Transporter unter Strom

Während sich das Thema Elektromobilität vorwiegend auf die Pkw-Sparte als Massenmarkt fokussiert, nehmen elektrisch angetriebene Transporter in der öffentlichen Wahrnehmung vergleichsweise kaum Raum ein. Dabei sind gerade sie im innerstädtischen Verkehr wegen ihrer relativ kurzen Fahrstrecken geradezu prädestiniert, elektrisch, also abgasfrei zu fahren. Es verwundert fast, warum das Angebot an Transportern mit E-Antrieb bescheiden ist und die Autokonzerne deren Entwicklung zur Marktreife nicht schneller vorantreiben.

Nichtsdestotrotz gibt es bereits voll alltagstaugliche Modelle, wie beispielsweise den Nissan eNV200. Mit einer Reichweite von durchschnittlich etwa 150 Kilometern unter allen Betriebs- und Witterungsbedingungen ist er für Fahrten in der Stadt bestens geeignet. Der Lithium-Ionen-Akku hat eine Kapazität von 24 Kilowattstunden und kann unterschiedlich aufgeladen werden: an einer Steckdose, an einem Typ1-Anschluss oder an einer Schnellladeeinrichtung. Entsprechend sind die Ladezeiten. Im günstigsten Fall ist der Akku nach einer halben Stunde zu achtzig Prozent aufgeladen. Laderaum und Nutzlast des Nissan eNV200 mit rund vier Kubikmetern und 700 Kilogramm und sein hervorragendes Energiemanagement weisen ihn als idealen gewerblich nutzbaren E-Transporter für den Stadtverkehr und das nahe Umland aus.

Auch andere Hersteller bieten E-Transporter an, teils sogar in Eigenentwicklung, doch Reichweitenangst, zu hohe Kosten und ineffiziente Elektrotechnik trugen bislang nicht zu einer stärkeren Nachfrage bei. Volkswagen will dies nun ändern und setzt ganz auf den neuen e-Crafter, der noch 2017 ausgeliefert werden soll. Mit einer Akku-Kapazität von 43 Kilowattstunden sind mit ihm Reichweiten von 100 bis 200 Kilometern möglich. Der Elektromotor leistet 100 Kilowatt und beschleunigt den e-Crafter auf die erlaubte maximale Höchstgeschwindigkeit von 80 Kilometern pro Stunde. Da sich auch sein Ladevolumen von rund 11 Kubikmetern gegenüber der Diesel-Variante nicht verändert hat, wäre er das derzeitige Nonplusultra für den emissionsfreien innerstädtischen Lieferverkehr in diesem Fahrzeugsegment. Damit will sich VW natürlich nicht zufriedengeben. Das Konzept des e-Craf-
ters ist so angelegt, dass mit leis-tungsstärkeren Akkus zukünftig noch größere Reichweiten möglich sind.

Den endgültigen Durchbruch in pun-cto E-Mobilität im Transporter-Bereich wird wohl erst der I.D. Buzz im T6-Format, der Elektro-Bulli, zeitigen und damit vielleicht an die Fortsetzung der Erfolgsgeschichte von einst anknüpfen: Allein der VW T1 von 1950 erreichte als Kleinbus, Pritsche oder als geschlossener Kastenwagen bis 1967 eine Gesamtstückzahl von 1,8 Millionen Fahrzeugen. Die Idee vom Revival des legendären VW-Bus ist zwar nicht neu, doch scheinen nun die Wolfsburger mit dem Elektro-Bulli als Bus und Transporter die Geschichte endlich fortschreiben zu können. Abgesehen vom unverwechselbaren zeitlosen Design, soll die Kapazität des Akku-Blocks Reichweiten bis zu 600 Kilometer garantieren und die zwei Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse den E-Bulli in fünf Sekunden von Null auf 100 Kilometer pro Stunde beschleunigen. Angesichts und in Erwartung eines solchen Revivals der einstigen Bulli-Legende wird man die 30-minütige Aufladung an einer Ladesäule gern in Kauf nehmen. Allerdings sind die ersten Modelle des I.D. Buzz vor 2020 wohl nicht zu erwarten.

