Was für ein Tag für Babelsberg

Jahrzehntelang sich selbst überlassen, leuchten Schloss und Park wieder in altem Glanz. Es plätschert, gurgelt, sprüht allerorten im Park Babelsberg. Wasserläufe und Brunnen, wohin das Auge schaut. Die Gotische Fontäne im Pleasureground mit seinen prachtvollen Blumenanlagen, der Adlerbrunnen, die goldene Reiherfontäne, bis hin zum großen Geysir in der Havel. Der Weg vom oberhalb gelegenen Schloss über den Pleasureground und die Rosentreppe hinunter zur Lenné-Bucht ist ein besonderes Erlebnis. Ein paar hundert Meter hinter dem Schloss findet sich das sogenannte Schwarze Meer. Dieser 2 500 Quadratmeter große künstliche See mit vier kleinen Inseln ist so geschickt angelegt, dass er noch größer erscheint, als er tatsächlich ist. Eine solche Garten- und Wasserwelt ist selbst in der verwöhnten Potsdamer Schlösserlandschaft einzigartig. Gern wird in diesem Zusammenhang von „Pücklers Wassermusik“ gesprochen, denn Fürst Hermann von Pückler-Muskau war es, der nach Peter Joseph Lenné den Park noch einmal gänzlich neu gestaltete. Er hatte sich 1842 am preußischen Hof um die Erweiterungsplanung des zehn Jahre zuvor angelegten Parks beworben. Insbesondere die sehr an Architektur interessierte Prinzessin Augusta war von dem  „Zauberer“ in Sachen Gartenkunst begeistert. Nach und nach wurde der Park auch in der Fläche erweitert, bis auf stolze 124 Hektar. Zusammen mit dem auf Berliner Seite gelegenen Böttcherberg bildet der Babelsberg so eine zusammenhängende Gartenlandschaft. Berlin hat darüber hinaus auch mit einigen Bauten hier Spuren hinterlassen. So steht die Gerichtslaube des alten gotischen Berliner Rathauses auf einem Hügel im Babelsberger Park, genauso wie eine Miniaturausgabe der Siegessäule.

Schloss Babelsberg wurde einst als Sommersitz für den Prinzen Wilhelm, den späteren König und Kaiser Wilhelm I. und seine Gemahlin Augusta in zwei Bauphasen errichtet. 1833 hatte Karl Friedrich Schinkel mit den Planungen begonnen. Nachdem Schinkel 1841 gestorben war, setzten Ludwig Persius und Johann Heinrich Strack die Arbeit fort. Doch nach dem Tod der Bauherren war Schloss Babelsberg bei der kaiserlichen Familie nicht mehr sonderlich beliebt.

Auch später haben Schloss und Park lange in einer Art Dämmerschlaf gelegen. Innerdeutsche Teilung und DDR-Grenzregime taten ihr Übriges. Zuletzt waren die Schlossfassaden schwarz, die Metallteile korrodiert und allerorten bröckelte der Putz. 

Die Idee, umlaufend um das Schloss Babelsberg Terrassen zu errichten, war ebenfalls auf Pückler zurückgegangen. Er konnte den Architekten Ludwig Persius von den ergänzenden Bauteilen überzeugen. Sie sollten den Übergang vom Schloss in den Garten sinnfällig machen und waren reich mit Skulpturen, Mosaiken und Pflanzen geschmückt. Karl Friedrich Schinkel, der das Schloss ursprünglich entworfen hatte, war noch ohne Terrassen ausgekommen. Dabei sind sie heute der ganze Stolz des Schlosses, machen es im wahrsten Sinne des Wortes luftiger. Die Porzellanterrasse mit
dem Städtebrunnen, die Voltaire-Terrasse und die Goldene Terrasse mit den ausladenden Pflanzenarrangements strahlen wieder in alter Pracht. Die Blaue Terrasse musste sogar zu großen Teilen neu rekonstruiert werden. In den nächsten Jahren soll dann auch die Restaurierung der Innenräume vorangetrieben werden. 

Vom Ergebnis der jüngsten Wiederherstellung von Schloss und Park sind selbst die Verantwortlichen überwältigt. „Was für ein Tag für Babelsberg“, sagte Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, anlässlich der Inbetriebnahme der Wasserspiele im letzten Jahr. „Eine der größten europäischen Schloss- und Parkanlagen des 19. Jahrhunderts ist wieder da.“ 

Insgesamt sind Schloss und Park Babelsberg kaum wiederzuerkennen.  Es ist gleichsam eine Neuentdeckung. Jahrzehntelang sich selbst überlassen, ist Babelsberg zu sich gekommen. Dabei ist viel Geld geflossen, sehr viel Geld. Möglich wurden die 2013 begonnenen Baumaßnahmen durch das Masterplan genannte Sonderinvestitionsprogramm für die preußischen Schlösser und Gärten, das der Bund sowie die Länder Brandenburg und Berlin aufgelegt hatten. Allein die Sanierung der Außenhülle und der dazugehörigen Terrassen hat 9,7 Millionen Euro gekostet. Der Material-Mix aus Ziegelmauerwerk, Naturstein, Putzteilen, Holz und Zinkguss bedeutete immer wieder eine Herausforderung. Hinzu kommen diverse Millionen für den Park und die Instandsetzung historischer Wasserleitungen. Weitere historische Fontänen und Brunnen sollen in Zukunft noch errichtet und in Betrieb genommen werden. Es wird also immer wieder Neues zu entdecken geben in Babelsberg.

Karen Schröder

 

70 - Frühjahr 2017