Radwandern in der Mark Brandenburg erfreut sich immer größerer Beliebtheit und ist für die Tourismusbranche ein nicht unwichtiger Wirtschaftsfaktor, denn Radfahrer sind immer auch zahlende Touristen. Mittlerweile existiert ein Radwandernetz mit über siebentausend Kilometern neu ausgebauter Radwege, die durch eine abwechslungsreiche Naturlandschaft mit über dreitausend Flüssen und Seen, geschichtsträchtigen Orten, alten Herrensitzen und reizvollen Schlössern führen.
Sicherlich gibt es für Radfahrer auch „weiße Flecken“, in Ermangelung geeigneter Wege dorthin. Sobald nämlich zu lange Strecken auf verkehrsreichen Straßen zurückzulegen sind, wählt der Radfahrer lieber ein anderes Ziel. Dass allerdings so manch interessanter Ausflugsort durch Radfahrer eine enorme Aufwertung erfahren kann, zeigt sich am Beispiel des südlich von Berlins Stadtgrenze gelegenen Schloss Diedersdorf. Nach zehnjähriger Planung wurde zwischen den Orten Birkholz und Diedersdorf im vergangenen Jahr der erste von mittlerweile sieben Radwegen eröffnet, der direkt zum Schloss führt. Zuvor ausschließlich von motorisierten Ausflüglern besucht, tauchten prompt die ersten Radler im Schloss auf. Für Inhaber Thomas Worm Grund genug, seinen Ursprungsplan in die Tat umzusetzen: „Wir müssen die Berliner jetzt schon ab der Stadtgrenze über neue und sichere Routen direkt bis zum Schloss führen und so dieses als Wochenendziel ins Bewusstsein der Berliner rücken.“ Seine Konzeption sah vor, alle vorhandenen Feld- und Waldwege, den ehemaligen Postenweg entlang des Mauerverlaufes und die bestehenden Radwege auf ihre Tauglichkeit auch für Familienausflüge amtlich prüfen zu lassen und neue Routen festzulegen. Als Ergebnis existieren seit Herbst 2010 nun sieben neu ausgeschilderte Fahrradrouten zum Schloss: aus Marienfelde, Lichtenrade, Großbeeren, Kleinbeeren und Blankenfelde. Ein Aktionstag, verbunden mit „Großem Radfest“, krönte das Projekt: 1300 Radfahrer lockte es an dem Tag nach Schloss Diedersdorf. Um die neuen Anfahrtmöglichkeiten publik zu machen, ließen die Macher um Worm eine Radkarte des Berliner Südens mit den neuen Routen drucken und auf der ITB und Grünen Woche verteilen. Mit einschlagendem Erfolg: Die ersten Gäste zur Eröffnung der Biergartensaison in diesem Frühjahr kamen per Rad. An den folgenden Wochenenden stieg deren Zahl derart, dass die vorhandenen Radabstell-Möglichkeiten nicht mehr ausreichten und neue Ständer installiert werden mussten.
Bequem mit dem Fahrrad auf Entdeckungstour in Brandenburg [Fotos: D.Tonn]
Inzwischen sind auch viele Familien mit Kindern unterwegs, die die landschaftlich reizvolle Fahrt und gefahrlose Anfahrt zu schätzen wissen. Demnächst soll sich das Schloss auch als zertifiziertes „Bett&Bike“-Quartier im Online-Radnavigator des Landes Brandenburg wiederfinden. Somit beschert die Verwirklichung des Radprojekts nicht nur Schloss Diedersdorf mehr Gäste, sondern befördert gleichermaßen die Attraktivität des südlichen Berliner Umlands für die Berliner und Brandenburger als fahrrad- und familienfreundliches Ausflugsgebiet.
D.T. / R.W.