alex beschäftigt zurzeit 350 Mitarbeiter. Die Bettenanzahl ist im Wandel der Zeit nahezu ident geblieben. „Nur dass heute keine Betten mehr in L-Form existieren, die sowohl als Einzel- als auch Doppelzimmer zu buchen gewesen sind“, erwähnt Carola Zinke, die seit 40 Jahren als Mitarbeiterin der Gruppenreservierung im Park Inn tätig ist. Sie brachte James Brown die erwünschte Trockenhaube auf das Zimmer, traf Bruce Springsteen und Bryan Adams und begegnete zahlreichen Polit-Größen wie Josip Broz Tito im Jahre 1976. 

Die Arbeit im Park Inn erlaubte einen Blick in die Freiheit. „Wir hatten mit Menschen zu tun, die uns das Leben hinter der Grenze vorstellen ließen, hatten Zugriff auf harte Auslandswährung und gute Beziehungen zu Taxi-Fahrern“, blickt die Hotelfachfrau zurück. Carola Zinke war selbst an der Demonstration am 4. November 1989 am Alexanderplatz dabei, „doch um 14 Uhr musste ich zur Arbeit und bin pflichtbewusst hingegangen“. 

General Manager Jürgen Gangl lenkt die Geschicke des Hauses. Der Erfolg des Hauses sei natürlich mit der Lage am Alexanderplatz mit Blick auf den Fernsehturm verbunden. Doch betriebliche Erfolge könne man nur mit Menschen erzielen, „die hinter der Arbeit stehen und diese große Maschinerie Tag für Tag mit viel Menschlichkeit bewegen“, ist er überzeugt. Wenn Mitarbeiter wie Klaus Wendland oder Carola Zinke sich mit dem Hotel identifizieren und langjährige Erfahrungen einbringen, sorgen sie für Kontinuität, Vertrauen und auch Spaß bei der Arbeit. „Wir alle profitieren von dem guten Betriebsklima. Das spiegelt sich auch an der großen Anzahl unserer Stammgäste wider“, stellt Jürgen Gangl fest. 

Die Gästezimmer wurden bereits Anfang der 90er-Jahre generalsaniert, die Bäder durch bauliche Veränderungen geöffnet, die Fassade wurde im Jahr 2004 mit Spiegelglas-Fenstern neu gestaltet. „Auch in den vergangenen zehn Jahren haben wir laufend und insgesamt alle Zimmer renoviert. In einem Haus dieser Größenordnung ist man nie fertig“, weiß Jürgen Gangl. Insgesamt 100 Millionen Euro sind in dieser Zeit in die Sanierung des Gesamtobjektes geflossen. 

Im kommenden Jahr sollen 16 neue Suiten in der 37. Etage entstehen. Die 25 Jahre alte Lobby, ein beliebter Treffpunkt für Städtereisende, soll luftiger und moderner, der Haupteingang in der Passage vergrößert werden. Auch die Entwicklung mit neu entstehenden Hotels am Alex schreitet voran. „Entweder man liebt den Alex oder man hasst ihn. Für mich ist das Haus an dieser Stelle nach wie vor faszinierend. Die Menschen und die Atmosphäre am Alex, der immer eine Baustelle und in Bewegung sein wird“, beschreibt Jürgen Gangl seine Arbeit in einer 45-jährigen Hotel-Institution im vereinten Berlin. 

Michaela Bavandi

 

64 - Herbst 2015