„Wir sind inzwischen eine so bekannte Firma, dass wir mit der Arbeit nicht wissen, wo wir anfangen sollen“, sagt Günter Marotzke. Und doch haben alle Mitarbeiter seiner Firma, die schlicht „Die Berliner Maler“ heißt, am 1. Juli, einem Freitag, die Malerutensilien aus der Hand gelegt – und das aus gutem Grund. Das 40-jährige Firmenjubiläum war zu feiern. Fast jeder Berliner kennt irgendein Objekt, an dem die Leute von Marotzke beteiligt waren: die Freie Universität Berlin, das Elefantentor im Zoo, das Concord-Hotel, das Schadow-Haus, das Anatomische Theater der Humboldt-Universität, die Vivantes-Kliniken und abseits von den klingenden Namen viele Wohnungsbaugesellschaften und Hausverwaltungen.
Eine beeindruckende Liste. 1976 begann Marotzke als Ein-Mann-Unternehmen, heute arbeiten 120 Mann mit ihm. Neun davon sind über 30 Jahre dabei. Über die Hälfte seit 20 Jahren. Man kann daraus schließen, dass bei Marotzke ein gutes Betriebsklima herrscht. Da fällt es auch nicht schwer, gemeinsam ordentlich zu feiern. Mit dem Dampfer ging es am Jubiläumstag vom Berliner Dom zum Müggelsee. Alle Mann an Deck! Einige ehemalige Mitarbeiter waren sogar von außerhalb angereist. Dazu eine Dixieland-Band an Bord, die für Stimmung sorgte. Marotzke hat als Chef ein Händchen dafür, ein freundlich-familiäres Klima in seiner Firma zu schaffen und so auch beim Feiern. Als der Marotzke-Dampfer vorüber schipperte, habe sicher einige Schaulustige am Ufer gedacht, was sind das denn für merkwürdige Passagiere dort. Alle mit weißen T-Shirts und auf dem Ärmel die Zahl 1976 in Gold, Silber und Bronze. Die auf dem Schiff hatten ordentlich Spaß. Der Chef hatte sich dieses Farbspiel ausgedacht – goldene Stickerei bedeutet, über 30 Jahre im Betrieb zu sein und die Abstufungen waren entsprechend. Nur bei den Youngstern, die erst seit zehn und weniger Jahren dabei sind, war die Zahl eher schmucklos in Anthrazit eingestickt. Aber aufsteigen sozusagen in die Medaillenränge ist jederzeit möglich. Unter den Neulingen sind auch sechs Lehrlinge, die ihre Ausbildung in dem Malerbetrieb beginnen. Gut 150 Berufsanfänger sind bei Marotzke bislang in die Lehre gegangen und arbeiten jetzt in ganz Berlin und anderswo. Stolz erzählt Marotzke, dass er zum Geburtstag auch jedem Mitarbeiter ein Geschenk machen konnte: eine Umhängetasche mit einer schicken Uhr darin und ein Basecap, auf dem auch die magische Zahl 1976 prangt, für die Sonne. Und die ganz Glücklichen konnten sich über einen Besuch in Tropical Island freuen, den sie bei einer Tombola gewannen. Warum macht der so ein Tamtam am Geburtstag? Ganz einfach. „Der Wert meines Unternehmens sind meine Mitarbeiter“, sagt er. Kein Jubiläum ohne Ausblick. Günter Marotzke hat auf dieser Dampferfahrt auch Weichen für die Zukunft gestellt. Neben neuen Kollegen für die Führungsetage, stellte er seinen 23-jährigen Sohn Philipp vor. Er wird den Part Öffentlichkeitsarbeit und Marketing übernehmen. Im Allgemeinen ein eher unterentwickelter Bereich im Handwerk. So betritt die Firma neue Wege im 41. Jahr ihrer Existenz.
Martina Krüger