Allmählich könnte der lang gehegte Wunsch wahr werden, dass Berlin doch einmal eine anerkannte Modestadt wird. Und zwar der besonderen Art. Was sollen die ewigen Vergleiche mit London oder Paris? Berlin ist anders. Es verfügt über viele Modeschulen, also über einen Nachwuchs wie nirgendwo. Und dorthin drängen Kreative aus allen Teilen der Welt. Berlin bietet ebenso Show-Plätze in Vielfalt und Fülle. Was Ende Januar und Anfang Februar in der deutschen Metropole ablief, hatte sicherlich Glamour und internationalen Standard. Zusätzlich wird der Hauptsponsor der Modefestspiele, Mercedes-Benz, endlich für Beständigkeit und Nachhaltigkeit sorgen. Das Konzept der Veranstalter scheint aufzugehen: eine Mischung aus internationalen Players, umsatzstarken Konfektionsfirmen und hoffnungsträchtigen Designern. Aus der Vielfalt an beachtenswerten Kollektionen stellen wir einige vor:
Unrath & Strano. Klaus Unrath und Ivan Strano lernten sich als Kollegen bei Vivienne Westwood kennen. Sie gründeten das Label Unrath & Strano. Heute brilliert das Duo mit seinen Roben im In- und Ausland, vor allem in der arabischen Welt, mit märchenhaften Kleidern.
Das Label Macqua wurde von Modedesignerin Meike Vollmar gegründet. Sie kreiert Frauen- und Accessoire-Kollektionen. Ihre Handschrift bleibt stets klar erkennbar: weiche Silhouetten und aufregende Schnitte, die teilweise gerade aufgrund ihrer Undefiniertheit und Körperferne weiblich und sexy wirken.
Lac et Mel. Der Leipziger Gregor Clemens ist Autodidakt und setzt im Zeitalter der Nachhaltigkeit auf eine CO2-neutrale Produktion seiner Kollektion. Jeglicher direkt verursachte Ausstoß des Klimakillers wird nach einem Schlüssel durch Investition in Klimaschutzprojekte des WWF Deutschland ausgeglichen. Er fertigt komplett in Deutschland.
INTUITIVE. Das italienische Label will „die Seele des angelsächsischen Punk mit der starken italienischen Schnitttradition“ verbinden. Das Resultat ist eine der am meisten beeindruckenden Kollektionen. Der Designer Rico komponiert und mixt wild artfremde Stoffe und Materialien auf klassischen Formen – Nähte nach außen, farblich abgesetzte Steppungen, hängende Fäden, „wild cuts“.
Michael Michalsky, ehemaliger Kreativ-Direktor von Adidas, setzt sich unermüdlich für Berlin als Modestadt ein und wurde in kürzester Zeit zum Aushängeschild des deutschen Modeschaffens. Er mixt frech Luxus und Streetwear für den modernen Globetrotter. Für die Damen: Babydoll-Kleidchen aus Seide, sexy Büro-Kostüme, Lederröcke und Pumphosen, am Schenkel gebauscht und eng unterm Knie.
Sisi Wasabi, inzwischen bekanntes und geschätztes Modelabel. Der vor wenigen Jahren auf den Markt gebrachte „Alpen-Look für Girlies“ wurde von Zerlina von dem Bussche aus den hochwertigsten Materialien (fließende und schimmernde Seide, Cashmere, Leder) und bester Verarbeitung weiterentwickelt und verfeinert.
Carolin Sinemus, eine neue Kollektion unter dem Namen „Sinemus“, die dem Premium-Bereich zuzuordnen ist. Besonderen Wert legt sie auf saisonunabhängige Schnittmuster und bestechende Materialien wie hochwertigen Jersey, Cashmere und Seide.
Marcel Ostermann – eine Entdeckung auf dem „Fashion Debut 2007“ von Moet & Chandon. Der Münchener Designer interpretiert klassische Herrenmode modern, indem er maskuline und feminine Elemente symbiotisch zusammenfließen lässt. In der Damenmode liebt er die Harmonie von klaren Linien in der Schnittführung und aufwendig gearbeitete Details.
Kurt Geisler