Auto News von Reinhard Wahren: Neue urbane Logistik

Der explodierende Onlinehandel und die Einschränkungen durch Corona machen es den Liefer- und Bringdiensten zunehmend schwerer, Sendungen pünktlich zuzustellen. Durch zeitweise hohes Verkehrsaufkommen, Staus und Baustellen stößt dabei der motorisierte Warentransport mehr und mehr an seine Grenzen. Als Alternative zum Auto bieten deshalb mittlerweile etliche Lastenradanbieter technisch anspruchsvolle Modelle an – ein Trend, der sich vor allem in größeren Städten zeigt.

Denn elektrisch angetriebene Lastenfahrräder sind nicht nur emissionsfrei. Mit ihnen kann man die Radwege benutzen, fast überall parken, größere Pakete und Gegenstände transportieren und: Sie sind führerscheinfrei. Urbane Logistik auf der letzten Meile wird so neu definiert, heißt es unter Logistikexperten. Derartige Räder werden künftig eine größere Rolle im innerstädtischen Verkehr spielen. Davon ist auch der Zweiradindustrieverband überzeugt und schätzt, dass 50 Prozent aller motorisierten Warentransporte in Städten durch Lastenfahrräder ersetzt werden könnten, ein umfängliches Radwegenetz mit ausreichend breiten Radwegen vorausgesetzt.

Zu den innovativsten Modellen zählt Loadster, ein vollüberdachtes Lastenfahrrad von Citkar. Das E-Bike, ein Hybrid aus Fahrrad und Auto, kann Lasten bis zu 200 Kilogramm transportieren. Die Reichweite im rein elektrischen Betrieb beträgt pro Akku 50 Kilometer. Werden alle drei vorhandenen Akku-Steckplätze bestückt, erhöht sich die Reichweite auf 150 Kilometer. Obwohl nur mit maximal 25 Kilometern pro Stunde unterwegs, gleicht das Fahrgefühl dem in einem Auto. Wer Lust hat, kann Loadster natürlich auch klassisch mit den Pedalen fortbewegen, heißt es beim Hersteller.

Auch mit dem Lastenrad Sigo der gleichnamigen Darmstädter Start-up-Firma kann getrost auf das Auto verzichten werden, um einen anstehenden Großeinkauf zu erledigen, große Pakete oder unhandliche Gegenstände zu transportieren. Die Räder parken an Ausleihstationen, werden dort induktiv aufgeladen. Sie sind eine Eigenentwicklung der Gründer und verfügen über leistungsstarke Akkus. Die Lenkerhöhe kann der Nutzer nach Wunsch einstellen.

Lastenradler müssen bei entsprechender Ausschilderung grundsätzlich den Radweg benutzen. Sie dürfen nur dann auf die Fahrbahn ausweichen, wenn es unzumutbar ist, auf dem Radweg zu fahren, zum Beispiel, wenn dieser für das Lastenrad nicht breit genug ist. Ansonsten droht ein Bußgeld ab 20 Euro.

 

Maserati: Spektakuläres Sportwagen-Comeback


Der MC20 besinnt sich auf siegreiche Motorsportzeiten. Maseratis Designchef Klaus Busse spricht von einer „rollenden Skulptur“ [Fotos: © 2021 Copyright Maserati Spa.]

Aufbruch in die neue Zeit: Mit dem MC20 will Maserati nach seiner über 100-jährige Geschichte eine neue Ära einleiten, einhergehend auch mit der Rückkehr von Maserati in den Motorsport – sicherlich ein Motiv für den nahezu komplett neu gestalteten Supersportwagen. Sichtbar vor allem an dem bis ins Detail durchgestalteten Design und den Dreiliter-Twin-Turbo-V6-Motor namens „Nettuno“ mit einem konstruktiv völlig neuartigen Aggregat mit sehr hoher Drehzahl und einer Leistung von unglaublichen 630 PS ist er offensichtlich den Rennsportambitionen von Maserati geschuldet. Damit soll der MC20 in 2,9 Sekunden Tempo 100 erreichen, nach acht Sekunden Tempo 200. Schluss ist erst bei 325 Kilometer pro Stunde. Der neue Motor wird auch Herzstück der folgenden Modelle von Maserati sein, dann auch mit geringeren Leistungsparametern. Wer den MC20 sein Eigen nennen will, muss dafür mindestens 210 000 Euro bezahlen.