 

Roadster- Legende MX-5

Zeitlos und nachgefragt, Fotos: 2001-2016 Mazda Motors (Deutschland) GmbH

 

An eine so lange Lebensdauer hätte 1989, als der erste japanische Roads-ter mit der Bezeichnung MX-5 die Welt der Sportwagen aufmischte, niemand geglaubt. Die aktuell vierte Generation beweist ungebrochene Akzeptanz in der Fangemeinde, zumal der neue MX-5 nun sowohl als Roadster als auch als Ganzjahres-Coupé auffährt. Dafür sorgen zwei markante Veränderungen: zum einen das elektrische Klappdach anstelle der bisherigen Stoffmütze, zum anderen das einklappbare Fließheck. Auch Front und Heck sind etwas verändert. Seine sportliche Motorisierung, ein 160 PS starker Vierzylinder-Saugmotor, bringt den MX-5 in 7,5 Sekunden auf Tempo 100 und auf 215 Kilometer pro Stunde Höchstgeschwindigkeit. Der Zweisitzer hat auch in der vierten Generation nichts von seiner Attraktivität verloren. Und sein Preis ist nach wie vor eine Kampfansage im Segment der offenen Sportwagen: Der Einstiegspreis liegt bei knapp 30 000 Euro.

 

Multifunktionaler Raumriese

Stilvolles Reisemobil, Foto: © Peugeot Kommunikation

 

Als der Peugeot Traveller im März 2016 auf dem Genfer Autosalon als Nachfolger des Expert präsentiert wurde, konnte man schon vorausahnen, dass er das Zeug zum echten Konkurrenten für den VW Transporter hat. Das zeigt sich nun mehr als deutlich, denn jetzt gibt es den Traveller in drei Ausstattungsvarianten: Active und Allure für die private Nutzung sowie Business bzw. Business VIP für den gewerblichen Personentransport. Zudem in drei Längen: 4,61 Meter, 4,95 Meter und 5,30 Meter. Dadurch bekommt der Traveller eine Variabilität, die im Segment der Multivans und Kleinbusse kaum übertroffen wird. Mit umfangreichen Ausstattungsmöglichkeiten und Oberklassekomfort auf allen acht Sitzplätzen setzt der neue Traveller tatsächlich Maßstäbe. Beispielsweise verfügt die Allure-Version über schlüssellose elektrische Schiebetüren, die sich auch von innen mit den Füßen öffnen und schließen lassen, ein zweiteiliges Glasdach über dem Fond, ein farbiges Head-up-Display, beheizbare und elektrisch verstellbare Ledersitze mit Massage-Funktion und anderes mehr als höhere Ausstattungsvariante. Wie auch bei den anderen Ausstattungsvarianten lassen sich die Sitze je nach Bedarf verschieben oder dank des Quick-Drop-Systems herausnehmen.

Mehr Raumkomfort als eine Luxuslimousine, weniger Verbrauch als viele Mittelklasse-Kombis – die Euro-6-Motoren haben sehr gute Verbrauchs- und CO2-Werte –, ist denn auch nicht nur eine Werbefloskel. Auch das angenehme Fahrgefühl ähnelt eher einem Pkw als einem Multivan oder Transporter dank jener Fahrzeugplattform, auf der beispielsweise auch der Peugeot 5008 basiert.

Mit seiner enormen Anpassungsfähigkeit an die unterschiedlichsten Transportbedürfnisse und seinem hohen Ausstattungsniveau kann der neue Peugeot Traveller den Erwartungen privater und gewerblicher Nutzer voll und ganz gerecht werden.

 

Oberklasse in Mischbauweise

Von jedem etwas, der nächste A8, Foto: © 2017 by AUDI AG

 

In den 1990er Jahren galt Audis A8-Limousine als großer Wurf, denn ihre Karosserie bestand zu 100 Prozent aus Aluminium. Dadurch konnte das Gesamtgewicht der Oberklasselimousine erheblich verringert werden, was sich günstig auf andere Bauteile auswirkte.

