Bad Saarow entwickelt sich beständig und besticht durch seine Lage, Natur und Tradition. Der Ryder Cup 2022 wäre es gewesen. Bad Saarow hatte sich für die Austragung eines der wichtigsten Golfturniere beworben, den Zuschlag dann aber nicht bekommen. Der Veranstalter kürte in seiner Zentrale im englischen Wentworth stattdessen Rom zum Ausrichter der 44. Auflage des prestigeträchtigen Kontinentalvergleichs der besten Profis aus Europa und den USA. Bad Saarow wäre auf einen Schlag in aller Welt bekannt geworden. Tausende sportinteressierter Touristen hätten die Hotels der Umgebung belegt. Aber es geht auch ohne. Denn der Kurort hat mehr zu bieten als seine Golfplätze. Das wissen die Millionen Touristen, die jährlich kommen, zu schätzen. Viele Gäste sind Tagesgäste aus Berlin und Umgebung. Doch auch die Zahl der Übernachtungen steigt stetig. 2016 waren es 385 000. Im Durchschnitt blieben die Gäste drei Tage. Allein das „märkische Meer“, wie Fontane den Scharmützelsee nannte, zieht die Besucher magisch an. Im Ranking Lieblingssee der Deutschen liegt der Scharmützel laut Umfragen seit Jahren auf den ersten fünf Plätzen.
An der Seepromenade und im Kurpark lässt es sich wunderbar flanieren. Ein längerer Spaziergang etwa zum traditionsreichen Café Dorsch bietet sich an. Hier haben es sich einst schon diverse Ufa-Stars gut gehen lassen. Die Schauspielerin Anny Ondra und der Boxer Max Schmeling waren Stammgäste. Schließlich besaßen die beiden, wie viele andere Prominente, in Bad Saarow ein Sommerhaus. Ein lohnendes herbstliches Wanderziel von Bad Saarow aus sind aber auch die Markgrafensteine, bekannt durch die Granitschale vor dem Alten Museum in Berlin. Vom nahe gelegenen Aussichtsturm lässt sich der gesamte Scharmützelsee überblicken. „Bei gutem Wetter kann man sogar den Fernsehturm sehen“, sagt Laura Beister, Geschäftsführerin des Tourismusvereins Scharmützelsee.
Der Scharmützelsee ist am Ende so groß aber gar nicht. Er lässt sich bequem in zweieinhalb Stunden mit dem Fahrrad umrunden, eine Rast eingerechnet. Spätestens dann wird klar, welche Ausnahmestellung der elegante Kurort Bad Saarow einnimmt, denn weder Wendisch Rietz noch Diensdorf können ihm das Wasser reichen. Mit heute rund 5 000 Einwohnern ist Bad Saarow auch der größte Ort am See. Hier gibt es die besten Hotels und zahlreiche Freizeitangebote. „Bad Saarow hat immer schon mehr auf Qualität statt auf Quantität gesetzt. Nachhaltiges Wachstum ist unsere Devise“, so Laura Beister. Man ist sich der Tradition als eleganter Bade- und Kurort in der Nähe Berlins durchaus bewusst.
2011 zahlten sich die Bemühungen aus. Als erster Ort Brandenburgs wurde Bad Saarow von der Initiative ServiceQualität Deutschland als Qualitäts-Stadt zertifiziert. In Saarow will man von einer Servicewüste Brandenburg nichts wissen. Insgesamt 19 serviceorientierte Einrichtungen und Betriebe sind mit dem großen Q wie Qualität gekennzeichnet, darunter Hotels, Restaurants und Ferienwohnungen, aber auch die Sommerrodelbahn, die Schifffahrtsgesellschaft und der Kletterwald. Die großzügig erweiterte Therme und die Kureinrichtungen gehören selbstverständlich dazu. „Nur ein wirkliches Zentrum hat die Landhaussiedlung Bad Saarow, wie sie 1906 von Ludwig Lesser geplant wurde, bislang nicht“, so Anke Hirschmann, die ehrenamtliche Bürgermeisterin von Bad Saarow. Das soll sich jetzt ändern. In der Nähe des denkmalgeschützten Bahnhofs errichtet die Berliner Unternehmensgruppe Artprojekt für rund 27 Millionen Euro die Kurpark-Kolonnaden mit Marktplatz. „In fünf durch eine Kolonnade verbundenen Gebäuden sind Cafés, Geschäfte und ein Kino vorgesehen“, freut sich die Bürgermeisterin, denn Saarow brauche derartige Investitionen. In den jeweiligen Obergeschossen entstehen Miet- und Eigentumswohnungen.
Neben dem ganz neuen macht in letzter Zeit auch der älteste Teil Bad Saarows von sich reden. Auf einer Landzunge steht der historische Eibenhof. Einst befand sich hier das Rittergut derer von Löschebrand. Anfang des 18. Jahrhunderts ließen die Gutsbesitzer den eingeschossigen Barockbau, wie er heute wieder zu bewundern ist, errichten. Von 2005 an erfolgte ein denkmalgerechter Umbau des Eibenhofs. Heute ist er ein Wohn-, Arbeits- und Ferienort für Familien. Außerdem ist mit der neu erbauten Kulturscheune ein besonderer Veranstaltungsort entstanden. Lesungen, Konzerte und Theater werden hier veranstaltet und jedes Jahr im September das dreitägige internationale Festival „Film ohne Grenzen“. Ein Ereignis, das zum aufstrebenden Kurort Bad Saarow passt.
Karen Schröder