Stadt, Land, Fluss

Von Wassern durchdrungen, von Seen umgeben. Ob drinnen oder draußen, der Hauptstädter badet an allen Ufern.

Rimini liegt an der Spree. Jedenfalls gleichen die in den Sommermonaten an ihrem Ufer mitten im Regierungsviertel oder am Potsdamer Platz kunterbunt sprießenden Beachclubs den als Teutonengrill verlästerten Strandszenen auf den Fotografien der 1950er: Wie einst Oma an der blauen Adria liegen heute ihre Enkel völlig entspannt im gestreiften Liegestuhl. Die Füße stecken im Pudersand, die Hand hält eine Caipirinha. Sommerfreuden à la Berlin.

Nur baden kann man dort nicht. Dafür ziehen die Ausflugsdampfer einer nach dem andern vorbei. Kaum einer weiß, dass es bereits 1803 ein Badeschiff unweit der Kurfürstenbrücke gab. Fotografiert hat ja keiner. Fortschrittliche Stadtgeister pflegten dort ihre Körper, denn Badezimmer gab es noch nicht. Heute ankert in Kreuzberg wieder ein Badeschiff in der Spree. Da kann man im Sommer im Mondschein plantschen und chillen und im Winter in der Sauna schwitzen. Der Ponton hat dann ein Dach und sieht aus wie ein verpuppter Schmetterling.

1905 gab es in Berlin 15 Flussbade­an­stalten, denn unzählige Havelarme durchziehen die Stadt wie ein Adernetz, und die Spree fließt mittendurch. Das erste Stadtbad entstand 1898 in Charlottenburg, wo die Städter ihren­ wöchentlichen Badetag einlegten. Wer dort heute schwimmt, kann sich an den herrlichen aufgefrischten Jugendstilgemälden freuen. Am berühmtesten­ aber ist das Strandbad Wannsee, das 1929/30 an seinem Ufer ziemlich massiv in sogenannter Stahlskelettbauweise errichtet wurde. Berlins damaliger Stadtbaudirektor Martin Wagner ließ das Strandbad unter Mitarbeit von Richard Ermisch bauen. Gebadet wurde an der Stelle allerdings schon 1907. Die Damen hüpften in Pluderhosen und Matrosenblüschen ausgelassen im Wasser. Heute reiht sich Strandkorb an Strandkorb, und wer will, findet sogar sein Nackedonien.

Da der Sommer aber nicht nur warme Tage hat, kann der Berliner auch drinnen plantschen. Kaum eine Badeanstalt, die heute noch keine Saunalandschaft hat. Im Stadtbad Neukölln gibt es einen orientalischen Hamam. Day-Spa heißen die vornehmeren Badelandschaften. Die haben Schwimmbad mit Weitblick über die Berliner Stadtlandschaft, wie im Hotel Grand Hyatt am Potsdamer Platz. Hier kann man ganze Regentage verdösen und sich auch noch die eine oder andere Massage gönnen. Wer einmal das (Hotel)Adlon Day Spa genießen durfte, für den gibt’s keinen Weg zurück. Ein Pharaonengrab könnte nicht königlicher sein als dessen Behandlungs- und Ruheräume. Man steigt hinab in eine jasminfarbene Aura, wird liebevoll empfangen – und lässt los. Als neuer Mensch steigt man hernach aus den Tiefen der Erde unter dem Hotel Adlon und ist für die schnöde Welt verdorben.

Berlins Ausflüge an Flussufer und exotische Nasszellen, in Liquido­­dro­me, Hamams, Wellnesspaläste und an lauschige Seenufer sind jedenfalls so zahlreich, dass man ein Buch ­damit füllen könnte. Ob nun sportlich schwimmen, sonnenbaden oder sich einfach fachgerecht therapieren lassen, das ist die Frage. In Berlin kann man bestens einen Erholungsurlaub verbringen. Für noch Unentschlossene hat Florian Heckmann den Wellnesspass entwickelt, einen Zu­sammenschluss diverser Wohlfühl-­Paradiese.

Inge Ahrens

 

Informationen

  • Badeschiff
    Eichenstr. 4, Treptow
    Tel.: 030/533 20 30
    www.arena-berlin.de/badeschiff
  • Stadtbad Charlottenburg,
    Alte Halle, Krumme Str.10
    Charlottenburg
    Tel.: 030/34 38 38 60
  • Strandbad Wannsee
    Wannseebadweg 25, Wannsee
    Tel.: 030/803 56 12
  • Stadtbad Neukölln
    Ganghofer­str. 3
    Tel.: 030/68 24 98 12
  • Club Olympus im Hotel Grand Hyatt
    Marlene-Dietrich-Platz 2, Mitte,
    Tel.: 030/25 53 12 34
    berlin.grand.hyatt.de/hyatt/pure/spas/
  • Adlon Day Spa
    Behrenstr. 72, Mitte,
    Tel.: 030/30 11 17-200
    www.adlon-day-spa.de

 

35 - Sommer 2008
Stadt