Infiniti ist eine Automobilmarke, die hierzulande nicht sonderlich etabliert ist, und ihr Bekanntheitsgrad nicht eben so, dass sie in den einschlägigen Autozeitschriften ihren festen Platz hätte. Doch erstens ist der japanische Premium-Ableger von Nissan mit der Konzernmutter Renault noch jung, seit 2003 existiert die Luxusmarke, und zweitens wurden die Modelle in den ersten Jahren ausschließlich in Japan und Nordamerika verkauft. Aus gutem Grund, denn in Europa dominierte mit Mercedes, BMW und Audi die deutsche obere Mittelklasse. Erst 2009 wagten sich die Japaner auf den westeuropäischen Markt. Daher die bislang geringen Verkaufszahlen in Deutschland. Bei Kennern ist die Marke allerdings längst unumstritten und eine echte Alternative zu den entsprechenden deutschen Modellen.
[Foto: Infiniti / © Francesc Montero]
Mit der neuen Modellreihe M könnte nun Infiniti in diesem Jahr seine Produktpalette insofern erweitern, als die dritte Generation dieser Baureihe auf allen Infiniti-Märkten weltweit angeboten wird, seit Herbst in den deutschen Autohäusern. Dabei ist die neue Generation optisch und technisch auf höchstem Niveau und mit Recht das neue Flaggschiff von Infiniti, „eine gelungene Synthese aus amerikanischen Vorstellungen von Raum und Komfort mit europäischen Ansprüchen an Leistung und Fahrdynamik.“
Herzstücke des neuen Infiniti M sind ein V6-Benzin- bzw. neu entwickelter V6-Turbodiesel mit 238 PS. Beide Motoren sind mit einer Siebenstufen-Automatik kombiniert. Im nächsten Jahr soll zudem ein V6-Benzin-Hybridantrieb folgen.
Neben dem bewährten Motorenkonzept ist die neue Hochleistungslimousine mit einer Reihe von technischen Highlights ausgestattet, die speziell auf dem europäischen Markt punkten sollen. Der aktive Toter-Winkel-Assistent BSI beispielsweise, eine Weltneuheit, warnt nicht nur über optisches Signal und Warnton vor drohender Kollision mit einem anderen Fahrzeug, sondern greift dann aktiv ein, wenn der Fahrer die Warnung ignoriert. Für hohen Komfort im Innenraum sorgen unter anderem zwei Innovationen, die konzentrationsfördernd und stressabbauend wirken sollen: Die aktive Geräuschregelung ANC neutralisiert unerwünschte Geräusche im Innenraum und trägt so zu einem sehr entspannten Fahren bei. Gegen Aufpreis ist zudem die Forest Air Klimaautomatik erhältlich, die die Frischluft mit einem Frühlings-Waldduftstoff anreichert.
Dass der neue Infiniti M nicht nur elegant, sondern durchaus auch sportlich auftreten kann, dafür steht einerseits die Aktive Allradlenkung, die das sportliche Handling steigert. Andererseits sind vier Fahrprogramme wählbar, die das Ansprechverhalten des Gaspedals beeinflussen: Standard, Eco, Sport und Snow. Im Sport-Modus reagiert das Gaspedal direkter auf den Fuß des Fahrers, ganz im Unterschied zum Eco-Modus, bei dem das Gaspedal einen Gegendruck aufbaut.
Mit der neuen Baureihe M wird Infiniti sicherlich die etablierten Premium-Automobilmarken nicht verdrängen können, doch allemal den hiesigen Markt bereichern.
Vom Audi RS 5 zum neuen Quattro
[Foto: Audi]
Ebenso schnell wie der Infiniti M, allerdings mit 450 PS und einer Beschleunigung von null auf Tempo 100 in 4,6 Sekunden, ist der Audi RS 5 unterwegs, gleichsam im Premiumbereich zwischen Alltagsauto und Sportwagen angesiedelt und seit Sommer auf dem Markt. Auch das edle Design des RS 5 impliziert seine zwei charakteristischen Eigenschaften, nämlich einerseits elegantes Hochleistungscoupé zu sein, anderseits aber genauso sportlich und temperamentvoll ambitionierte Fahrer zu begeistern. Dafür sorgt neben dem V8-Saugmotor das Doppelkupplungsgetriebe, das sowohl vollautomatisch zwischen sieben Gängen wechselt oder vom Fahrer mittels Schaltwippen oder Schalthebels bedient werden kann. Im Zusammenwirken mit der selektiven Steuerung, eine der Besonderheiten des Modells, bei der jedes Rad leicht abgebremst wird, entsteht das Gefühl, trotz schnellen Fahrens absolut spurgenau und sicher auf der Straße zu sein. Im „Comfort“-Modus erfreut man sich gern an der edlen Ausstattung, der „Dynamik“-Modus offenbart eindrucksvoll die sportlichen Qualitäten des RS 5. Gelungener und perfekter vermag ein Premiumfahrzeug kaum sein. Doch Perfektion ist natürlicherweise relativ. Das zeigte Audi bereits im Herbst auf dem Pariser Autosalon mit dem Quattro-Modell. Dessen Basis ist zwar an den RS 5 angelehnt, allein die scharf geschnittenen Designlinien suggerieren sofort helle Begeisterung und lassen enormes Zukunftspotential erkennen. Der Audi Quattro setzt äußerlich völlig neue Akzente, aber auch unter dem Blechkleid, das größtenteils aus Aluminium besteht, sind Antrieb, Kraftverteilung und Differential so gut aufeinander abgestimmt, dass der Zweisitzer schließlich nicht nur 300 Stundenkilometer schnell ist, sondern in 3,9 Sekunden von null auf Tempo 100 sprinten kann. Freilich hilft dabei sein Gewicht von nur 1300 Kilogramm, der RS 5 wiegt 400 Kilogramm mehr. Leider ist der neue Quattro nur ein Prototyp, und es ist nicht sicher, ob Audi eine Kleinserie auflegen wird.
