Eins der begehrtesten Touristikziele befindet sich südöstlich von Sri Lanka. Die Inselgruppe der Malediven im Indischen Ozean bietet nicht nur Luxusurlaub zu jeder Jahreszeit. Kreuzfahrten, Tauchsafaris und Wellnessoasen locken immer mehr Urlauber in die faszinierende einzigartige Inselwelt – eine enorme Herausforderung auch für den Umweltschutz, denn das sensible Ökosystem soll möglichst wenig gefährdet werden.
Auf der weltgrößten Tourismusmesse ITB in Berlin gehörten Sicherheitsbedenken, Reisen in Konfliktgebiete und Terrorangst zu den viel diskutierten Themen. Denn Urlaubsfreude und Urlaubsgefahr nach den Anschlägen in Ägypten, Tunesien, Paris und der Türkei zusammen zu denken, fällt vielen Urlaubern in diesem Jahr schwer. Gebucht wird offenkundig deshalb später als gewöhnlich und muslimisch regierte Länder verzeichnen bereits einen Rückgang der Gästezahlen. Nicht so auf den Malediven.
Der Inselstaat gilt als sicher, Angst vor Terroranschlägen oder politischen Unruhen besteht zumindest nach offiziellen Angaben der Regierung nicht. Durch den Ausbau der Resorts-Inseln mit Strandbungalows und hochexklusiven Luxusvillen und der Schaffung von mehr und mehr Bettenkapazitäten im Norden und Süden des Landes verzeichnet der Inselstaat im Indischen Ozean nach wie vor einen Anstieg von Urlaubern und Erlebnistouristen aus aller Welt. Auch Deutschland zählt zu wichtigen Quellmärkten.
So setzt „Visit Maledives Year 2016“, die jüngste Marketing-Kampagne des Landes anlässlich des 50-jährigen Unabhängigkeitsjubiläums, weiter auf den Ausbau des Tourismus, mit dem Ziel, die Touristenzahlen von 1,2 Millionen 2015 auf 1,5 Millionen zu steigern. Dazu sind über 60 touristische Projekte auf über 15 Atollen in Planung, d. h. es werden weitere neue Hotels und Gästehäuser auf bisher unbewohnten Inseln entstehen. Damit verbunden ist auch der Ausbau der inländischen Flughäfen, alles in allem eine enorme Herausforderung auch für den Umweltschutz und eine nachhaltige Entwicklungspolitik, die für den natursensiblen Inselstaat zwangsläufig immer wichtiger werden. Deshalb will die Inselregierung zukünftig besonderen Wert auf naturschonende Projekte und erneuerbare Energien legen. Fünf Meter Strand vor jedem Bungalow, keine Gebäude über Baumhöhe, maximale Bebauung von dreißig Prozent auf den Inseln für touristische Zwecke, bessere Müllentsorgung u. a. m. – mit derartigen Maßnahmen und verschiedenen Regierungsvorschriften, die bereits wichtige Seebereiche zu Schutzzonen erklärten, soll der Spagat zwischen dem Ausbau des Tourismus, der wichtigsten Einnahmequelle des Landes, und dem Erhalt des Ökosystems gelingen. Zumal die rund 1 200 dem Meer schutzlos ausgesetzten Inseln der Malediven im Grunde nur auf natürliche Weise zu erhalten sind. Die höchste Erhebung liegt bei kaum mehr als zwei Metern über dem Meeresspiegel. Jedes Atoll besteht aus einem Korallenriff, das wiederum eine Lagune umschließt, wobei tiefe Kanäle die Riffe voneinander trennen. Die Inselriffe, auf denen zahllose Arten von Unterwassertieren und leuchtenden Korallen leben, schützen die Inseln vor Wind, Wasser und Sturm.
Narürlich bieten solche natürlichen Gegebenheiten, verteilt auf 26 ringartigen Atollen, ideale Plätze für Touristik-angebote. Die Inseln sind mit Palmen und Brotfruchtbäumen bewachsen und von Sandstränden und klarem Wasser umgeben. Etwa 190 der Eilande sind bewohnt, etwa die Hälfte davon touris-tisch erschlossen. Die unbewohnten Inseln werden zum Teil landwirtschaftlich genutzt. Die Durchschnittstemperatur liegt das ganze Jahr über bei etwa 30° C, die Sonne scheint an den meis-ten Tagen durchgehend. Durch das dauerhaft tropische Klima gelten die Malediven als Ganzjahresreiseziel.
So haben die paradiesischen Traumstrände, Inselhopping, Wellnessoasen und faszinierende Unterwasserwelten die Malediven mittlerweile zum Sehnsuchtsort schlechthin gemacht. Die Angebote versprechen denn auch Erlebnisse der besonderen Art: Kreuzfahrten durch die Atolle, Beobachtung von Delfinen, Tauchen zu den Korallenriffen, Nacht- und Hochseefischen, Wassersport, Wellness- und Spa-Behandlungen oder romantische Auszeiten mit symbolischen Hochzeiten. Um auf Einheimische zu treffen, Märkte zu besuchen oder maledivische Kultur kennenzulernen, empfiehlt sich ein Besuch der Hauptstadt Malé auf dem Nord-Malé-Atoll oder der beiden Nachbarinseln -Viligili und Hulhumalé. Auf den drei Inseln lebt etwa ein Drittel der Gesamtbevölkerung. Die Fläche der Hauptstadt-Insel beträgt nur vier Quadratkilometer, sodass es leicht ist, sich zu orientieren und fortzubewegen. Etwa 1,3 Kilometer nordwestlich von Malé entfernt befindet sich die künstliche Insel Hulhumalé, ein Projekt zur Landgewinnung, um Wohnungsnot und Verkehrsprobleme auf Malé zu lindern. Im Jahr 2020 sollen die Bauarbeiten dort abgeschlossen sein. Die zwei Kilometer westlich von Malé gelegene Insel Viligili ist ein beliebtes Wochenendziel für die Haupstadtbewohner, die der Enge und der weniger guten Luft auf Malé entfliehen wollen.
So hat der Tourismus natürlich auch seine Kehrseite. Neben dem eingeschränkten Lebensraum für die insgesamt rund 400 000 Einwohner zählende Bevölkerung ist es vor allem der Zustand der Natur, der sich direkt auf das Leben der Malediver auswirkt. Die Inseln werden durch Tausende von Korallenriffen geschützt. Sie zu erhalten, ist sowohl für den gesamten Archipel als auch für die einheimische Bevölkerung, die von der Tourismusindustrie und vom Fischfang lebt, existenzsichernd und überlebenswichtig. Unverzichtbar ist daher, dass Touristen und Bevölkerung die natürliche Umgebung sorgsam behandeln. Nur so können die Malediven mit ihrem wahrlich fragilen und sensiblen Ökosystem als magischer Ort fortbestehen.
Reinhard Wahren