Mit der neuen Sammlung von Bruno Margadant erwarb die Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin rund 400 Arbeiten Pablo Picassos, die den Maler auch als genialen Gebrauchsgrafiker zeigen.
Zwar konnte die Kunstbibliothek bereits 1988 fast 3000 Schweizer Plakate des Sammlers Bruno Margadant ankaufen, doch die offensichtliche „Picassolücke“ in der Sammlung Grafikdesign der Kunstbibliothek schloss sich erst nach langen Bemühungen um dessen Sammlung von Picassos Gebrauchsgrafik.
Bruno Margadant, selbst Schriftsetzer, hat früh begonnen, Plakate und Buchumschläge zu sammeln. Seine Leidenschaft für Picasso begann nach dem Zweiten Weltkrieg. Über fünf Jahrzehnte trug er alles zusammen, was Picassos Handschrift trug, vor allem Bücher, Zeitungen und Journale, aber auch Plakate und Illustrationen für Ausstellungen, Galerien, Stierkampfveranstaltungen, Theater, Kalender, Postkarten, Notenhefte, Programm-Titelblätter.
Weil Kunst nur „für den Tag gedruckt“ ist, kommt der Sammlung besondere Bedeutung zu, zeigt sie doch die vielen Facetten in Picassos Gebrauchsgrafik. Darin ging er sehr frei mit Schrift um, hat stets nur mit seiner eigenen Handschrift gearbeitet und auf gesetzte Buchstaben verzichtet. Auch hatte er großes Interesse am Druck selbst, den verschiedenen Techniken, auf die er seine Entwürfe abstimmte. Teilweise druckte er gar mehrfarbig auf „geschnittener Platte“ – mit dem Ergebnis, dass die Druckplatte am Ende nicht wiederverwendet werden konnte, um das Finalbild noch einmal zu drucken.
So umfasst die neuerworbene Sammlung rund 400 Arbeiten, die zwischen 1902 und 1972 entstanden sind. Im Gegensatz zu seinen Gemälden steht diese „Tageskunst“ weniger im Blick der Öffentlichkeit. Doch seine gebrauchsgrafischen Arbeiten, meist Lithografien und Holzschnitte, die zeitlebens sein Schaffen begleiteten, begründeten maßgeblich seine Popularität. Berühmt sind die Plakate für die ersten drei Weltfriedenskongresse in Paris, London und Wien mit der legendären weißen Taube als Friedenssymbol. Picassos Vorliebe für Tauben zeigt sich auch in seinem „Taubenalphabet“, dessen Buchstaben er beispielsweise für den Titel der Zeitschrift „Europe“ benutzte. Viele Aufträge übernahm er auch aus Freundschaft zu anderen Künstlern und Verlegern. Der Entwurf für Igor Strawinskys „Ragtime“ von 1922 zeigt eindrucksvoll Picassos Spontaneität und geniale Arbeitsweise: „Als das Stück fertig war, bat ich Picasso, einen Umschlag zu entwerfen. Ich schaute ihm zu, wie er sechs Figuren zeichnete, jede von ihnen aus einer einzigen Linie, ohne dass er abgesetzt hätte.“
Bereits 2005 wurde ein Teil der Sammlung Margadant in einer viel beachteten Ausstellung der Kunstbibliothek gezeigt, die zuvor in St. Gallen, Münster und Zürich zu sehen war. Mit der neuen Sammlung von Bruno Margadant wird die vorhandene Sammlung Grafikdesign nun in großartiger Weise ergänzt und in kommende Ausstellungen integriert.
Reinhard Wahren
Information
Die Bestände der Sammlung können auf Bestellung
im Studiensaal der Kunstbibliothek vorgelegt werden.
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