Das Park Inn am Alexanderplatz feiert Geburtstag, ein Grund, der Herberge aufs Dach zu steigen und die Skyline zu genießen. Vier-Sterne-Superior-Komfort lassen den Gast ganz entspannt in die Liegestühle der Open Air Lounge sinken, in exklusiver Lage, nämlich 125 Meter über der Stadt und 39 Hoteletagen unter sich.
Hier oben weht der Hauch von Weltstadt, und Visionäre träumen von Wolkenkratzern. Hoteldirektor Thomas Hattenberger verkaufte mit 84 % Auslastung im Vorjahr, das liegt weit über dem Berliner Durchschnitt, den „Mehrblick“ auf Berlins Mitte. Nicht nur Ausstattung und Mitarbeiter bestimmen den Erfolgskurs, die zentrale Lage am Alexanderplatz ist sein Bonus, der allerdings noch so einiges an Wünschen offen lässt. „Mir persönlich“, so erläutert Hattenberger, „liegt sehr viel am Image des Alexanderplatzes, der mit etwa 300 000 Passanten täglich einer der am stärksten frequentierten Plätze Europas ist. Ich wünsche mir den Platz wesentlich bunter und schriller, als er heute ist, gerne bezeichne ich meine Vorstellung als ‚manhattiger‘.“
Seit nunmehr vier Jahrzehnten strömen die Gäste in Berlins höchstes Haus, 150 Meter bis zur Spitze. Zweifellos ein Hotel der besonderen Art, und genau das zu sein, wünscht sich Hattenberger auch für die nächsten vierzig Jahre, mindestens. Gruppenreisen, Städtetrips oder Geschäftsreisen führen ins Hotel, mit Erwartungen, so verschieden wie die Gäste. Der Anspruch, Wünsche zu erfüllen, ist bei 1012 Gästezimmern und Suiten verschiedener Kategorien immerhin keine Leichtigkeit.
Bisher waren über 20 Millionen Übernachtungsgäste aus mehr als 80 Ländern hier. Darunter der ehemalige Generalsekretär der Vereinten Nationen und Friedensnobelpreisträger Kofi Annan und Prinz Alexander von Belgien. Und James Brown gehörte zu ihnen mit seinem extravaganten Begehren nach einer persönlichen Trockenhaube. Ein Busfahrer vergaß seine Tasche, das kann schon mal vorkommen. In der Tasche befanden sich allerdings 20.000 Euro. Durchschnittlich 5913 Gegenstände werden jährlich liegen gelassen: Rasierpinsel, Regenschirme, falsche Wimpern und Eheringe, sogar eine Beinprothese fand sich an.
„40 Jahre! Jünger denn je“, verspricht das Park Inn. Dusche mit Regenbrause, Flachbildschirm-TV, Internetzugang per W-LAN sind Standard, dazu ein Wellnessbereich, Concierge-Service, kurze Wege zum Parkhaus und zu den Busparkplätzen. In der Gastronomiewelt „Spagos“, einer Kombination aus Restaurant, Bar und Lounge, finden sich euro-kalifornische Kost, zubereitet in der offenen Showküche, sowie eine große Auswahl internationaler Getränke auf der Karte. Auf der 40. Etage bietet die Panoramaterrasse den besten Blick auf Berlin. Bei Lounge-Musik kann man hier in Open-Air-Atmosphäre kühle Drinks in Liegestühlen genießen. Dem Gast mit Interesse an Regionalem steht die „Zille-Stube“ offen. In der Jubiläumswoche werden spezielle Speisekarten mit Gerichten und Preisen wie vor 40 Jahren in den Restaurants angeboten. Mit Nervenkitzel und Muskelwaden macht das Hotel auch bei den Einheimischen von sich reden. Drei Minuten und neun Sekunden braucht Thomas Dold, der mehrfache Sieger des „Sky Run Berlin“, für die 770 Stufen. Einmal im Jahr finden sich städtische Gipfelstürmer ein, Feuerwehrmänner nehmen es als Extremtraining in voller Montur auf sich. Dank der europaweit einzigartigen „Base Flying“-Anlage auf dem Dach (in Kooperation mit Jochen Schweizer) kann man gesichert und kontrolliert im freien Fall die Außenfassade entlang 125 Meter wieder hinab rasen. Eine weitere Besonderheit sind die neun innenliegenden, also fensterlosen „Colour Suiten“. Hier simulieren ausgeklügelte Beleuchtungskonzepte Tageslicht, und die Hoteldachkamera versorgt den zimmereigenen Beamer rund um die Uhr live mit Bildern, die wiederum in fenstergroßem Format projiziert werden.
