Es wird ein guter Jahrgang, der 2018er Wein, auch in Brandenburg. Gerade für den Rotwein bot der trockene heiße Sommer beste Voraussetzungen. Witterungsbedingt fand die Weinlese dabei zwei Wochen früher statt als sonst. Der wohl bekannteste Weinberg Brandenburgs ist sicher der unterhalb von Schloss Sanssouci. Friedrich II. hatte die Weinstöcke persönlich pflanzen lassen. Wein, Kunst und Musik, das gehörte für ihn zusammen. Auch am vom Schloss nordwestlich gelegenen Klausberg gediehen die Reben. Heute ist dieser historische Weinberg weitgehend wiederhergestellt. Im Besuchershop der Schlösserstiftung ist der seit 2011 ortsnah gekelterte Wein zu erwerben, auch das jährlich hier veranstaltete Weinfest ist zu einer Tradition geworden.
Wein- und Federweißerfeste gibt es mittlerweile an verschiedenen Orten zwischen Havel und Lausitz. Immer mehr kleine Weinberge werden derzeit in Brandenburg bewirtschaftet. Oft sind neu gegründete Weinbauvereine die Träger, aber wer über 100 Quadratmeter Fläche bewirtschaften will, muss angemeldet sein und über Rebrechte verfügen. An 26 Standorten wird in Brandenburg derzeit Wein angebaut. Der größte und bekannteste Weinberg ist der Werderaner Wachtelberg, der vom einzigen Vollerwerbsbetrieb Brandenburgs bewirtschaftet wird. Schon im 17. und 18. Jahrhundert waren die von Südost nach Südwest abfallenden Hänge mit Weinreben bepflanzt. Doch zwischenzeitlich war es still geworden um den als zu sauer geltenden Wein vom Werderaner Berg. Doch noch zu DDR-Zeiten haben einige Weinenthusiasten wieder Rebstöcke gesetzt, man wollte an diese besondere Geschichte anknüpfen. Heute führt Familie Lindicke einen erfolgreichen Weinbaubetrieb, mit eigener Kelterei im Weinberg. Rein rechtlich gehört Werder zum Saale-Unstrut-Gebiet. „Wir wollen elegante und filigrane Qualitätsweine erzeugen, mittels boden- und umweltschonender Arbeitsweise, besonders durch den Anbau unbekannter und neuer pilzwiderstandsfähiger Rebsorten“, so Manfred Lindicke, promovierter Gartenbauingenieur. 60 Prozent der Rebfläche, mittlerweile ist auch der traditionsreiche Galgenberg in Werder wieder Wein-anbaugebiet, seien mit diesen neuen Sorten, darunter Cabernet Blanc, Muscaris und Pinotin, bepflanzt. So könne man den Pflanzenschutz-Aufwand drastisch herunterfahren. Es sind also nicht nur Weißweine, die angeboten werden, sondern in geringerem Umfang auch Rotweine und Sekt. Eine ähnliche Strategie verfolgen auch andere Brandenburger Winzer. Sie haben sich in der Fachgruppe Weinbau beim Landesverband Gartenbau Berlin-Brandenburg e.V. zusammengetan. Durch neu gepflanzte Weinberge hat sich auch die erzeugte Weinmenge deutlich erhöht. Im Jahr 2010 waren es nur etwa 300 Hektoliter und im Jahr 2017 schon 1 337 Hektoliter. Jedes Jahr im Frühjahr laden die Brandenburger Winzer zur großen Jungweinprobe. So viel ist mittlerweile klar: Der Brandenburger Wein muss sich auch qualitativ nicht mehr verstecken. Das wird zu verschiedenen Anlässen auch von Experten der traditionellen Weinbaugebiete etwa aus dem Rheinland und der Pfalz anerkannt. So konnten sie auch bei diversen Weinprämierungen schon Preise gewinnen. Nur von der Gastronomie und den Hoteliers wünschen sich die ortsansässigen Winzer etwas mehr Unterstützung. „Denn zu einem regionalen Essen gehört auch ein regionaler Wein“, davon ist Manfred Lindicke überzeugt.
Neben dem Havelland gilt der Brandenburger Süden als Hauptweinbaugebiet, so auch die Lausitz. Eine sonnenverwöhnte Gegend. In Großräschen ist ein Weinberg sogar auf einem ehemaligem Tagebaugelände entstanden, direkt an der Abbruchkante, jedoch auf natürlich gewachsenem Boden. „Eine Besonderheit des Großräschener Weinbergs ist die Ausrichtung nach Süden, bei einer Hangneigung bis zu 33 Prozent, was weinrechtlich eine Steillage bedeutet. Außerdem haben wir gut geeigneten Boden aus Geschiebemergel“, so Winzer Andreas Wobar. Die Großräschener Weine werden im sächsischen Meißen ausgebaut, auch hier pilzresistente Weißweinsorten. Heute sitzt man auf den IBA-Terrassen und schaut gleichzeitig auf den Weinberg und den gefluteten Tagebau. Das gibt es nicht so oft in Deutschland zu sehen.
Karen Schröder