Äpfel beflügeln Phantasie und Gesundheit, und der erfolgreiche Unternehmer Lorenz Lorenzen aus Teltow weiß,wie man sich die schönsten Früchte in den Garten holt.
Das Einheitsangebot in Baumschulen hat ihn geärgert. Und die drei bis vier Sorten Äpfel, die den Kunden in Supermärkten offeriert werden. Wo es doch tausende Apfelsorten gibt – und jeder Deutsche durchschnittlich 18 Kilogramm Äpfel im Jahr isst. Seit dem Jahr 2000 betreibt Lorenz Lorenzen mit Geschäftspartnern deshalb in Teltow das Unternehmen Arboterra GmbH. „Der Druck muss von der Verbraucherseite kommen“, sagt er. Und in Sachen Apfel stimmt der Druck. Immer mehr Kunden wollen sich nicht mehr nur mit den Supermarktsorten zufriedengeben. „Sie verspüren eine Sehnsucht nach der guten alten Zeit, erinnern sich an das herrliche Obst, das sie als Kind gegessen haben, und fragen sich, wo sie das herbekommen.“ Im Supermarkt jedenfalls nicht. Deshalb wird Omas Apfelbaum neuerdings gern selbst angebaut. Die alten Sorten tragen so schöne Namen wie zum Beispiel Delbar Estivale, Graf Etzo, Apollo, Pirol oder Spartan (ein guter, alter Weihnachtsapfel).
Rheinischer Bohnapfel und Roter Boskoop [Fotos: Arboterra GmbH]
Auf rund 150 besondere Sorten hat sich Arboterra spezialisiert. Und auf Beratung. Die Entscheidung, einen Apfelbaum zu kaufen, will schließlich wohlüberlegt sein. Lorenz Lorenzen sammelt aus Leidenschaft zu den Früchten alte Abbildungen der Äpfel, dies hilft auch bei der oft akribischen Suche von Kunden nach den Lieblingsäpfeln ihrer Kindheit, von denen sie den Namen vergessen haben oder sich nur noch vage an ihn erinnern können. „Wir sind froh über jede alte Sorte, die erhalten wird“, sagt der Apfel-Unternehmer. Und die Bäume sind dankbare Gewächse. „Man braucht keine besonderen Vorkenntnisse, wir geben den Kunden die richtigen Pflegetipps, wie zum Beispiel häufiges Gießen in den ersten Monaten“, erklärt der Experte, der der Liebe und Äpfel wegen aus Schleswig-Holstein nach Brandenburg zog. Wer vom eigenen Apfelbaum träumt, hat noch ein wenig Zeit, sich einzulesen und eine Entscheidung zu treffen. „Die beste Pflanzzeit ist Herbst“, sagt der Experte. Ab 25 bis 30 Euro sind kleine, zarte Pflänzchen zu erwerben, 150 Sorten stehen zur Auswahl, alle Gehölze sind handveredelt. Woher der Apfel kommt, ist klar: aus dem Paradies. Und das liegt in Kasachstan. Der 2009 verstorbene Pomologe Aymak Djangaliev wollte beweisen, dass die Geschichte dieser Frucht in Kasachstan begann. Über 60 Jahre lang beschäftigte er sich mit dem „Malus sieversii“, dem asiatischen Wildapfel. Im Hochgebirge Tian Shan in Kasachstan wuchsen vor 165 Millionen Jahren vermutlich die ersten Apfelbäume der Erde. Ihre Früchte haben geradezu magische Merkmale. Sie sind robust, schmecken gut, wachsen in dichten Wäldern, werden bis zu 300 Jahre alt und haben im Laufe der Jahrtausende eine außergewöhnliche Resistenz gegen Krankheiten entwickelt. Aymak Djangaliev forschte bis zu seinem Tod an der Frage, wie man sich diese Resistenz für das 21. Jahrhundert zunutze machen kann. Experten führen seine Arbeit nun weiter. Der Malus sieversii scheint von Natur aus gegen einige Baumkrankheiten gewappnet zu sein. Aymak Djangaliev hat bewiesen, dass der Apfel ursprünglich eine Genkombination besaß, die mit den Jahrhunderten – nachdem die Menschen entdeckt hatten, wie gut Äpfel schmecken, war er von Asien nach Europa gelangt – verlorengegangen ist. Eine der Aufgaben der Zukunft ist es, den kasachischen Ur-Apfel zu Kreuzungen zu nutzen, die die Früchte künftig stark und gesund machen. Starke und gesunde Äpfel aus Brandenburg gibt es in dem kleinen Laden „Apfelgalerie“ in der Goltzstraße in Schöneberg. Dort offeriert man der Kundschaft Äpfel vom Obsthof Schernus & Bröcke in Frankfurt/Oder und einen „Online-Apfelberater“. Gibt man „alte Apfelsorten“ ein, empfiehlt der virtuelle Berater unter anderem Goldparmäne, eine Sorte mit nuss- oder marzipanartigem Aroma, wer es „süß, saftig und fest“ mag, sollte Pinova oder Pirol kaufen, der Pilot schmeckt säuerlich und ist saftig. Neben saisonalen Früchten und Gemüsesorten gibt es in der Apfelgalerie auch wunderbare, selbst hergestellte Säfte. Aus Äpfeln natürlich – und manchmal sind auch Birnen drin. Und während Weinköniginnen in ihren Regionen kleine Berühmtheiten sind, ist die Tatsache, dass Brandenburg eine Apfelkönigin hat, vermutlich nur Insidern bekannt. Zu Cathleen Wollaniks wichtigsten Terminen gehört die Eröffnung der Brandenburger Apfelernte und das Lächeln am „Tag des Apfels“, der seit zwei Jahren im Januar gefeiert wird.
Silvia Meixner