Sanfte Revolution in der Männermode
Im Gegensatz zu Politikern wissen Modedesigner weit im voraus, was die Zukunft bringt. So sagen sie: Die Männermode wird einen dezenten Wandel erleben, der einer sanften Revolution gleicht. Die Casualisierung wird gestoppt, denn die konventionellen Modemacher haben sich nun die attraktiven Attribute der Sportswear, wie leger, bequem und frech, zu eigen gemacht und den sportiven Zeitgeist in die Klassik eingebaut.
Dabei ist nicht die bequeme Lässigkeit der alleinige Maßstab der Erneuerung, sondern vor allem die Stoffoptik. Auf der letzten Modemesse für Männer, dem PITTI UOMO in Florenz, wurde es deutlich: Eleganz wird neu definiert.
Bei den hochwertigen Stoffen wie Cashmere, Flanell, Wolle oder Jersey gibt es fortan keine Tabus mehr. Denn sie werden nun ähnlich wie die Sportswearstoffe Denim oder Baumwolle bearbeitet, ja malträtiert. Durch Waschungen, Trockenreinigungen und andere Techniken wird ihnen neues Leben eingehaucht. Das Ergebnis sieht ungewohnt aus. Doch müssen die Anzüge und Sakkos trotz der neuartigen Stoffbehandlung fein satorial verarbeitet sein, das heißt mit gekonnten Schneider-Details. So zeigt sich die Klassik im veredelten Vintage-Look.
Auch die Sportswear kommt verfeinerter und kultivierter daher, so dass die Unterschiede in den Looks distinguierter ausfallen. Eine Annäherung beider Stile ist nicht zu leugnen. Moderner Gentleman und gepflegter Globetrotter befinden sich in einer Güteklasse. Karl Lagerfeld nennt die Mixtur aus legerer Konfektion mit raffinierten Casual-Outfits „Cross Dressing“.
Das Thema Leichtigkeit spielt auch im Winter eine Rolle. Ultraleichte Materialien von ca. 200 Gramm pro laufenden Meter sind keine Seltenheit. Da gibt es Soft-Jacketts, total unkonstruiert und gefertigt aus einem Material, das einem Tragegefühl à la Sweater oder einer leichten Strickjacke nahekommt. Die Unterschiede verwischen sich. Die Mode ist zweifellos raffinierter geworden.
Kurt Geisler