Der VW Passat 1.4 TSI EcoFuel wurde zum umweltverträglichsten Auto seiner Klasse gekürt. Wenn ein Auto mit einem Preis bedacht wird, ist es entweder eine Augenweide oder es hat etwas ganz Besonderes in Bezug auf Technik und Fahreigenschaften aufzuweisen. Letzteres trifft mit Sicherheit auf den VW Passat 1.4 TSI EcoFuel von Volkswagen zu, denn er ist derzeit das umweltverträglichste Auto in Europa und hat damit den bisherigen Spitzenreiter Toyota Prius 1.5 auf den zweiten Platz im Umwelt-Ranking verwiesen. Das war nicht nur Anlass für den ADAC, erstmals einem Auto beim Eco-Test fünf Sterne zu geben, sondern bewog die Arbeitsgemeinschaft für sparsamen und umweltfreundlichen Energieverbrauch e.V. (ASUE) gemeinsam mit dem ADAC, einen Sonderpreis „Erdgas-Fahrzeug - Innovation und Evolution" zu verleihen. Der erdgasbetriebene Mittelklassewagen aus Wolfsburg bestach vor allem bei der Schadstoffprüfung durch niedrigen Verbrauch und geringe Schadstoffwerte. So war im Ergebnis seine Umweltbilanz, die den gesamten Lebenszyklus von der Herstellung des Autos über seine Nutzung bis zur Verwertung umfasst, ausschlaggebend für die Preisverleihung am 30. April 2009. Nun sind alternative Antriebe wie in Elektro- und Hybridfahrzeugen oder eben in Fahrzeugen mit Erdgasantrieb zwar in aller Munde, und viele Prototypen fahren seit den neunziger Jahren auf deutschen Straßen, doch zur großen Serienfertigung kam es bislang nicht. Zu viele Hindernisse stehen dem noch im Weg, beispielsweise fehlende Tankstellen für alternative Kraftstoffe oder zu geringe Reichweiten der Fahrzeuge. „Der ausgezeichnete Erdgas-Passat markiert allerdings eine wirkliche Alternative zu den herkömmlichen Fahrzeugen - und sieht zudem noch gut aus", so Andreas Prohl, Gasag-Vorstand und Präsident der ASUE bei der Übergabe des Preises an Dr. Ulrich Hackenberg, Markenvorstand bei Volkswagen. Tatsächlich präsentiert sich der VW Passat 1.4 TSI EcoFuel mit serienmäßiger Technik und ohne Einschränkungen in Bezug auf Ausrüstung und Fahreigenschaften als absolut alltagstauglich. Das bedurfte allerdings auch einer besonderen Innovation. So ist der Passat mit einem extra für den Erdgasbetrieb konfektionierten starken TSI-Motor ausgestattet, dem weltweit ersten dieser Art. Dank doppelter Aufladung - Turbo und Kompressor - beschleunigt das Auto von null auf 100 km/h in 9,7 Sekunden bei einer Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h. Dabei verbraucht der Motor 4,4 bis 4,6 Kilogramm Erdgas und emittiert 119 bis 124 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer. Allein mit Erdgasantrieb kann man so bis zu 480 Kilometer weit fahren. Da aufgrund des bivalenten Antriebskonzepts außerdem ein Benzintank mit an Bord ist, reicht im Bedarfsfall die Reichweite bis zu 900 Kilometer. Das überragende Emissionsverhalten des Erdgas-Passat wird gegenüber einem vergleichbaren Benziner sehr deutlich. So sind die zum Treibhauseffekt beitragenden Emissionen um 33 Prozent niedriger, außerdem die Belastungen an Luftschadstoffen wie Kohlenmonoxid, Stickstoff und Kohlenwasserstoffen um 23 Prozent geringer. Darüber hinaus kann die Kohlendioxid-Bilanz bei Erdgasfahrzeugen noch weiter verbessert werden. „Ab Mitte dieses Jahres kommt Biogas aus der ersten Biogasanlage der Gasag-Gruppe in Rathenow, so dass die 14 Berliner Erdgastankstellen damit beliefert werden können", kündigte Andreas Prohl an. So soll sich die Kohlendioxid-Emission um weitere 20 Prozent pro Kilometer verringern. Dem VW Passat 1.4 TSI EcoFuel lässt Volkswagen die Modellvarianten Limousine und Kombi folgen. Weitere Modelle sind in Vorbereitung. Das lange strapazierte Argument, die Fahrzeughersteller würden zu wenig auf die Forderung nach alternativen Antrieben mit entsprechenden Fahrzeugen reagieren, wäre damit - zumindest was Erdgasfahrzeuge betrifft - für Volkswagen vom Tisch. Zumal der Erdgas-Passat schon jetzt flexibel einsetzbar ist: als Familienauto sowie auch als Flottenfahrzeug beispielsweise für Taxiunternehmen. Von den alternativen Kraftstoffen ist Erdgas als einziger überall verfügbar. Allen anderen ist derzeit keine sichere Zukunft beschieden. Für Volkswagen als führender Autohersteller Grund genug, seine Innovationen auf dem Gebiet der erdgasbetriebenen Antriebe weiter voranzutreiben. Sogar der Motorsport hat seine Liebe für die alternativen Antriebe entdeckt. „Auch solch ein Auto kann richtig losmarschieren", begeistert sich Formel-1-Experte Christian Danner. Beim diesjährigen 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring schickte Volkswagen zum ersten Mal zwei 300 PS starke Scirocco mit Erdgas-Turbomotoren ins Rennen.
Reinhard Wahren
Erdgas-Auto mit fünf Sternen
39 - Sommer 2009