„Kein Po gleicht dem anderen.“ Zu dieser wenig überraschenden Erkenntnis brauchten die Designerinnen Yvonne von Langsdorff und Tina Zehnle aus Kreuzberg zwar keine sieben Jahre. So lange jedoch beschäftigen sie sich eingehend mit diesem Körperteil, um tolle, gut sitzende Hosen für Frauen jeglicher Figur zu gestalten.
„Wenn Gott gewollt hätte, dass wir Kleider von der Stange kaufen, hätte er uns alle in Einheitsgröße geschaffen“, sagt Yvonne spitzbübisch. Da dem nicht so ist, hat sich das Duo auf die Hose konzentriert – eines der schwierigsten Kleidungsstücke. „Was nützt der knackigste Hintern, wenn das Teil nicht richtig sitzt?“ Die Kreuzberger Hosenspezialistinnen haben sich zu Problemlösern entwickelt.
Die beiden wollen die Attraktivität der Frauen ins richtige Licht setzen, und nach der Vermessung von über 1000 Körperformen dürfen sie ohne Widerspruch behaupten, das perfekte Beinkleid zu kreieren. „Manchmal entscheiden nur Millimeter“, sagen sie. Nicht die Konfektionsgröße sei ausschlaggebend, sondern die Körperhaltung, auch die innere Haltung. Die Größe sei oft irreführend. Auch sind mögliche O-Beine oder X-Formen auszugleichen.
Die Designerinnen Yvonne von Langsdorff
und Tina Zehnle aus Kreuzberg (v.l.) [Foto: Ben Fuchs]
Die Beinschneiderinnen haben ihre ideale Hosenform gefunden. Neben der selbstverständlich guten Materialqualität ist die von ihnen erfundene Schnittführung bestimmend für eine gute Passform. Sie zeigt eine Dreiteilung in Vorderteil, Seitenteil und Rückenteil. Die übliche Seitennaht einer Hose wird durch ein Seitenteil ersetzt. Popo-Naht und Seitennaht formen den Körper ab und schmeicheln in der Optik. Auch der Schritt wird durch Stoffzugabe bequem und nicht einengend.
„Balance“ ist das Stichwort für das Raumgefühl eines Körpers. „Eine auf Figur geschnittene Hose soll wie eine Wohnung für den Körper sein“, plädiert Tina. Und: „Bei unseren individuellen Hosen wird die Figur schön verpackt.“
Pro Größe haben die beiden Designerinnen vier Grund-Passformen entwickelt, die sich ideal an die Bedürfnisse der Kundinnen anpassen. Kleine Änderungen werden im Atelier in der Kreuzberger Fürbringerstraße 28 erledigt.
„Unsere Kundenkartei ist vierstellig, und die Kunden kommen immer wieder. Leider halten die Hosen sehr lange“, meint Yvonne. Aber der Erfolg hält an. Jetzt gibt es einen zweiten Shop in der Oderberger Straße 41 am Prenzlauer Berg. Hose ist eben nicht Hose.
Kurt Geisler