Zukunft Handwerk

Der Kooperationsverbund „Initiative Handwerk Berlin/Brandenburg“, ein Zusammenschluss von Handwerksbetrieben aus Berlin und Brandenburg, beschäftigt verstärkt Auszubildende und ältere Arbeitnehmer.

Aktiv die Arbeitslosigkeit bekämpfen zu wollen, ist angesichts des allgemeinen Stellenabbaus kaum mehr als eine Floskel. Nicht so für Lutz Krause, seit 15 Jahren Geschäftsführer eines Maler- und Lackierbetriebs im Süden Schönebergs. Er wollte einen ganz persönlichen Beitrag leisten und g­ründete Anfang 2006 die Initiative Handwerk mit dem Ziel, wirklich aktiv die Beschäftigungs- und Ausbildungsentwicklung in der Region zu fördern. Das bedeutete ganz konkret die Wiedereingliederung von Auszubildenden und Arbeitnehmern ab 45 Jahren in den ersten Arbeitsmarkt. „Die Initiative war eine persönliche emotionale Entscheidung von mir, aber auch auf Grund meiner guten ­Erfahrungen mit älteren Arbeitneh­mern“, so Krause, der nach Gründung der Initiative unermüdlich Kollegen ansprach und Verbündete suchte. Im September 2006 dann der Durchbruch: Nach einem Artikel im „Tages­spiegel“ begannen sich auch andere Medien für das Projekt zu interessieren, woraufhin sich namhafte Unterstützer aus Wirtschaft und Politik ­fanden. Neben den teilnehmenden Be­trieben, die halbjährlich an Lutz Krause Bericht erstatten, wie viele ­Arbeitskräfte sie eingestellt haben, ist die Hilfe der Mitstreiter vor allem moralischer, aber durchaus auch praktischer Art, wie kostenfreies Drucken von Broschüren oder juristische Beratung. Die Deutsche Bank beispielsweise vergibt sogar Auf­träge an die Initiative oder hilft bei Ko­ope­rations­verein­barungen. Seitens der Politik steht die Initiative inzwischen nicht nur unter der Schirmherrschaft des Berliner Wirtschafts­senators Harald Wolf, sondern wurde auch als „Ausgewählter Ort 2007“ im Wettbewerb „Deutschland – Land der Ideen“ von Bundespräsident Horst Köhler ausgezeichnet, ebenso die Grün­dungs­firma selbst, die punkt Innenausbau GmbH, von Wirtschafts­minister Glos initiiert. „Jeder kann Unterstützer sein, auch einzelne ­Personen“, betont Lutz Krause und propagiert für die Ini­tia­tive ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Politik, Öffentlichkeit, Indus­trie­ansiedlungen und den beteiligten ­Firmen. Dabei habe die Initiative Hand­werk nichts mit Mildtätigkeit zu tun, sie beinhalte vielmehr das, was längst Praxis im Handwerk sein sollte: einen gesunden Mix aus jüngeren und älteren Arbeitnehmern, die sich gegenseitig akzeptieren und in ihren Fähig­keiten ergänzen. Seit 2006 sind durch die Initiative Handwerk über 200 Arbeitsplätze in der Region Berlin-Brandenburg geschaffen worden. Zukünftig soll das Projekt nicht nur als „Ar­beits­be­schaf­fungsinitiative“ ver­standen wer­den. „Wir müssen uns auch um Probleme kümmern, die das Handwerk schädigen“, so Lutz Krause, der das Thema Schwarzarbeit als durch­aus existenzbedrohendes Phäno­men sieht. Und er verweist auf die Schweizer Vergabepraxis, wo nie der preiswerteste An­bieter den Zuschlag erhält, sondern stets der mittlere. Auf diese Weise könnten Handwerksbetriebe mit Qualitätsanspruch preislich mithalten, und es werde von Beginn an Korruption eingedämmt. Dazu sei es notwendig, die Initiative Handwerk auf eine breitere gesellschaftliche Basis zu stellen. Lutz Krause ist zuversichtlich: „Wir wollen Ansprechpartner und für das Handwerk eine Lobby sein – und das zukünftig auch bundesweit.“

Reinhard Wahren

 


Informationen
www.initiative-handwerk.de

 

36 - Herbst 2008