Das Hotel, im Nordosten des Alexanderplatzes gelegen, eröffnete als Interhotel „Stadt Berlin“ mit 2000 Betten und 1900 Gaststättenplätzen. Bemerkenswert waren damals die Stahlbeton-Gleitbauweise – die Betonierung erfolgte immer aufbauend auf die vorhergegangene – und die in Blautönen fein abgestufte Farbgestaltung des Bettenhauses. Ein Spiegel der Himmelsfarben sollte es sein, diesem näherzukommen, war erklärte Staatsaufgabe. Die Farbpigmente allerdings kamen aus dem Westen, ebenso wie die schnellen Aufzüge und der Fensterputzlift. Pünktlich zum 20. Geburtstag der DDR, also ein Jahr früher, war die Eröffnung geplant, im Oktober 1969 stand jedoch erst der Rohbau in der Frontstadt Berlin. Am Breitscheidplatz im Berliner Westen baute man zeitgleich am Europa-Center.
Später saßen aber die GIs aus West-Berlin an der Panorama-Bar und feierten für wenig Geld. Einige Stockwerke tiefer schliefen die Reisegruppen aus den Warschauer Vertragsstaaten. Einen Abstecher an die Bar konnten sie sich nicht leisten. Doch im Gegenzug zierten eine 25-Pfennig-Briefmarke – zu benutzen für Postkarten in das nicht-sozialistische Ausland einschließlich BRD – Fernsehturm, Centrum Warenhaus, Weltzeituhr, Hotel Stadt Berlin und Haus des Lehrers. Mit schönen Grüßen aus der sozialistischen Moderne beklebt, ging die Sendung in den Westen.
Nach dem Mauerfall wurde aus dem „Stadt Berlin“ das Forum Hotel, und seit 2003 begrüßt das Park Inn Berlin-Alexanderplatz seine Gäste. Umfangreiche Sanierungsarbeiten wurden vorgenommen, zuletzt die Glasfassade kostenintensiv ausgetauscht gegen verspiegelte Fassadenelemente. Das Haus gehört zu den zehn umsatzstärksten Hotels des Landes. Tagen mit Blick auf die Hauptstadt – nicht selten lassen die Teilnehmer während eines Meetings im „Panorama Salon“ in der 37. Etage des 150 Meter hohen Gebäudes ihre Blicke in die Ferne schweifen. Insgesamt elf variable, mit modernster Technik ausgestattete Veranstaltungsräume mit Tageslicht und ein Ballsaal für bis zu 350 Personen stehen für Events aller Art zur Verfügung. So manche Gäste mögen mit Nostalgiegedanken einchecken und andere sich wiederum als Entdecker im wilden Osten fühlen. Egal warum, wohlfühlen sollen sie sich dabei und wiederkommen. Hat man eines der begehrten Zimmer mit Blick in die richtige Richtung (nach Westen) ergattert, dann ist man zwar mit dem Fernsehturm längst nicht auf Augenhöhe, aber befindet sich in guter Gesellschaft unter Gleichaltrigen: Dieses Berliner Wahrzeichen feierte im letzten Jahr seinen vierzigsten.
Städtereisen liegen voll im Trend, und Berlin-Reisende rechnen in abenteuerlicher Erwartungshaltung hier mit Baustellen, eckigem Charme und schlechtem Wetter. Und der Alexanderplatz ist fürwahr ein Ort des Übergangs. Ein guter Platz für ein Hotel. Fußläufig zur Weltkultur auf die Museumsinsel, zum Architekturzeugnis „Stalinallee“, in die beliebten Wohnquartiere der Gründerzeitviertel am Prenzlauer Berg oder in die Spandauer Vorstadt inklusive Scheunenviertel, das geschichtsträchtige Touristenziel mit reichlich trendigen Lokalitäten. Nicht zuletzt befinden sich hier zwei sehr beliebte Treffpunkte der Berliner: die Weltzeituhr und der Brunnen der Völkerfreundschaft. Allein schon die Namen machen den Auftakt eines Rendezvous vielversprechend. Auf dem Alex mischt sich das Publikum, die Angestellten, die Einkaufenden und die Umsteiger, die Punks und die Touristen.
Die Abkoppelung des Platzes von seinem ursprünglichen städtischen Umfeld und seine überdimensionierte Platzfläche, mehr als viermal so groß wie vor dem Zweiten Weltkrieg mit damals geradezu niedlich anmutenden 18000 Quadratmetern, verlangt allerdings auch ein weites Herz. Ein Platz – immer im Werden, nie vollendet, typisch Berlin. Schon in den zwanziger Jahren sollte es ein Weltstadt-Platz werden, es blieb bei Peter Behrens‘ Berolinahaus und Alexanderhaus. Alfred Döblin erhob ihn einst zum Ort von Weltliteratur, Walter Ruttmanns Bilderkunstwerk „Berlin: Sinfonie einer Großstadt“ spielte auch hier. Leuchtreklamen machten damals 1927 die Nacht zum Tag. Das hat Vorbildcharakter.
Brit Hartmann