Die diesjährige Internationale Tourismusbörse vom 11. bis 15. März in Berlin steht ganz im Zeichen der Wirtschaftskrise.
Als Branchentreffpunkt, Impulsgeber und Marktplatz zieht die Internationale Tourismusbörse auch in diesem Jahr wieder mehr als 11 000 Aussteller aus 180 Ländern nach Berlin. An den fünf Messetagen werden die Trends gesetzt für eine Branche, die zu den wichtigsten Wachstumszweigen gehört, mit weit über hundert Beschäftigten. Auf der ITB werden Umsätze von jährlich sechs Milliarden Euro verhandelt. Angesichts der Finanz- und Wirtschaftskrise stehen allerdings in diesem Jahr die Zeichen weniger auf Wachstum. Die einschlägige Trend-analyse bescheinigt der Reiseindustrie vielmehr einen Einbruch um ein bis zwei Prozent. Bestenfalls wird mit einer Stagnation gerechnet. Auch 2010 soll sich daran nichts ändern. Am meisten werden die Geschäftsreisen davon betroffen sein, so mutmaßt Dr. Martin Buck, Direktor KompetenzCenter Travel & Logistics, Messe Berlin. Allerdings seien zuverlässige Prognosen zum gegenwärtigen Zeitpunkt nahezu unmöglich. Erste Ergebnisse des World Travel Trends Report 2009 deuten darauf hin, dass die Europäer künftig auch nähere Reiseziele wählen werden, also lediglich ein positiver Trend zu mehr Kurz- und Mittelstreckenreisen gesehen wird.
Für den gesamten Europa-Tourismus wird 2009 in der Branche ein leichter Rückgang erwartet. Allerdings wisse niemand, so IPK-Präsident Rolf Freitag, wie weit die Talfahrt der Wirtschaft gehen wird und wann der Aufschwung kommt. Ebenso wenig lasse sich vorhersagen, ob die Menschen sofort wieder reisen werden, wenn die Wirtschaft anzieht, oder ob sich der positive Trend erst mit Verzögerung auf den Tourismus niederschlagen wird.
Beim amerikanischen Tourismus werden die größten Einbrüche erwartet, wobei der Rückgang amerikanischer Auslandsreisen in erster Linie die Reiseziele in Europa treffe, heißt es im ITB World Travel Trends Report. „Die Amerikaner werden sich bei der Wahl ihrer Destinationen und in den Reisegewohnheiten an der schwachen Konjunktur orientieren“, so Dr. Buck.
Dem Deutschland-Tourismus dagegen bescheinigen die Experten durchaus Wachstumsmöglichkeiten. Wobei der ITB als wichtige Branchenplattform gerade in diesen angespannten Zeiten eine große Bedeutung zukommt und eine hervorragende Chance bietet, Buchungsstände zu erweitern und neue Geschäftsverbindungen zu generieren.
Dem kommt die Wahl der diesjährigen Partnerregion der ITB sehr entgegen: das Ruhrgebiet als Metropole und Kulturhauptstadt Europas 2010. Die Angebote und Veranstaltungen von RUHR.2010 sollen das Ruhrgebiet als Kulturmetropole in Europa verankern.
Großen Raum nehmen auch die veränderten Vertriebskanäle und Anforderungen an das Marketing ein. „Der Kunde wird nicht mehr auf die im Internet angebotene Vielfalt, aber auch nicht auf die Transparenz beim Angebot und Preis verzichten wollen. Darauf wird sich die Reiseindustrie einstellen müssen“, so Buck. Tatsächlich benutzen bereits über die Hälfte aller Europäer bei der Reisevorbereitung das Internet als Informationsquelle. Das Reisebüro verliert also zumindest bei der Informationsbeschaffung an Bedeutung. Dagegen wird laut ITB World Travel Trends Report mehr und mehr auf Reiseempfehlungen von Verwandten und Freunden zurückgegriffen. R.W.