Die neue Ausstellung der Helmut Newton Stiftung erinnert an das legendäre Taschen-Fotobuch, begleitet von Arbeiten seiner ehemaligen Assistenten Mark Arbeit, Georg Holz und Just Loomis.
Das Kunstbuch „Helmut Newtons SUMO“, das auf einer Charity-Auktion in Berlin vor 20 Jahren für 620 000 DM versteigert wurde und als das teuerste Buch des 20. Jahrhunderts gilt, ist für die Helmut Newton Stiftung Anlass, erneut eine dem Buch adäquate Ausstellung zu kuratieren, um es zu feiern. Bereits vor zehn Jahren hingen die mehr als vierhundert Buchseiten gerahmt an der Wand. So erfährt das spektakuläre Taschen-Kunstbuch mit der aktuellen Ausstellung nach zwanzig Jahren erneut ein Revival mit Newtons berühmten Big Nudes, vielen Modebildern und Porträts von Berühmtheiten. Über seine fotografischen Vorbilder informiert zudem ein autobiografischer Text Helmut Newtons. Darin hebt er Erich Salomon und Brassaï hervor, deren Aufnahmen von Prostituierten im Paris der 1930er-Jahre auch eine Art Initialzündung für ihn bedeuteten und seine Bildsprache beeinflussten. Sie hatten offenbar nicht nur wesentlichen Einfluss auf seine offensive, ab den 1960er-Jahren so wegweisende Modefotografie, sondern ebenso auf seine späteren Arbeiten, die mit überraschendem Bildwitz und subtiler Verführung zu Ikonen wurden. In Zeiten von MeToo und feministischer Einsprüche bezüglich der Newtonschen Aktfotografie könnte man die neue Ausstellung als gestrig und überholt abtun. Doch zeige gerade SUMO die sich radikal wandelnde Rolle der Frau in der westlichen Gesellschaft seit den 1950er-Jahren, so Kurator Matthias Harder. Das umfangreiche Werk Helmut Newtons sei ein künstlerisches Zeitdokument, inhaltlich überaus vielschichtig und raffiniert, herausfordernd und stilbildend – auch für die folgende Generation.
Das zeigt sich in den Arbeiten der „Three Boys from Pasadena“. Dahinter verbergen sich Mark Arbeit, Georg Holz und Just Loomis, deren Fotografien in drei Räumen neben der SUMO-Ausstellung gezeigt werden. Helmut Newton hatte die mit eigenem Werk längst erfolgreichen amerikanischen Fotografen einst als Designstudenten aus Pasadena kennengelernt und zu seinen Assistenten gemacht.
So sind von Mark Arbeit lebensgroße Fotogramme von weiblichen Aktmodellen und Spielzeugpuppen zu sehen. Letztere als Hommage an Helmut Newton und dessen Sammelleidenschaft. Experimentierfreudig zeigt sich Arbeit auch mit Arbeiten aus seiner Torso-Werkserie, die antiken Darstellungen ähnlich sind.
Georg Holz zeigt vor allem Aktbilder von weiblichen und männlichen Modellen, zahlreiche Hollywood-Porträts sowie das Miteinander von bekleideten und unbekleideten Modellen.
Bei den Arbeiten von Just Loomis blickt der Betrachter ins Backstage des Modeglamours, bevor die Modelle den Laufsteg betreten. Seit den 1980er-Jahren fotografierte Loomis auch abseits der Modewelt. Bei allen drei Fotografen ist der Einfluss ihres Lehrmeisters, Förderers und Freund Helmut Newton nicht zu übersehen.
In der Ausstellung werden auch erstmals in „June’s Room“ bedeutende Vintage Prints aus der privaten Fotosammlung von Helmut und June Newton gezeigt.
Reinhard Wahren
Information
Helmut Newton SUMO
Mark Arbeit. Georg Holz. Just Loomis.
Three Boys from Pasadena,
Private Photo Collection of Helmut and June,
bis 10. November 2019
in der Helmut Newton Stiftung,
Museum für Fotografie,
Jebenstraße 2, 10623 Berlin