Im Rahmen ihrer Initiative „Berlin verpflichtet“ startete die Gasag im April dieses Jahres ihren Zukunftswettbewerb, mit dem der Berliner Energiedienstleister zahlreiche innovative Klimaschutzprojekte auszeichnete. In der O2 World wurden die Preisträger in drei Kategorien gekürt.
Neben der Verpflichtung, selbst aktiv den Kohlendioxid-Ausstoß zu reduzieren und zum sparsamen Umgang mit Energie beizutragen, hat sich der Berliner Energiedienstleister Gasag das Ziel gesetzt, dabei breite Schichten der Bevölkerung miteinzubeziehen. Was eignet sich dafür besser als ein öffentlicher Wettbewerb, der sich an alle Berliner richtet, an Fachleute der Branche genauso wie an Wissenschaftler, Lehrer und Schüler? So suchte die Gasag seit April 2010 unter dem Motto „Sie können das auch“ nach Ideen, Initiativen und Projekten vor allem zur Energieeinsparung. Die Resonanz daraufhin war unerwartet groß. Innerhalb von vier Monaten wurden 49 qualitativ hochwertige Wettbewerbsbeiträge eingereicht, was Gasag-Vorstand Andreas Pohl begeisterte.
Die Beiträge wurden von einer fach- und branchenübergreifenden Jury prämiert. Vertreter der Handwerkskammer, der Innung SHK, der Berliner Energieagentur, der Schornsteinfeger-Innung, der Hochschule für Wirtschaft und Recht, des uptown Verlags, der Architektenkammer sowie der Gasag AG entschieden im August über die Preisträger in drei unterschiedlichen Kategorien. Als Preisgeld wurden dem Gewinner 5.000 Euro übergeben. Die drei ausgelobten Kategorien waren Architektur und Klima, Handwerk und Umwelt sowie Bildung und Innovation. Das stellte sich als gute Wahl heraus, denn so engagierten sich auch Teilnehmer aus weniger technisch oder wirtschaftlich ausgerichteten Bereichen.
Der erste Preis in der Kategorie Architektur und Klima ging an die Technische Abteilung der Freien Universität für ein Prämiensystem zum sparsamen Energieumgang, ein zweifellos herausragendes und wirklich nachahmenswertes Projekt. Darin sind alle Fakultäten, Wissenschaftsbereiche und sämtliche Mitarbeiter einbezogen. Das Prämiensystem fußt auf einem festgelegten Referenzwert für den Strom- und Wärmeverbrauch. Wer ihn unterschreitet, wird belohnt, wer ihn überschreitet, bestraft, muss also gewissermaßen zuzahlen, d.h., sein Budget verringert sich. Auf diese Weise können die energiebewusst arbeitenden Universitätsbereiche ihre Gelder aufbessern, denn fünfzig Prozent der eingesparten Kosten stehen ihnen dann zur freien Verfügung.
Motivierender kann Energiesparen nicht sein. Abgesehen vom beeindruckenden finanziellen Ergebnis des Prämiensystems, das immerhin zur Entlastung der jährlichen Energiekosten um 2,6 Millionen Euro beiträgt. In der Kategorie Handwerk und Umwelt gewann der Meisterbetrieb von Jörg Behrendt den ersten Preis für die Umwandlung eines ehemaligen Bürogebäudes in ein Energiehotel. Das bedeutete nichts anderes, als ein Höchstmaß an Energieeffizienz zu erreichen, ohne auf entsprechenden Komfort zu verzichten. Ein Spagat, der nur mit einem besonders ausgeklügelten Energieversorgungskonzept zu erreichen war. So wählte der Handwerksmeister als Herzstück der Anlage ein erdgasbetriebenes Blockheizkraftwerk, das Wärme und Strom für das Hotel liefert. Überschüssige Energie wird dabei gegen Vergütung ins öffentliche Netz eingespeist. Zusätzliche Wärmeenergie kommt vom Dach aus einer Solaranlage. Eine Wärmepumpe, in Verbund mit modernster Lüftungstechnik, sorgt für energieeffizienten Luftaustausch. Das Konzept ging schließlich auf: Im Hotel wird fünfzig Prozent weniger Energie verbraucht als in vergleichbaren Hotels.
Dass Energiekompetenz bereits in jungen Jahren und spielerisch erworben werden kann, beweisen die Wettbewerbsbeiträge in der Kategorie Bildung und Innovation. Den ersten Preis gewann der Kreuzberger Kinder- und Jugend-Mitmach-Zirkus Cabuwazi mit seinem Märchen von Taborka. Darin wird die Geschichte eines Landes erzählt, in dem das Klima durch die Folgen menschlichen Handelns aus dem Gleichgewicht geraten und das Leben bedroht ist. Eine Elfe soll die Regierenden um Hilfe bitten, die allerdings mehr mit sich selbst beschäftigt sind. Glücklicherweise tritt in diesem phantasievollen Bühnenstück der Zauberer Morodin auf, der die Zeit zurückdreht und so die Möglichkeit eröffnet, eine zukünftige Klimakatastrophe zu verhindern. In der Spielzeit des Stückes fand passenderweise der G8-Gipfel in Heiligendamm statt.
Den zweiten Preis in dieser Kategorie erhielt das Oberstufenzentrum TIEM in Spandau. Dort wurde das Berufsbild des Assistenten für regenerative Energietechnik und Energiemanagement entwickelt. Eigens dafür entstand auf dem Gelände des Oberstufenzentrums ein einzigartiger Experimentierpavillon, in dem die Ausbildung sehr praxisnah stattfinden kann. Das OSZ TIEM trägt so in hervorragender Weise dazu bei, Fachleute für den boomenden Bereich der Erneuerbaren Energien zu qualifizieren.
Schließlich zeigt der dritte Preis in der Kategorie Bildung und Innovation, wie ganz praktisch innovative Energieerzeugung in die Ausbildung integriert wird. Die Schüler und Lehrer des Oberstufenzentrums für Bürowirtschaft und Dienstleistungen betreiben eigenverantwortlich ihre Photovaltaikanlage, die jährlich 12 000 Kilowattstunden Strom erzeugt. An der eigens dafür gegründeten Juniorfirma Solar Systems können sich auch Schüler als Anteilseigner beteiligen und sind so an den Erlösen beteiligt, die teilweise in einen Solarschulfonds fließen, um wiederum andere Solar-Schulprojekte mitzufinanzieren.
Die Preisverleihung fand im September in der O2 World statt. Ein buntes Programm begleitete die Ehrungen der Preisträger. Wie es heißt, will die Gasag den Zukunftswettbewerb weiterführen. Sie setzt dabei auch auf einen gewissen Nachahmungseffekt als Impulsgeber, um noch mehr Unternehmen, öffentliche Einrichtungen und Berliner für den Energie- und Klimaschutz in der Stadt zu aktivieren.
Reinhard Wahren