Mit dem neuen A8, den Audi im September auf der IAA präsentieren wird, erfolgt nun eine Abkehr vom reinen Aluminium zugunsten einer sogenannten intelligenten Mischbauweise. Darunter verstehen die Ingolstädter Autobauer eine Karosseriestruktur aus mehreren unterschiedlichen Materialien. Warum im A8 jetzt außer Aluminium auch wieder Stahl, kohlefaserverstärkter Kunststoff und Magnesium zu finden sind, liegt u. a. an den neuen Crash-Vorschriften. Beispielsweise müssen die Türschweller aus dem härtesten verfügbaren Material bestehen. So ist der neue A8 steifer, sicherer, aber auch wieder schwerer als sein Vorgänger. Dafür beeindruckt allein der Innenraum der Oberklasselimousine umso mehr. Mittels Touchscreen fasziniert beispielsweise die geniale Bedienlogik. Viele Fahrerassistenzsysteme und neue Fahrpiloten, wie Parkpilot, Garagenpilot und später auch ein Staupilot, machen den A8 überdies zum ersten Serienauto für hochautomatisiertes Fahren. Das wird sich natürlich in den Preisen niederschlagen. Für den neuen A8 und die Langversion A8 L beginnen die Preise bereits bei knapp über 90 000 sowie 94 000 Euro in der Grundausstattung und liegen damit spürbar über denen der entsprechenden Vorgängermodelle. Die neuen Fahrpiloten und Extras werden die Preise noch erheblich nach oben treiben.

 

Auf der Überholspur

Tesla hat Visonen und arbeitet hart an einem Massenmarkt für E-Autos, Foto: Tesla © 2017

 

Ganz aktuell dagegen ist die Markteinführung des neuen Tesla-Modells. Nach dem Luxusauto Model S, dem SUV Model X, ist es ein Mittelklasseauto mit der Nummer 3 und könnte den Massenmarkt für E-Autos öffnen. So hoffen und erwarten es zumindest die verantwortlichen Tesla-Manager. Dreißig Kunden kamen bereits in den Genuss ihrer bestellten Autos vom Typ Model 3, für Dezember ist schon eine Produktionsstückzahl von 20 000 pro Monat geplant und im nächsten Jahr soll es eine halbe Million sein. Einem derart schnellen Hochfahren der Stückzahlen stehen Experten skeptisch gegenüber, auch wenn ein E-Auto einfacher herzustellen ist als ein Auto mit Verbrennungsmotor. Doch der charismatische und visionär denkende Tesla-Chef Elon Musk glaubt zweifelsfrei an den Erfolg seiner Firma – und mit ihm seine Aktionäre, Investoren und potenziellen Kunden. Wie anders sind beispielsweise die enormen Inves-titionen zu verstehen. So übernahm Tesla im vergangenem Jahr den deutschen Spezialmaschinenbauer Grohmann für eine automatische Batteriefertigung.
Dass das Model 3 auch auf dem europäischen Markt gut ankommen wird, scheint mit seinem eleganten Design, einer Reichweite von 345 Kilometern, nur einem einzigen Bildschirm, mit Autopilot-Modus für halbautomatisches Fahren und einem Preis von moderaten 31 000 Euro fast sicher. Tesla plant die Europapremiere für 2018.

 

Das Auto als Klangkörper

Exzellenter 3-D-Sound: Experten geben dem lautsprecherlosen Audiosystem von Continental Bestnoten

 

Wer möchte auf einer langen Autofahrt nicht seine Lieblingsmusik am liebsten in Konzertsaalqualität hören und natürlich ohne Kopfhörer? Doch für ein nahezu natürliches Klangerlebnis in 3-D-Qualität sind in der Regel mehrere Lautsprecher im Auto erforderlich, eingebaut an verschiedenen Stellen. Das macht das Auto nicht nur um etliche Kilogramm schwerer, es erfordert auch ein relativ großes Einbauvolumen. Oft setzt zudem die Integration der Lautsprecher für Designer und Konstrukteure Grenzen. Das war für Continental Anlass, mit einem lautsprecherlosem System die Audiotechnik für Fahrzeuge von Grund auf neu zu erfinden. So ersetzte das Technologieunternehmen die herkömmlichen Lautsprecher durch sogenannte Aktuatoren, die den Schall erzeugen, indem sie bestimmte Oberflächen im Innenraum in Schwingung versetzen, zum Beispiel die A-Säule mit hohen, die Türverkleidungen mit mittleren oder die Vordersitze mit tiefen Frequenzen: Das Fahrzeug selbst wird zum Instrument und erzeugt nach Angaben von Continental für Klangerlebnisse, die den Vergleich mit High-End-Lautsprecheranlagen von Premium-Herstellern nicht zu scheuen brauchen. So überzeugt das lautsprecherlose Audiosystem nicht nur durch deutlich weniger Gewicht und Einbauvolumen, sondern vor allem durch eine völlig neue Klangqualität.

 

Reinhard Wahren

71 - Sommer 2017