Die Helmut Newton Stiftung zeigt Bilder von vier der einflussreichsten Fotografen Amerikas und beschwört eine Zeit der Verheißung.
Wer in das Amerika der 1970er- und 1980er-Jahre eintauchen möchte, ist in der aktuellen Ausstellung der Helmut Newton Stiftung im Museum für Fotografie genau richtig. Die Ausstellung zeigt Bilder von vier berühmten Fotografen, die ein von Liberalismus, Freizügigkeit und Toleranz geprägtes Amerika zeichnen.
Einer der einflussreichsten Fotografen der Gegenwart ist Joel Meyerowitz. In der New Yorker Bronx 1938 geboren, startete er seine Karriere als Streetphotograph in seiner Geburtsstadt mit Schwarz-Weiß-Fotografie. Bereits 1962 begann er, ausschließlich in Farbe zu fotografieren. Er zählt zu den bedeutendsten Mitbegründern der Streetphotography wie auch der New Color Photography, die in der Kunst damals noch verpönt war. In den 1970er- und 1980er-Jahren zog es ihn mehr und mehr weg aus der Stadt, hin zur Landschaftsfotografie. In Provincetown entstand die Porträtserie, aus der Bilder in der Ausstellung zu sehen sind. Sie zeigen Freunde und Bekannte des Fotografen in einer unbekümmerten Freizeitidylle an der Ostküste der USA. Zwar erfand sich Meyerowitz im Laufe seiner Karriere immer wieder neu – heute fotografiert er in Italien Stillleben, und er liebt das Unbekannte, Unerwartete – doch suggerieren diese Bilder eine Art Wehmut und erinnern an eine längst vergangene Zeit. Eine Zeit in Amerika, als auch er vom Freigeist, dem Selbstbewusstsein und der Eigenständigkeit seiner Generation fasziniert und beseelt war. Erst im letzten Jahr hatte er die Bilder veröffentlicht.
Sheila Metzner, ebenfalls New Yorkerin und gleichen Jahrgangs wie Joel Meyerowitz, begann ihre Karriere in der Werbebranche. Ab 1978 trat sie mit eigenen Ausstellungen hervor und wurde für Mode- und Kosmetikhäuser interessant. Ihre Modeaufnahmen sind legendär. In jener Zeit entwickelte sie ihre ganz spezielle Bildsprache. Sie inszenierte ihre Bilder stets nach einem bestimmten Plan und in Anlehnung an ein spezielles Design oder einen bevorzugten Kunststil. So entstanden im Zusammenspiel von Modell und Interieur Aufnahmen mit subtilem, teils surreal anmutendem Bildinhalt. Metzler war mit vielen berühmten Fotografen befreundet, besonders mit Helmut und June Newton. Helmut Newton, dessen Werke in der Ausstellung unverkennbar sind, arbeitete in dieser Zeit vor allem in New York, Las Vegas, Miami und Los Angeles, wo Mode- und Aktaufnahmen entstanden. In den 1980er-Jahren war es die damalige Hollywoodprominenz, die er für die einschlägigen Magazine fotografierte.
Schließlich runden dreißig Aufnahmen von Evelyn Hofer, die in June’s Raum versammelt sind, die Gruppenausstellung ab. Die deutsch-amerikanische Porträt- und Dokumentarfotografin begann nach ihrer Übersiedlung in die USA, in den 1950er-Jahren zu fotografieren. Zu sehen sind ihre New Yorker Arbeiten aus den 1960er- und 1970er-Jahren. Mit ihnen suchte sie, den Geist der Zeit einzufangen und wurde damit zu einer Pionierin der Street Photography.
Reinhard Wahren
Informatiion
America 1970s/80s
Hofer, Metzner, Meyerowitz, Newton
Bis 16. Mai 2021
Helmut Newton Stiftung
im Museum für Fotografie
Jebenstraße 2, 10623 Berlin