Unverwüstlicher Mythos
[Fotos: Porsche]
Autos, die zum Mythos geworden sind, brauchen kaum Veränderungen. Das schien für Porsche lange Zeit zu gelten. Neben der Boxter- und 911-Baureihe war weit und breit kein neues Modell in Sicht. Das soll sich im nächsten Jahr mit einer neuen Generation des 911 ändern. In diesem Jahr wurde aber noch einmal ganz der Historie gehuldigt mit einem neuen 911 Carrera GTS und einem neuen 911 Speedster, beide vorgestellt auf dem Pariser Autosalon.
Die Carrera-Modellreihe glänzt in der Porsche-Geschichte mit dem berühmten 904 von 1964. Später wurde daraus der 924 Carrera GTS. Beim neuen 911 Carrera GTS, als Coupé und Cabriolet, tragen nun optische und technische Veränderungen dazu bei, ihn attraktiver und leistungsstärker denn je präsentieren zu können. Äußerlich besticht er vor allem durch die breitere Carrera-4-Karosserie. Neben den breiteren Kotflügeln wurde zudem die Frontpartie mit einer speziellen Bugverkleidung aufgehübscht. Auch am Motor wurde etwas gefeilt. Herzstück der klassischen Heckantriebseinheit ist nun ein 408 PS starker 3,8-Liter-Boxermotor. Die Höchstgeschwindigkeit mit serienmäßigem Sechsgang-Schaltgetriebe wird mit 306 Kilometern pro Stunde angegeben.
Der neue 911 Speedster ist ebenso ein wohlkalkulierter Rückgriff in die Historie, macht er doch einen unverwüstlichen Mythos zum unschlagbaren Verkaufsargument: Berühmte Hollywood-Schauspieler wie James Dean fuhren den ersten Speedster auf der Basis des Porsche 356. Seinen Tod fand der rennbegeisterte Kult-Schauspieler allerdings 1955 mit dem schnelleren 550 Spyder. Der neue Speedster erinnert zwar an die 1950 Jahre, doch technisch ist er natürlich ein Sportwagen von heute. Karosse, Motor und Leistungsdaten gleichen denen des neuen GTS.
Puristen und Nostalgiker werden ob des beeindruckenden Retro-Designs begeistert sein. Vom neuen Porsche 911 Speedster sind symbolischerweise genau 356 Exemplare für den Verkauf vorgesehen. Trotz respektablen Preises von knapp über
200.000 Euro ist die Kleinserie sicher längst ausverkauft.
Showcars fürs Auge
[Foto: Jaguar]
Eine Autoschau ist wie eine Modenschau. Die neuen Modelle müssen zu allererst gefallen, um ihre Käufer zu finden. Fällt dabei ein Modell aus dem Rahmen, sei es durch eine besonders auffällige Form, faszinierende Ausstrahlung, eigenwilligen Charme oder provokantes Auftreten, findet es besondere Beachtung. Leider betrifft das selten die Serienfahrzeuge. Es sind die sogenannten Studien, Konzeptfahrzeuge oder Prototypen, die auf den Autoschauen das Salz in der Suppe sind. Sie werden zwar selten gekauft, sind aber die eigentlichen Showcars. Nicht zuletzt deshalb, weil sie Trends vorwegnehmen, zukünftige Entwicklungen andeuten oder einfach Leistungsstärke und Innovationskraft der Marke demonstrieren. Das war in Paris am spektakulärsten bei Lamborghini und Jaguar zu sehen.
[Foto: Jaguar]
Der italienische Sportwagenhersteller präsentierte mit dem Sesto Elemento eine Studie, deren Name den Grundbaustein dieses Prototypen benennt, das sechste Element im Periodensystem der Elemente. Tatsächlich hat Lamborghini fast ausschließlich kohlefaserverstärkte Kunststoffe verwendet. Kohlenstoffschwarz ist auch das Äußere des Sesto Elemento, der wie eine auf Beute lauernde Raubkatze auf der Straße liegt. Dieser puristisch anmutende Materialeinsatz hatte allerdings einen handfesten Grund, die Italiener wollten damit einen superleichten Sportwagen kreieren. Dass die Waage schließlich nur 999 Kilogramm anzeigte, glich einer folgenschweren Sensation: Mit 570 PS aus seinem V10-Triebwerk beschleunigt der Sportwagen von null auf Tempo 100 in unglaublichen 2,5 Sekunden. Die Spitzengeschwindigkeit geben die Ingenieure aus Sant'Agata Bolognese mit 330 Kilometern pro Stunde an. Der Sesto Elemento markiert zweifellos einen möglichen Generationswechsel bei Lamborghini. Die Kombination von radikalem Leichtbau mit unverwechselbarem Design wird sich in den zukünftigen Serienmodellen niederschlagen. Mit der Bezeichnung C-X75 präsentierte Jaguar ebenfalls einen neuen Supersportwagen, der allerdings in puncto Technik noch mehr zu bieten hat. Als Hybridfahrzeug konzipiert, hat er eine Reichweite von 570 Kilometern. Das schafft natürlich kaum eine Batterie, deshalb laden zwei Turbinen bei Bedarf nach. Die Karosserie ist komplett aus Kohlefaser, so dass es der C-X75 auf ein Gesamtgewicht von 1350 Kilogramm bringt. Das ist mehr als der Sesto Elemento wiegt, dafür aber sind seine 780 PS atemberaubend. Länger die Höchstgeschwindigkeit zu fahren, ist aber verständlicherweise kaum möglich.
Texte Auto: Reinhard Wahren