 

Hypercar aus dem Netz


Fordzilla P1-Rennfahrzeug: Von Gamern inspiriert, entworfen und gebaut von Ford [Foto: Ford]

Der Autohersteller Ford hat das Experiment gewagt, einen Rennwagen, ein echtes Hypercar, rein digital entwerfen zu lassen. Eine ausgewählte Gaming-Gemeinde sollte dabei mitbestimmen und über die Entwürfe entscheiden. Das Designerteam aus fünf Ländern hatte sich zuvor noch nie getroffen, arbeitete teilweise von zu Hause aus und die Gamer machten Vorschläge zum Cockpit oder zum Antrieb während des Designprozesses. Nach Vorgabe des Ford-Design-Teams sollte es natürlich ein unverwechselbarer Ford sein. Am Ende votierten die 250 Tausend Gamer für den Fordzilla P1, ein aerodynamischer Supersportwagen, der an das Styling der Formel 1 erinnert. Bemerkenswert war bei dem Experiment, dass die Fahrzeugentwicklung weniger als die Hälfte der Zeit benötigte als im Normalfall üblich. Beim virtuellen Modell blieb es aber nicht. Der Fordzilla P1 wurde als maßstabsgetreues Modell gebaut.

 

Konkurrent aus China


Sportlimousine BYD Han [Foto: Jengtingchen]

Die Autos des chinesischen Autokonzerns BYD sind in Europa noch weitgehend unbekannt. Zwar waren einige Modelle auf Messen zu sehen, doch die gezeigten Elektroautos wurden allenfalls zur Kenntnis genommen. Mit dem neuen Flaggschiff, der Sportlimousine BYD Han, soll sich das ändern. Sie kann nicht nur im Design mit den Tesla-Modellen mithalten. Sie ist auch in puncto Leistung gleichwertig oder sogar besser: Reichweite 600 Kilometer, 3,9 Sekunden Beschleunigung von Null auf Tempo 100. Einzigartiges Herzstück der Elektrolimousine ist allerdings ihre Blade-Batterie. Diese mit einer neuen Technologie entwickelten Akkus haben eine höhere Energiedichte als die bekannten LFP-Akkus, wie sie beispielsweise auch in den Tesla-Modellen zu finden sind. Außerdem benötigen die Blade-Batterien weniger Raum im Fahrzeug, was die Autos insgesamt leichter macht. Die Limousine Han ist das erste in Serie produzierte Modell mit der neuen Batterietechnik.

 

Oberklasse mit E-Power


Audi RS e-tron GT [Fot: AUDI AG]

In diesem Jahr will Audi den Marktstart des neuen RS e-tron GT feiern. Mit gleicher Spannung wird der BMW iX erwartet. Der Superstromer wird angetrieben von zwei Elektromotoren, vorn und hinten, mit zusammen 598 PS Systemleistung bzw. 646 PS im „Overboost“, der kurzzeitig ein blitzschnelles Überholen erlaubt. Das macht deutlich, welche Power in dem Sportwagen steckt. So sind auch die 3,5 Sekunden erklärt, die der RS von Null auf Tempo 100 beschleunigen kann. Aber Allradlenkung, elektrischer Quattro-Antrieb und schier ansatzlose Beschleunigung sorgen nicht nur für beeindruckende Fahrleistungen, ebenso kommt die Reichweite nicht zu kurz. Das heißt, im neuen RS steckt eine Batterie mit 800-Volt-Technik, die eine Ladeleistung bis zu 270 kW erlaubt und damit Reichweiten bis zu 400 Kilometer zulässt. Für beispielsweise 100 Kilometer reichen nur fünf Minuten Ladezeit aus. Neben der außergewöhnlichen Traktion und dem überwältigenden Spurtvermögen bietet die spezielle Drei-Kammer-Luftfederung des RS dem Fahrer oder der Fahrerin darüber hinaus noch die Möglichkeit, nach Lust und Laune entweder den Komfort- oder den sportlichen Performance-Modus einzustellen. Letzterer endet bei der Höchstgeschwindigkeit von 250 Kilometer pro Stunde.


BMW iX mit 5G-Mobilfunkstandard als Ausstattungsmerkmal [Foto: © BMW AG, München (Deutschland)]


Ebenso in diesem Jahr wird der BMW iX erwartet, ein Oberklasse-SUV und erklärtes Flaggschiff des Müncheners. Es soll neue Maßstäbe für alle folgenden Modelle in puncto Elektromobilität setzen, aber auch gegenüber Konkurrenten. Für den iX stellt sich das allerdings differenziert dar. Zwei Elektromotoren, vorn und hinten, mit über 500 PS Systemleistung sprechen zunächst eine deutliche Sprache, auch die Spurtfähigkeit des iX, die mit unter fünf Sekunden von Null auf Tempo 100 angegeben wird. Pure Begeisterung kommt auf, wenn von einer Reichweite bis 600 Kilometer berichtet wird, allerdings mit einer wichtigen Einschränkung: Um den Akku zu 80 Prozent aufzuladen, muss der Stecker 40 Minuten lang in der Ladesäule bleiben und für 120 Kilometer sind immerhin noch zehn Minuten nötig. Bezüglich Multimedia ist der iX dann wieder das Maß aller Dinge. Als eines der ersten Autos überhaupt ist er mit dem 5G-Mobilfunkstandard ausgerüstet, der die superschnelle Datenübertragung erlaubt und in absehbarer Zeit auch den Datenaustausch zwischen dem eigenen Fahrzeug und anderen Verkehrsteilnehmern.

 

85 - Frühjahr 2021