Berlin-Macher Andreas Boehlke

Als „Illuminator“ bezeichnet ihn der „Tagesspiegel“. Er selbst nennt sich gerne „Strippenzieher“. Wie auch immer: Andreas Boehlke ist der Mann, der Berlin seit Jahren zum Leuchten bringt. Gemeinsam mit Bernd Andrich und Siegfried Helias von der City Stiftung Berlin ist der heute 44-jährige Unternehmer Mitbegründer des „Festival of Lights“, das in diesem Jahr bereits zum sechsten Mal in der deutschen Hauptstadt stattgefunden und über eine Million Besucher angezogen hat.
Hervorgegangen ist das Festival aus einem Lichterfest der City Stiftung Berlin, bei dem das Kranzler-Eck und das Dom-Aquarée illuminiert und mit einem Lichtstafettenlauf miteinander verbunden wurden. Die Begeisterung ist so groß, dass bereits im darauffolgenden Jahr in Zusammenarbeit mit der Eventspezialistin Birgit Zander das „Festival of Lights“ in einem deutlich erweiterten Umfang startet und eine Erfolgsgeschichte sondergleichen beginnt.
Allein die Zahlen beeindrucken. Über 60 Gebäude, Plätze oder Kunstwerke sind mittlerweile in das Festival integriert. Bei den meisten hat Boehlke seine Hände im Spiel und sorgt für die kunst- und phantasievolle Beleuchtung – mit mehr als 3 500 Strahlern und mehreren tausend Metern Kabel. Ausschließlich LED-Spots und Kompaktleuchtstoffe werden verwendet, und natürlich Öko-Strom.
Dabei hätte Berlin schon viel früher solch ein Lichtspektakel haben können. Bereits 2001 ist Boehlke auf die Idee gekommen, den Kurfürstendamm erleuchten zu lassen. „Damals war die Zeit noch nicht reif“, zuckt der Lichtdesigner rückblickend mit den Schultern, weil er niemanden für seine Idee begeistern konnte.
„Licht ist mein Leben und mein Hobby“, sagt Boehlke, der den Familienbetrieb in Reinickendorf von seinem Vater übernommen hat und nun schon in der dritten Generation an der Spitze des Unternehmens steht. Sein Großvater ist es denn auch, der für die berufliche Weichenstellung des Enkelsohnes verantwortlich zeichnet. Als dieser die Realschule abgeschlossen und dabei auch noch gute Noten vorzuweisen hat, denkt er kurz darüber nach, aufs Gymnasium zu gehen und Abitur zu machen. „Lass’ das mal und mach ’ne Lehre“, rät der Firmengründer dem damals 14-jährigen Enkel, der den Rat auch befolgt. Doch elektrische Anlagen begeistern den jungen Boehlke nicht allein. Nach seiner Elektroinstallateur-Lehre zieht es ihn in die Welt hinaus. Fast zehn Jahre lang sammelt er Erfahrungen vor allem im Bereich der Messebeleuchtung. Das trifft seine kreative Ader. Paris, London und Barcelona, Abu Dhabi und Dubai sowie Mexiko sind die Stationen, die ihn prägen.
Lichtdesign und Lichtregie gehören fortan zum festen Bestandteil seines Lebens. Er kehrt in den Familienbetrieb zurück, dem er seitdem fest verbunden ist. Seine 30 Angestellten und er rücken so ziemlich alles im wahrsten Sinne des Wortes ins rechte Licht. Ob die Internationale Funkausstellung in Berlin, die Automesse IAA in Frankfurt oder den Hauptbahnhof in Hannover – Boehlkes Team ist bundesweit dabei, wenn es um die Beleuchtung geht.
Aktuell – und wie in den vergangenen Jahren auch – lässt er zur Weihnachtszeit die deutsche Hauptstadt in festlichem Glanz erstrahlen, unter anderem im Auftrag der Wall AG den Kurfürstendamm und den Tauentzien. Berlinweit werden 300 Kilometer Lichtschlauchsysteme und über 250 000 Glühlampen von seinen Leuten unter seiner Regie arrangiert und fast 50 dreidimensionale Objekte aufgestellt. Außer Kurfürstendamm und Tauentzien sind weitere Glanzpunkte die Friedrichstraße, der Hauptbahnhof, Schloßstraße, Gendarmenmarkt, Breitscheidplatz – auf den bekanntesten Straßen und Plätzen in Berlin sorgt Boehlke für weihnachtliche Atmosphäre.
Für viele seiner Kreationen hat sich Boehlke vor allem von der französischen Stadt Lyon inspirieren lassen. Dort findet seit 1989 jedes Jahr um den 8. Dezember herum ein riesiges und weltweit beachtetes Lichterfest statt, das seine Wurzeln im Mittelalter hat und zu dem mittlerweile viermal so viele Besucher kommen wie zum „Festival of Lights“ in Berlin. „Das müssen wir in Berlin auch hinbekommen“, sagt er, wohl wissend, dass das noch ein hartes Stück Arbeit ist.
Doch Arbeit ist etwas, das Boehlke ganz und gar nicht schreckt. Dabei hat er jedoch gelernt, dass Arbeit nicht alles ist und man auch einmal zurückstecken muss – auch und vor allem für die Familie, die gerade um die kleine Amelie gewachsen ist. Mit seiner Frau Anke, mit der er zehn Jahre verheiratet ist, und den beiden Töchtern Alina und Alexa ist das Viermädelhaus komplett. Nimmt man Vater Andreas hinzu, kann man auch vom A-Team sprechen.
Das hilft bekanntlich Menschen, die sich in einer Notlage befinden. Auch Boehlke hilft viel und gerne. Als Gründungspräsident bringt er 2005 im Lions Club Berlin-Meilenwerk rund 40 Menschen zusammen, die alle gemeinsam das Hobby Auto haben und sich auf die Fahne geschrieben haben, „durch soziales Engagement für die Schwächeren der Gesellschaft aktiv zu werden.“ Und so lautet ihr Motto: Gemeinsam über das Hobby Spaß zu haben und dabei aktive, nicht nur finanzielle Beiträge für die Kinder- und Jugendarbeit in Berlin und Brandenburg zu leisten.
Zentrale Aktivität des Clubs ist jährlich eine Großveranstaltung rund um das Thema Auto und Oldtimer. Mit Angeboten für die ganze Familie werden in diesem Rahmen Gelder geworben, die dann wiederum gemeinnützigen Trägern der Kinder- und Jugendarbeit zweckgebunden zur Verfügung gestellt werden.
Ein Projekt, das Boehlke besonders am Herzen liegt, ist die weihnachtliche Busfahrt mit krebskranken Kindern. 2007 hat sein Lions Club diese Ausfahrt erstmals organisiert. Seitdem nimmt er sich persönlich der Sache an und sorgt alljährlich für die Busse und das Programm. „Ich menschele gerne“, nennt er das, was nichts anderes bedeutet, als dass er sich für andere und ihre Probleme interessiert. Von diesem Kaliber könnte es in Berlin ruhig noch mehr Menschen geben.

Detlef Untermann
 

45 - Winter 2010/11