Auf der östlichsten Mittelmeerinsel, wo Orient und Okzident sich treffen, locken nicht nur beeindruckende Kulturschätze, sondern auch weite Strände, romantische Buchten, bizarre Felsküsten, mediterranes Hügelland, pittoreske Dörfer, das Troodos Gebirge mit seinen dichten, duftenden Pinienwäldern. Reise nach Zypern.
Zur blauen Stunde sitzen wir auf der Terrasse des Elysium Hotels. Die untergehende Sonne überzieht mit einem letzten Aufflammen den Himmel und die Wolken mit einem Pastellzauber in Rosa, Pink und Violett, bevor die orangerote Scheibe im Meer versinkt, aus dessen Fluten einst Aphrodite stieg. „Die kühle Brise Zephirs brachte sie mit Donnergrollen auf den schaumgekrönten Wogen hierher“, heißt es bei Homer. Nur wenige Kilometer entfernt liegt Pétra tou Romiú, der legendäre Felsen der Göttin der Liebe und der Schönheit. Zypern, die drittgrößte Insel im Mittelmeer, hat wegen ihrer Lage am Schnittpunkt dreier Kontinente (Europa, Asien, Afrika) eine bewegte Geschichte: Phönizier, Assyrer, Ägypter, Perser, Römer, Kreuzfahrer, Venezianer, Osmanen, Briten gaben hier ein Gastspiel. Selbst die Jünger Jesu wanderten über dieses Land. Hier gibt es vorgeschichtliche Siedlungen, antike griechische Tempel, römische Theater und Mosaike, frühchristliche Basiliken, byzantinische Kirchen und Klöster, gotische Kirchen und venezianische Festungsanlagen. In den Dörfern leben alte Sitten und Überlieferungen fort. Immer noch fertigen junge Mädchen die berühmten Häkelspitzen im malerischen Bergdorf Lefkara an wie seinerzeit ihre Großmütter. Nach der Überlieferung besuchte schon Leonardo da Vinci das Dorf und bestellte eine Altardecke für den Mailänder Dom. Die Zeit scheint stillzustehen an diesen Orten. In unzähligen Kehren windet sich die Straße durch Weinberge und Olivenhaine, vorbei an Schaf- und Ziegenherden. Der Duft von würzigen Kräutern, von Thymian und Rosmarin erfüllt die Luft. Wie wäre es mit einem original zypriotischen Kaffee? Zum Beispiel im idyllischen Dörfchen Choulon, wo man in der Kurve direkt vor dem Haus parkt. Auf der östlichsten Mittelmeerinsel, wo Orient und Okzident sich treffen, locken nicht nur beeindruckende Kulturschätze, sondern auch weite Strände, romantische Buchten, bizarre Felsküsten, mediterranes Hügelland, pittoreske Dörfer, das Troodos Gebirge mit seinen dichten, duftenden Pinienwäldern. Der Mittelmeersommer dauert bis weit in den November hinein, und selbst im Winter kann die Insel mit Sonne und milden Temperaturen glänzen, was sie zu einem idealen Ganzjahresziel macht. Und nicht zuletzt ist das mediterrane Eiland ein wahres Wanderparadies. Herrlich, durch duftende Pinienwälder und das majestätische Tal der Zedern zu streifen. Oder eine Wanderung im kühlen, klaren Bergklima des Troodos Gebirges, wo im Winter die Einheimischen am Olymp bereits ihre Skier anschnallen, während die Gäste an den Stränden sich noch ins Wasser wagen. Und überall stößt man auf alte Klöster und freskengeschmückte byzantinische Kirchen. Das bekannteste und prächtigste Kloster Kykkos besitzt die als wundertätig gerühmte Ikone der Muttergottes, die der Apostel Lukas eigenhändig gemalt haben soll. Das Kloster Chrysorrogiatissa aus dem 12. Jahrhundert wartet nicht nur mit Kirchenschätzen, sondern auch mit flüssigem Gold auf. Die alte Klosterkellerei produziert einen der erlesensten Weine Zyperns, den man bei Pater Styliano in seinem winzigen Laden probieren kann, während man sich gleichzeitig religiöse Reliquien anschaut. In Panagia dürfen wir von der Mauer des Nachbargrundstücks einen Blick auf das zum Museum umgewandelte Geburtshaus von Zyperns erstem Präsidenten Erzbischof Makarios werfen, das bereits geschlossen hat. Und auf einem Hügel hoch über Paphos liegt Agios Neofytos. Das Ende des 12. Jahrhunderts von dem Eremiten Neofytos gegründete Kloster mit der „Enkleistra“ – der vom Einsiedler in den Felsen gegrabenen Zelle – bietet einen traumhaften Blick über die pittoreske Bucht von Paphos. Elysium, der Name des Hotels, kommt aus der griechischen Mythologie und bedeutet „Aufenthaltsort der Seligen“. Und wirklich, das Fünf-Sterne-Resort an Zyperns Südwestküste mit seiner großzügigen, mit Palmen umsäumten Außenpoolanlage, einem Spa, eigener Kapelle und Amphitheater macht seinem Namen alle Ehre. Das luxuriöse, auf verschiedenen Ebenen gestaltete Hotel beeindruckt durch seine palastartige Architektur und seine Lage direkt am Meer, angrenzend an die berühmten Königsgräber von Paphos, die zum Unesco-Weltkulturerbe gehören. Säulengänge, Bogenfenster, Mosaike, Türmchen, Amphoren, eine Zugbrücke: Das Elysium reflektiert die vielfältige Geschichte Zyperns, spiegelt sein reiches, kulturelles Erbe wider. Sanfte Terrakotta-Töne, die sich mit den verschiedenen Lichtstimmungen des Tages wandeln, schaffen ein warmes, mediterranes Ambiente. In weniger als 15 Minuten erreicht man den Hafen und das lebhafte Altstadtzentrum von Paphos. Paphos, einst Hauptstadt der Ptolemäer, ist ein expandierender Ferienort mit viel Kultur, den Königsgräbern, Odeon, Mosaiken in den römischen Villen, dem Hafenkastell, der Paulus-Säule, aber auch zahlreichen Restaurants, Tavernen, Boutiquen und Geschäften, die zum Shopping einladen. Seit Januar dieses Jahres ist der Euro auch in Zypern gesetzliches Zahlungsmittel und ersetzt das Zypern-Pfund, und seit 3. September laufen erneut Verhandlungen zwischen der griechischen und der türkischen Bevölkerungsgruppe zur Wiedervereinigung Zyperns.
Heike Neuenburg