Wer trennt, der spart

Die Berliner Stadtreinigung spart mit ihrem Entsorgungssystem rund 400 000 Tonnen CO2 pro Jahr ein und belohnt gleichzeitig ökologisches Verhalten der Verbraucher mit entsprechender Gebührengestaltung.

Entsorgungssystem der BSR [Bild: BSR]

Für die Abfälle aus privaten Haushalten gibt es eine Reihe verschiedener Entsorgungsmöglichkeiten. Das Entsorgungssystem der BSR umfasst 15 Recyclinghöfe, sechs Schadstoffsammelstellen und einen Abholservice für Sperrmüll. Hinzu kommen die Biogut-Tonne für die Verwertung von biologischen Abfällen, Laubsäcke und die Graue Tonne.
Zusammen mit dem Tochterunternehmen Berlin Recycling erfasst die BSR derzeit rund 450 000 Tonnen pro Jahr an Wertstoffen, von denen 78 Prozent wertstofflich verwertet werden.

Trotz dieses vielfältigen Angebots, zu dem auch die Gelbe Tonne der Dualen Systeme gehört, haben Abfallanalysen ergeben, dass immer noch viel Verwertbares in der Grauen Tonne landet. In Pilotversuchen hat die BSR deshalb 2009 und 2010 die sogenannte Orange Box getestet – mit dem Ziel, möglichst viele Wertstoffe zu erfassen. Das war erfolgreich: In die Orange Box wurden genau die richtigen Wertstoffe gefüllt, wie kaputtes Spielzeug, Datenträger, Alt-textilien, Holz, Metall und kleine Elektrogräte. Etwa 15 Kilogramm pro Einwohner und Jahr sind dabei zusammengekommen.

Marktforschung bestätigt Akzeptanz der getrennten Sammlung

Bestärkt wurden die positiven Ergebnisse auch durch eine von der BSR in Auftrag gegebene Umfrage des renommierten Instituts forsa, derzufolge alle Berlinerinnen und Berliner (92 %) umweltgerechte Entsorgung und Wiederverwertung für wichtig halten. Rund drei Viertel der Bürger trauen das am ehesten der BSR zu. Gefragt wurde auch nach der Akzeptanz der wohnortnahen getrennten Erfassung weiterer verwertbarer Stoffe aus dem Hausmüll. Auch hier ein eindeutiges Ergebnis: 82 % der Bevölkerung begrüßen diese Einsammlung, davon wünschen sich rund 70 % die wohnortnahe Sammlung.

Bis 2012 flächendeckende kommunale Wertstofftonne für Berlin

Mit der neuen Periode für die Müll-gebühren 2011/2012 bietet die BSR die „Orange Box“ als neuen Baustein des Entsorgungssystems jetzt flächendeckend in ganz Berlin an. Die Gebühren sind dabei für die einzelnen Angebote – von Grauer Tonne bis Recyclinghof – umso niedriger, je ökologischer der Entsorgungsweg ist. Die Orange Box zum Beispiel ist für die Kunden kostenlos. So verbinden die Müllgebühren Wirtschaftlichkeit und Ökologie: Wer trennt, der spart.

[Foto: BSR]

Vom Weg und Wert der Wertstoffe

Die Verwertungswege der getrennt erfassten Stoffe sind ebenso vielfältig wie die Stoffströme selbst. So arbeitet die Stadtreinigung bereits heute mit rund 80 privaten, meist mittelständischen Unternehmen in Sachen Verwertung zusammen. Beispiel Bioabfall – er wird derzeit im Umland kompostiert und so zu einem Bodenverbesserer für die sandigen Böden Brandenburgs. Künftig wird es aber einen noch höheren Nutzen geben: Eine moderne Biovergärungsanlage befindet sich derzeit im Genehmigungsverfahren. In ihr sollen neben festen und flüssigen Gärresten – also Dünger – vor allem Biogas aus den Abfällen produziert werden. Mit diesem Gas werden dann rund 150 Müllsammelfahrzeuge betankt. So werden nicht nur rund drei Mio. Liter Diesel durch den umweltfreundlichen Kraftstoff Biogas ersetzt, sondern die gasbetriebenen Fahrzeuge leisten auch einen Beitrag zur Reduzierung von Feinstaubemissionen und zur Lärmminderung in der Stadt.
Und so ist es bei den meisten Wertstoffen: Der „Wert“ ist ein ökologischer und weniger ein ökonomischer. Für kaum einen Sekundärrohstoff – mit Ausnahme von derzeit Papier und Kupfer – erzielt man Erlöse, die die gesamten Kosten der Vorbehandlung – von der Logistik über die Aufbereitung bis zur Vermarktung – decken. Dennoch tragen die Erlöse aus diesen Wertstoffen zur Gebührendämpfung bei. Davon profitieren alle, denn Berlin hat die niedrigsten Abfallgebühren aller Großstädte in Deutschland.
Der ökologische Nutzen des Recyclings ist allerdings bemerkenswert: Im Durchschnitt können pro Tonne Wertstoff z.B. aus der Orange Box bis zu 880 kg CO2 eingespart werden. Bei flächendeckender Nutzung der Orange Box in Berlin könnte die CO2-Bilanz so noch einmal jährlich umrund 40 000 Tonnen verbessert werden.
 

46 - Frühjahr 2011